Feste Instanz in der Musik von Bretschneider: Der Nord Lead Modular. Ein digitaler DSP-Prozessor, der von einem Plug-in am Rechner gesteuert wird und voll-modulare Klangkreationen möglich macht. Auf die Frage, ob er denn einen klanglichen Unterschied zwischen den vom Computer berechneten und den analog hergestellten Klängen hören
kann, entgegnet Bretschneider zögernd, dass es eine lange Zeit gab, in der er mit den Ergebnissen aus dem Rechner sehr glücklich war. Das habe sich mit dem Modularsystem allerdings teilweise geändert: „Eine Rechteck-Wellenform ist und bleibt ein Rechteck – egal ob sie analog oder digital ist. Aber sobald Frequenz- oder Pulsweitenmodulation ins Spiel kommt, sieht die Sache schon anders aus. Da klingt echte Hardware schon ein Stück weit lebendiger.“

Überhaupt ist der gebürtige Chemnitzer in Sachen Klang ein undogmatischer Pragmatiker. So setzt er beispielsweise als Audio-Wandler den Behringer UMC1820 ein – ein Interface, dessen Straßenpreis weit unter 300 Euro liegt und mit dem er absolut zufrieden ist. Und auch in der praktischen Arbeit findet er nicht selten ebenso einfache, wie günstige Workarounds, die manchmal teure externe Hardware überflüssig machen. So nutzt er etwa seine Elektron Octatrack als Clock-Generator, indem er ein simples Pulssignal über die Einzelausgänge leitet.

Gefragt, ob die Inspirationen für die Stücke seines Albums eher aus konzeptionellen Gedanken oder aus der praktischen Arbeit an den Geräten stammen, sagt Bretschneider, dass es auf dem Album Sachen gebe, die noch zurück bis ins Jahr 1996 reichen: „Gute Ideen, die ich immer mal wieder angefasst, dann aber nicht weiterverfolgt habe, bis ich mir vorheriges Jahr sagte: ‚Das muss mal zu einem Ende kommen‘.“ Daher stammen auch noch die ganzen Titel wie „Optik“, „Mechanik“ oder „Kinetik“. Das Schöne sei am Ende gewesen, dass sich im Gesamtkontext die ganzen Fragmente zu einem homogenen Ganzen zusammengefügt hätten und Lunik nun wie eine Bestandsaufnahme seines Schaffens und seiner Einflüsse klingt.

Das alles sei nicht möglich gewesen, wenn er nicht auf eine konsistente Datenhaltung und Verwaltung seiner Projekte zurückgreifen habe können, erklärt der Musiker. Dabei seien es drei Faktoren gewesen, die es ihm ermöglicht hätten, Material aus so einer großen Zeitspanne zusammenzufassen: Zum einen der Umstand, dass er regelmäßig Sessions aufgenommen habe, die teilweise als Stereospur im Hintergrund der aktuellen Veröffentlichung laufen. Zum anderen das regelmäßige Audio-Bouncen von Einzelspuren mit besonders gelungenen Sequenzen und Sounds. Und nicht zuletzt der regelmäßig Transfer seiner Logic-Projekte von einer Version zur Nächsthöheren.

Oft hat er Material auch in Ableton Live weiterverwendet. Und obwohl er Logik-User der ersten Stunde ist, sieht Bretschneider viele Vorteile in der Software von Ableton, wie etwa im schnellen Zugriff auf Samples, von denen er eine große Bibliothek hat. Diese stammt teilweise aus Fragmenten eigener Stücke, ein noch viel größerer Teil seien aber Samples von CDs von Musikmagazinen wie „Keys“ oder „Keyboards“, die er in vielen Jahren fleißig gesammelt habe, gesteht er schmunzelnd. Relativ entspannt ist die Herangehensweise von Bretschneider ans Thema Mischen: „Mir reichen ehrlich gesagt die internen Plug-ins von Logik völlig aus. Als Equalizer verwende ich dann noch den Fabfilter Pro-Q 2, manchmal noch den Volcano als Filter und das ist es eigentlich.“

1
2
Vorheriger ArtikelDie 5 besten Mixe im März
Nächster ArtikelDax J: Leben für die Nacht