Deine Plattensammlung sieht ja schon recht chaotisch aus. Hast du da irgendein System, weißt du wo alles ist?
(lacht) Ich weiß, wo alles ist, aber ein System habe ich nicht. Meistens stehen die Platten, die ich grade besonders mag oder die ich spiele, vorne im Stapel. Tatsächlich finde ich auch oft Platten nicht. Aber ich habe eine Idee, wo was liegt, und dann ist es da meistens auch. Ich habe keine Ahnung, wie man Sachen sortiert, ich könnte niemals Steuerberaterin sein.

Inzwischen ist es ja so, dass besonders auf großen Veranstaltungen viele DJs digital spielen. Funktioniert da für dich als Vinly-DJ immer alles so, wie es soll?
Ich bekomme schon oft Probleme. Lustiger Weise habe ich eher bei kleineren Veranstaltungen Probleme als bei großen. Denn ich habe schon ein bisschen das Gefühl, dass es einfacher wird. Weil die Veranstalter sich dann den Rider ein bisschen genauer durchlesen. Denn wenn man eine Veranstaltung als Headliner spielt, ist es ja auch relativ wichtig, dass es funktioniert. (lacht) Früher, so vor fünf Jahren, habe ich öfter Probleme gehabt als jetzt. Aber es passiert manchmal auch, dass es einfach nicht geht. Dass die Plattenspieler komplett im Arsch sind, nicht richtig isoliert sind. Dass es Rückkoppelung gibt, die Nadeln springen. Ich könnte natürlich sicherheitshalber einen Stick dabeihaben. Aber wenn ich mir die Mühe mache und Platten mit mir herumschleppe, dann ist das Arbeit. Da möchte ich auch, dass die Soundtypen vorher wenigstens einen Soundcheck machen mit den Plattenspielern. Wenn ich ihn nicht machen kann, weil ich zu spät komme, oder die Veranstaltung früh anfängt. Das ist das Mindeste, was man machen kann. Ich möchte es denen auch gar nicht allzu leicht machen, indem ich dann mit CDs auflege. Die sollen schon merken, dass es so nicht geht und dass sie sich vielleicht auch ein bisschen anstrengen müssen, wenn ich mich anstrenge und den Scheiß mit mir rumschleppe.

Kannst du dann nicht spielen?
Ich musste schon mal aufhören, ja. Ich erinnere mich an eine Situation, da ging es nicht und der Soundtyp war auch nicht besonders freundlich und hilfsbereit. Er kam dann an und meinte, das Einzige, was wir machen können ist es leise zu drehen. Das ist keine Lösung, dann spiele ich lieber gar nicht. Also bin ich gegangen, hab eine Flasche Vodka getrunken und in der Toilette gekotzt. Das war dann das Ergebnis der Nacht. (lacht)


Video: Helena Hauff – The First Time He Thought, He Died

In den letzten Jahren ist deine Karriere ja schon ziemlich durch die Decke gegangen.
Ja, vielleicht. (lächelt)

Hat sich dadurch für dich etwas verändert?
Ich bin vor zwei Jahren umgezogen. Ich habe mein Bett nicht mehr im Studio – ganz fancy. (lacht) Ist allerdings immer noch eine sehr kleine Wohnung, mit einem Arschloch-Nachbar. 

Du hast ja ganz schön viele Projekte am Laufen: Du tourst, du hast dein eigenes Label, du produzierst, du hast jetzt auch ‘ne Radiosendung auf BBC Radio 1 – wie kriegst du das denn alles unter einen Hut?
Schwierig! (lacht) Super schwierig. Vor allem das mit dem Touren. Zeit gibt es ja genug zwischen den Gigs am Wochenende. Aber diese ganze E-Mail-Geschichte ist glaub ich das, was mich am meisten nervt. Ich bekomme einfach so derartig viele E-Mails, dass ich sie nicht mehr beantworten kann. Was das Produzieren angeht, bin ich oft nicht in der Stimmung, selbst wenn ich Zeit dazu habe. Der Kopf ist einfach nicht da. Manchmal muss ich mich dazu zwingen, ins Studio zu gehen und etwas zu machen. Das vielleicht nicht als Arbeit zu sehen, sondern als Entspannungszeit. Einfach im Studio zu sein – es muss ja nichts dabei rauskommen. Das ist eine Sache der Einstellung und ich muss ein bisschen versuchen, meinen Kopf umzuprogrammieren.

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