In der nordenglischen Einöde, im eisigen “Yorkshire Fog” geht es naturgemäß deutlich kühler zu, aber wie wir seit Demdike Stares Explorationen wissen, nicht weniger esoterisch. Der mit dem Duo und ihrem Label assoziierte Gary Howell alias G.H. baut sich auf Housebound Demigod (Modern Love) einen offensiv grimmigen Schrein aus düsterem Dronemetal-Noise, harschen Grime-Häckseln und dystopisch unscharfem Techno.
Video: G.H. – Housebound Demigod
Auf der exakt gegenüberliegenden Seite der emotionalen Skala spielt seit jeher die folkig leichte Electronica von Isan. Glass Bird Movement (Morr), ihr mittlerweile achtes Album in fast zwanzig Jahren ist da keine Ausnahme. Altbewährte freundliche Klimpersounds, kleine Beats, immer noch, immer wieder aufs Neue schön und entspannend.
Stream: Isan – Parley Glove
Im Zusammenhang mit dem simplen wie altbewährten und dabei leicht altmodischen aber immer überzeugenden Wohlklang wie er etwa von Isan praktiziert wird, sei noch die Kollaboration der mit dem Düsseldorfer „Salon des Amateurs“ assoziierten Wolf Müller & Cass. erwähnt. Ihre Mini-LP The Sound Of The Glades (International Feel) ist schon im Juni erschienen und hier leider untergegangen. Die clevere wie leidenschaftliche Hommage an Brian Enos Another Green World ist perfekter Retro-Ambient mit exotischen Sounds und kleinen Beats bis hin zum Fretless Bass und darin wirklich tiefenwirksam und bezaubernd. Einzig die extrem klare, analytische Produktion wäre Eno wohl so nicht untergekommen.
Stream: Wolf Müller & Cass. – The Sound Of The Glades
Sowieso scheint gerade ein kleines Revival von Brian Enos Sound der frühen achtziger Jahre in der Luft zu liegen.
Stream: Bartosz Kruczynski – Baltic Beat
So changiert sowohl der Baltic Beat (Growing Bin) des Polen Bartosz Kruczynski, der als Ptaki mit samplebasiertem Instrumental-Hip-Hop eine augenzwinkernde Achtziger-Jahre Nostalgie feierte, wie auch die Altitude Attitudes (Antinote) von Mind Lotion, hinter dem sich der australische House-Produzent Mic Newman alias Fantastic Man verbirgt, zwischen nostalgischer Hommage und vorsichtiger Erweiterung des Eno-Vorlage in Richtung balearischen Chill-Outs. Beide Alben sind wunderschön und tiefenentspannt.
Stream: Mind Lotion – Astro Girl
Wie sich ein zutiefst affirmatives Verständnis von Electronica mit modernsten produktionstechnischen und klangästhetischen Mitteln umsetzen lässt demonstriert die auch schon vor einigen Monaten erschienene Motion EP (Codes/PAN) der britischen Newcomerin Sky H1. Sie spielt hyperfuturistische Bassmusik im Geiste Brian Enos, Laraajis und dem Ambient der späten siebziger Jahre. Ein genialer Hybrid, der nie hybrid, forciert oder zusammengenäht wirkt. Ein unverhofft großartiges Debüt mit der dringenden Hoffnung auf mehr.
Stream: Sky H1 – Air