Auf seinem zweitem Album Electric Stutter (Denovali) überformt der Düsseldorfer Orson Hentschel die tonnenschweren Tapeloops die sein Debüt „Feed the Tape“ noch dominierten mit Cinemascope-breiten Streichern, melodramatischem Gitarrentwang, Noir-Jazz und Retro-dystopischem Dark Ambient. Ein analoger Cyber Trip-Hop von beeindruckender Tiefenschärfe als akustische Möblierung für eine Apokalypse-Lounge in sich der grauglänzend blasse Oldschool-Maschinenmenschen zum Teetänzchen treffen, ihre Gasmasken mit Schwermetallfilter dabei aber nie ablegen.
Stream: Orson Hentschel – Paradise Future
Im Iran, einem Land das eher nicht wegen seiner musikalischen Exporte im Fokus der Aufmerksamkeit steht, hat sich in den vergangenen Jahre eine starke und originelle Szene von experimentellen Dronemusikern gebildet die über die Landesgrenzen hinaus wirken konnte. Siavash Amini ist einer ihrer wichtigsten am besten vernetzten Protagonisten. Sein sechstes transnational veröffentlichtes Album TAR (Hallow Ground) führt seine spezifische Mischung aus harschem Gitarrenfeedback und elegischen, neoklassisch anmutenden Sounds weiter in eher dystopische Regionen. Aminis subtile Melodik ist nur noch fragmentarisch und sehr unterschwellig unter den körnigen Noise-Kaskaden zu finden. Tief beeindruckend und hochdramatisch sind seine Soundscapes allerdings immer.
Stream: Siavash Amini – Rivers of Tar
Kosmisches Krautrockwabern aus analogen Modularsynthesizerschränken hat die Psychedelik fest in ihrer DNS verankert. Diese Oldschool-Variante des avanciertem Hüllkurven-Blubberns ist der Kern des Xordox-Projektes von J. G. Thirlwell, älteren Jahrgängen vielleicht eher unter seinem New Wave/Industrial-Alias Foetus bekannt. Auf Neospection (Editions Mego, VÖ: 14. Juli) emulieren Thirlwell und Gast Sarah Lipstate (Noveller) mit ihren Maschinen beziehungsweise Pedalen einen beeindruckenden Vintage-Sound auf den die Erfinder dieser Klangfarben in den siebziger Jahren sicher ziemlich neidisch gewesen wären.
Stream: Xordox – Diamonds
Die Modularsynthesizer-Bigband The Knob, The Finger & The It rekrutiert sich aus dem Umfeld der Kölner Kunsthochschule für Medien. Auf Astrocamping (Makiphon) pflegen Andreas Oskar Hirsch, Volker Hennes und Tobias Grewenig (von der “The Missing Present Band” des ehemaligen KHM Dozenten Anthony Moore) eine kleinteilige und sehr verspielte Electronica, die zeigt das die alten Analogmaschinen nicht nur für wabernden Retro-Sound zu gebrauchen sind sondern auch einen frischen und modernen Klang.
Video: The Knob, The Finger & The It – Don’t Snooze While Hot