Allein in Bezug auf das Recording ist der Hardware-Liebhaber Amato, der früher noch auf Tape aufgenommen hat, dann mit einem alten iMac und Cubase schließlich doch zur digitalen Aufzeichnung gewechselt. Seit fünf Jahren dient ein Apple mit Ableton Live und einem Motu-Interface als zentrale Aufnahmestation. Anfänglich mochte er den digitalen Klang überhaupt nicht, gibt der Musiker zu Protokoll. Er identifizierte dann schnell das Fehlen des Grundrauschens, wie es typischerweise beim Aufnehmen auf Band auftritt, als Ursache für die aseptische Anmutung, die ihn so störte. Er habe dann viel mit gelooptem Bandrauschen experimentiert, fand ein befriedigendes Ergebnis aber erst mit dem von Danny Wolfers alias Legowelt programmierten Plug-in „Smackos Tape Station“ [überhaupt sind alle Plug-ins von Ableton Live, die Legowelt unter dem Pseudonym Smacko als Freeware herausbringt, ausgesprochen empfehlenswert, wenn es darum geht, einen patinierten Lo-Fi-Sound zu erreichen; Anm. d. Aut.]. Im Idealfall kommt das Rauschen ohnehin schon von der verwendeten Hardware. So sei beispielsweise die TR-808 eine verlässliche Quelle für einen konstanten Noisefloor, befindet er. Und wenn man sich den sumpfig-saftig vor sich hin trommelnden Track „Dancing Mekanik“ seines neuen Albums anhört, der durchzogen ist von einem sublimen Gekruschel, weiß man, was er meint.
Dass sein Gerätepark ebenso überschaubar wie effizient ist, liegt vornehmlich daran, dass Michel Amato kein Sammler ist. Er sucht sich Synthesizer wegen ihres speziellen Klangs aus und nicht, um sie zu besitzen. Somit erfüllt jeder seiner Klangerzeuger eine ganz spezielle Funktion. „Mein letzter Kauf war das Roland System-100, meine Traummaschine, seit ich 17 bin. Der ist auf allen wichtigen Alben aus den frühen Achtzigern vertreten – von Depeche Mode bis Front 242. Und weißt du, was das Tollste ist? Ich habe es angeschaltet und es klang auf der Stelle genau so, wie auf diesen ganzen fantastischen Alben.“ Überhaupt kann der Musiker zu jedem seiner Geräte eine Geschichte erzählen und erinnert sich grinsend an seinen ersten eigenen Synthesizer: „Das war der MS-20. Ich war 17, wollte Musik mit einem Synthesizer machen und es gab nichts Faszinierenderes auf der Welt als diesen geheimnisvollen schwarzen Kasten mit all den Kabeln und Reglern. Ich muss dir nichts über die Enttäuschung meiner Eltern erzählen, als ich dann in meinem Zimmer saß und nur fürchterlicher Krach aus dem Teil kam. Ich aber habe es geliebt. Und obwohl ich überhaupt keine Ahnung von Harmonien oder Melodien hatte, hörte ich, dass das die Sounds aus der Musik von Captain Future und Space Pirate sind. Alle Sounds im Hintergrund: elektronisch. Unsere ganze Generation ist davon beeinflusst – ein Leben lang.“