Lass uns zu deinen Anfängen als DJ zurückgehen. Als du die Entscheidung getroffen hast, deine Studium abzubrechen und dich auf die Musik zu konzentrieren, wie weit warst du denn da schon in deiner musikalischen Karriere?
Ich habe zwei Studiengänge abgebrochen. Kunst war mein erster. Da hatte ich schon angefangen, Musik zu machen. Noch nicht so richtig angefangen aufzulegen, aber zu produzieren. Das hab ich dann aber wieder sein lassen, weil ich nur einen Computer hatte und damit nicht zurechtkam. Dann habe ich die Entscheidung getroffen, Musikwissenschaften und Physik zu studieren. Das hat ein Jahr lang gehalten, bis ich darauf auch keinen Bock mehr hatte. In der Zeit habe ich angefangen, intensiv aufzulegen, hauptsächlich in Hamburg. Das war es dann mit meiner akademischen Karriere.

Hast du alleine angefangen aufzulegen oder hattest du einen Freundeskreis, der ähnlich drauf war?
Ein bisschen beides. Ich habe es mir alleine beigebracht. Ich war einmal bei einem Freund zuhause, die hatten Plattenspieler. Sie haben mich für fünf Minuten mal rangelassen, wollten dann aber lieber selber auflegen. Ich kannte auch Leute von Smallville oder Leute die im Pudel aufgelegt haben. Ich bin viel ausgegangen. Vor allem Smallville haben 2008, 2009 sehr viele Partys in Hamburg veranstaltet, da bin ich immer dabei gewesen. Ich habe mal gefragt, ob ich bei denen zuhause was ausprobieren darf. Aber das hat irgendwie nie so richtig geklappt. (lacht) Ich hab mir dann einfach Plattenspieler gekauft und es mir selber beigebracht. Ich weiß noch als die Dinger endlich bei mir zuhause ankamen. Das war das größte Weihnachtsgeschenk aller Zeiten. Ich war wie ein vierjähriges Kind, das vor seinem ersten Fahrrad steht. Und seitdem stehe ich fast jeden Tag an den Dingern. 


Stream: Helena Hauff – Groove Podcast 26

Wie hast du eigentlich zu deiner Soundästhetik gefunden? Wusstest du von Anfang an, worauf du hinauswolltest?
Das ist auf jeden Fall eine Entwicklung gewesen. Ich habe auch viel House aufgelegt, aber immer nach rougheren oder härteren Sachen gesucht. Ich habe viel House gekauft, aber auch sehr schnellen Electro und Detroit Techno. Das ist ja auch das, was ich immer noch gerne spiele. Der Sound hat sich aber erst über die Zeit hinweg manifestiert. Obwohl sich das auch bei mir ändert. Jetzt gerade habe ich eher Lust auf schnellere Sachen. Aber das heißt auch nicht, dass es so bleiben wird.

Mittlerweile spielst du ja auch in sehr unterschiedlichen Rahmen – kleine Klubnächte, große Festivals. Machst du da einen Unterschied in den Sachen, die du auswählst? Musst du da manchmal Kompromisse eingehen?
Nein, nicht wirklich. Wenn man in größeren Räumen spielt, geht sehr filigraner Sound einfach verloren. Nicht unbedingt, weil ich die Crowd pleasen will. Sondern vielleicht eher, weil ich dem Soundsystem gerecht werden möchte. Mehr als den Leuten, die dort sind. Die Sachen kommen in so großen Räumen einfach nicht an, man hört das gar nicht, wie schön die sind. Die sind dann einfach nur schwach. Aber das ist in kleinen Räumen genauso. So super harte, schnelle Techno-Sachen sind manchmal zu viel. Ich erinnere mich an eine Nacht im Pudel, wo ich super viel Techno dabei hatte – das hat einfach überhaupt nicht funktioniert. Ich hatte total Lust auf den Sound an dem Abend, habe aber festgestellt, das macht in diesem Raum einfach keinen Sinn. Das ist total überfordernd. Da braucht es Kleineres, mit Melodien und so.

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