Foto: Catalina Perez Lopez (Lucrecia Dalt)
Das Festival Heroines of Sound wurde 2014 gestartet, um einen intensiven Blick auf Künstlerinnen der frühen elektronischen Musik zu werfen, die oft im Schatten ihrer männlichen Kollegen agierten. Delia Derbyshire etwa – siehe auch unsere aktuelle Ausgabe – schrieb in fast völliger Anonymität im Rahmen des Radiophonic Workshops der BBC Melodien für Millionen und Suzanne Ciani konnte zwar als Komponistin für Star Wars oder Coca Cola gut leben, wird aber selbst heute kaum als Pionierin des Buchla-Synthesizers.
Heroines Of Sound fungiert aber nicht nur als historische Aufarbeitung, sondern holt sich zeitgenössische musikalische Entwürfe mit ins Boot. Kuratiert wird das in Berlin ansässige Festival, welches es vom Berghain ins Radialsystem V und für die diesjährige Ausgabe ins HAU2 zoge, von der Musik-Theaterregisseurin Bettina Wackernagel, UdK-Dozentin Sabine Sanio und Mo Loschelder, letztere als ehemalige Hard Wax-Mitarbeiterin und Gründerin der Agentur Media Loca bekannt.
Video: Cathy Berberian – Stripsody
Der Fokus der dritten Ausgabe von Heroines Of Sound liegt einerseits auf Beatriz Ferreyra und Christine Groult aus dem Umfeld der von Pierre Schaeffer 1958 begründeten musique concrète-Schmiedstädte GRM (groupe de recherches musicales) sowie der 1983 verstorbenen Cathy Berberian, die als Gesangskünstlerin nicht nur mit den Partiturkonventionen brach, sondern auch dringend notwendigen Humor in Avantgarde-Kreise einziehen ließ. Neben Ute Wassermann und Anna Clementis wird auch die Georgerien Natalie Beridze gemeinsam mit Sofia Härdig Berberians Erbe neu interpretieren.
Frischen Wind gibt es allemal zu hören. Neben einer Performance-Video-Installation von Miako Klein und Theremin-Musik von Dorit Chrysler gibt es experimentelle Musik zu hören, die immer wieder mit Clubformaten in Berührung gekommen ist. Perera Elsewhere etwa ist heutzutage eher für atmosphärische Gitarrenmusik bekannt, begann ihre Karriere aber als Teil von Jahcoozi mit Releases auf Kitty-Yo und Bpitch Control, wie auch etwa die Stimme einer Lucrecia Dalt nicht nur auf ihren eigenen zahlreichen Releases für unter anderem Nicolas Jaars Label Other People, sondern auch auf Tracks von etwa These Hidden Hands zu hören war. Nicht allein in der Vergangenheit lassen sich mehr als genug Sound-Heldinnen ausfindig machen.
Groove präsentiert: Heroines of Sound
08. bis 10. Dezember 2016
Tickets: Tageskarte 15€ (10€ reduziert)
HAU2
Stresemannstraße 29
10963 Berlin