Zuerst erschienen in Groove 168 (September/Oktober 2017).
In all den Zeitgeschichten, Biografien und Dokumentationen über die deutsche Musikgeschichte seit Ende der 60er-Jahre fällt ein Name immer wieder, egal ob es um Krautrock, Kraftwerk oder Heinz-Rudolf Kunze geht: Conny Plank. Der wichtigste deutsche Produzent und Sound-Engineer aller Zeiten ist das Bindeglied mehrerer Dekaden und Musikstile. In “Conny Studio” in Wolperath, einem Dorf eine Stunde östlich von Köln, wurde nicht nur einmal Geschichte geschrieben: Brian Eno, Devo, Ultravox, DAF, Eurythmics, sie alle nahmen hier Alben auf und quartierten sich auf dem hippiesken Bauernhof der Familie Plank ein. Immer mit dabei: Der kleine Stephan, Connys Sohn, der seinem 1987 an Krebs verstorbenen Vater jetzt mit einem Film ein wunderschönes Denkmal setzt. “Ich habe ihn als Vater kennengelernt, will aber jetzt wissen, wer dieser Produzent Conny Plank war”, sagte Stephan Plank vor ein paar Jahren.
In erster Linie dokumentiert er ihn auch als Künstler, spricht mit alten Weggefährten wie Michael Rother (Neu!), Holger Czukay (Can) oder Robert Görl (DAF) und sucht die Orte der Vergangenheit auf – zum Beispiel den alten Hof in Wolperath, wo Conny Plank 1974 in einem alten Schweinestall sein eigenes Studio aufbaute, als er mit Kraftwerks Autobahn oder den Alben von Cluster und Neu! schon längst zur Legende geworden war. Stephan Plank macht sich gleichzeitig auf die Suche nach Erinnerungen an einen Vater, der mehr Zeit im Studio verbrachte als mit seinem Sohn. Das wirkt tragisch, ist aber wichtig und nimmt dem musikalischen Part auch nicht zu viel Raum.
Es war wohl der Preis, den Conny Plank für all die legendären Platten zahlen musste. Conny Plank war mit dafür verantwortlich, dass deutsche Musik in der ganzen Welt bewundert wurde. Außerhalb der elektronischen Musik ist das überhaupt nicht mehr vorstellbar. The Potential Of Noise beweist, dass Conny Plank für die Musik dieselbe Rolle spielte wie Rainer Werner Fassbinder oder Werner Herzog für den deutschen Film. Besser wird’s nicht mehr, denkt man da fast.