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Eve Adam And 2016

Lebenshauch für Thüringen

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Fotos: Timo Sommer

Thüringen wurde in den neunziger Jahren von den Technobastionen Frankfurt und Kassel im Westen und Leipzig im Osten überschattet, wo die Provinzraver aus dem Thüringer Wald ein zweites Zuhause fanden. Mit dem Erfolg der FAT-Crew stand zumindest Jena mit einem Mal im Rampenlicht, und Robag Wruhme (der seit Anfang der Neunziger als DJ Gabor Aufbauarbeit betrieb), Thomas Sperling und Co. wurden für ihre Basisarbeit belohnt. Das aber auch in Erfurt, und verschlafenen Kleinstädtchen wie Nordhausen, Mühlhausen, Gotha, Schmalkalden oder eben auch Eisenach um die Jahrtausendwende eine sehr aktive Szene existiert(e), drang kaum über die Landesgrenzen. Von frühen Erfurter Unterweltclubs in konsistent zwielichtigen Locations und Schmalkaldener Liebhaberelektronik ausgehend entwickelte sich durch die frühen Neunziger bis in die Nuller-Jahre hinein selbst in den letzten Bergkäffern ein festes Netz aus Veranstalter-Crews, Labels, Plattenläden, Radiosendern und Fanzines sowie abseits der Städte unzählige legale und illegale Wald- und Wiesen-Raves mit zunehmend durchprofessionalisierteren Ausmaßen. All das trifft so auch auf Eisenach zu, einem verschlafenen Städtchen, das ansonsten eher für Wartburg, Rennsteig und Martin Luther berühmt ist.

Inzwischen ist das Angebot spärlicher, im Umland ist es erwartungsgemäß verschlafen und der letzte Plattenladen hat schon lange dicht gemacht. Die Protagonisten sind dem allgemeinen Trend folgend in alle Winde verstreut und nicht nur die erste, sondern auch die zweite und dritte Generation sind inzwischen schon nicht mehr im Lande. Die alten Netzwerke existieren zwar noch, der Aktivismus aber hat sich entweder nach Berlin, Leipzig, Hamburg und so weiter verlagert beziehungsweise wird trotz Thüringer Wurzeln eben diesen zugeordnet, wie das Lowtec’sche Workshop– & R.A.N.D. Muzik-Universum. Oder aber dieser Aktivismus findet im Netz stazt, wie z.B. die unermüdlich vom Tegernsee aus die Thüringen-Fahne schwenkende Broque-Crew. Ansonsten vor allem Liebhaberaktivitäten wie z.B. die kleinen aber feinen Labels Polynom und Polyfon aus Weimar beziehungsweise Erfurt, die sich in der Regel weitgehend unter dem Radar bewegen.

Eve Adam And by Timo Sommer_1

Das Eisenacher Festival Eve Adam And versucht all dem seit 2010 mit viel Enthusiasmus wieder mehr Leben und Glanz einzuhauchen. Gestartet und organisiert wird das Eve Adam And von einer jungen Crew mit Eisenacher Wurzeln, die symptomatischer Weise ebenfalls lange nicht mehr im Lande verweilt und stattdessen von Hamburg aus versucht, der Region auf diesem Wege etwas zurückzugeben. Was als kleines Umsonst-und-Draußen-Event an malerischen Ecken in der Eisenacher Natur begann, wuchs über die Jahre trotz gelegentlichem Gegenwind aus behördlicher Richtung auf amtliche Festivalgröße an, mit 3500 Teilnehmern in 2014/2015 und zunehmend professionalisierten Strukturen.

2016 fand das Eve Adam And nun an bewährter Location leicht versteckt und gut markiert im Wald statt. Es bewies einmal mehr, warum es sich lohnt, abseits der üblichen Festivalgrößen nach Kleinoden wie diesem zu schauen. Das kompakte Booking bot mit Live-Acts von Ruede Hagelstein, Jan Blomqvist & Band oder Greenville Massive sowie DJ-Sets von Daniel Stefanik, Stephan Bodzin und vielen anderen vor allem lokalen Acts kaum Superstars. Dafür aber zuverlässige Garanten für gute Festivalunterhaltung und einen musikalischen Rahmen für ein kleines und äußerst liebevoll kuratiertes 24-Stunden-Festival, das sowohl für einen familienfreundlichen Tag im Grünen wie für die nächtliche Abfahrt gut ist.

Eva Adam And - Stephan Bodzin by Timo Sommer

Von der liebevollen Deko über das massive Soundsystem auf der Main Stage bis hin zum kleinen Kunstmarkt von lokalen Kleinkünstlern war hier zu sehen, dass es eben nicht um die großen Stars und Massenappeal geht. Sondern darum, mit viel Mühe und Hingabe einer Region, die ansonsten nicht mehr unbedingt reich an kulturellen Highlights und florierenden Subkulturen ist, etwas Leben einzuhauchen. Professionalität in allen Belangen, publikumsfreundliche Preise, viel Liebe für die kleinen Details und ein familiäres Setting sorgten für sichtliche Freude auf und vor den Bühnen, wobei ganz besonders Ruede Hagelstein und Stephan Bodzin mit ihren Sets für kollektive Euphorie beim Sonnenaufgang sorgten.

Das Eve Adam And war auch in diesem Jahr wieder ein kleiner Lichtblick im Thüringer Sommerloch. Es bleibt zu hoffen, dass das junge Veranstalterteam in den nächsten Jahren weiterhin offene Thüringer Türen einrennen wird.

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