Eine überaus angenehmes Gefühl der Verwerfung und Verwirrung wird vom Duo-Debüt des Berliner Israelis Yair Elazar Glotman & Mats Erlandsson aus Stockholm ausgelöst. Auf Negative Chambers (Miasmah) haben sich beide etwas abseits ihrer üblichen Produktionsweisen und Genres getroffen: Glotman produziert sonst düster-minimalen Techno als KETEV und Erlandsson experimentelles Lo-Fi Modulargeblubber für Tape-Labels wie Posh Isolation. Ihr Album nimmt die Akustikgitarre, das Banjo und andere Wurzelmusikinstrumente aus ihrem angestammten Folk-Kontext heraus und versetzt sie in eine elektrisch-synthetische Drone Umgebung. Das verdreht die Synapsen in einem sanften aber unnachgiebigen Griff und ist fast durchweg wunderschön.


Stream: Yair Elazar Glotman & Mats Erlandsson – Negative Chambers

Der britische Gitarrist Mike Cooper hat schon mehrere musikalische Leben hinter sich, vom Country-Blues-Erneuerer Ende der sechziger Jahre, über World Music und Exotica in den Achtzigern zum Free Jazz und Improv der neunziger Jahre. Seine umfangreiche Diskographie schließt auch Weihnachtslieder und hawaiiselige Easy Listening-Platten mit ein. In den vergangenen Jahren hat sich Cooper wieder auf eine eher traditionelle Spielweise seiner bevorzugten Saiteninstrumente Akustikgitarre, Banjo, Slide-Guitar und Pedal Steel konzentriert. Auf Songs und Strukturen statt Free Improv und Textur. Gleichzeitig hat er aber auch die Möglichkeiten digitaler Klangbearbeitung mit aufgenommen. So dominiert auf Raft (Room40, VÖ 9. Juli) eine angenehm verwirrende und schwer kategorisierbare experimentelle Improv-Electronica die Glitch und IDM genauso viel verdankt wie John Fahey und Robert Johnson.


Video: Mike Cooper – Raft 21 Guayaquil To Tully

Unübersichtlichkeit und Verwirrung über das was sich da unter den heranrollenden Soundwellen gerade abspielt charakterisiert die Arbeiten von Phonophani, dem inzwischen knapp zwanzig Jahre bestehenden Soloprojekt des Norwegers Espen Sommer Eide. Animal Imagination (Hubro) eines der seltenen Lebenszeichen Eides, der mit der Laptopband Alog einer der Pioniere von Folktronica war. Seine stark verwitterten Samples und Loops definieren eine genuin digitale Fehler-Psychedelik die von Glitch und Collage-Ästhetik gelernt hat, sich aber nicht scheut die analogen Hände digital schmutzig zu machen. Phonophanis dichte Tracks überwältigen meist durch ihre Massivität und Stärke, etwa im erhabenen elfminütigen Titelstück. Darin sind sie Wolfgang Voigts „Rückverzauberung“ Projekt nahe verwandt. Phonophani ist aber nicht nur Masse und Macht: Hin und wieder blitzt eine gefährdete “Angel Echoes”-Schönheit auf.


Stream: Phonophani – Deep Learning

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