Illustration: Presse (Krake Festival)
Das Krake Festival in Berlin setzt der gutgeölten, globalen Festivalindustrie eine real existierende, lokale Szene entgegen. Die Krake ist aus dem Killekill Label von Nico Deuster entstanden, auf dem neben legendären Typen wie Bill Youngman oder DJ Stingray junge Künstler wie Cassegrain oder Kamikaze Space Programme veröffentlichen. Deuster startete das Festival 2010. Dem öden Techhouse-Sound dieser Zeit setzte er ein offenes Forum für alle Formen elektronischer Musik entgegen.
Die Krake ist tanzbarer als das CTM Festival und operiert stärker aus lokalen Zusammenhängen als Atonal. In diesem Jahr wandert das behände Seeungeheuer über fünf Tagen an drei Etappen: Es startet Mittwoch und Donnerstag in den DIY-Baracken der Urban Spree, tentakelt sich am Freitag in die fundamentalistische Technohölle des Suicide Circus und landet Samstag und Sonntag im Industrieidyll der Griessmühle.
Musikalisch nimmt sich Deuster 2016 den Neo-Industrial vor, der zurzeit die experimentellere Clubmusik beherrscht. Wo sich oft dieselbe, metallische Snaredrum durch ganze Sets zieht, stellen Samuel Kerridge oder Alec Empire mit Ausbrüchen in Punk und Noise eine echte Unberechenbarkeit her. Genauso ungreifbar ist der wummernde, polternde Electro von Fallbeil aus dem Umfeld des Hamburger Pudel Clubs, dessen Grooves sich durch so manches Tape-Delay zu kämpfen haben.
Besonders neugierig macht das X-Ray Audio Project aus Großbritannien. Das Kollektiv hat ein irrwitziges Phänomen ausgegraben. In der Sowjetunion gab es auf Jahrmärkten Audioboxen, an denen man Grußbotschaften in Schallfolien schneiden lassen konnte. Die Qualität war grottig, die Technik aber grundsätzlich dieselbe wie bei den Dubplates von Hardcore und Jungle. Als Diktator Stalin die internationale Popmusik verbot, mutierten die Schneideboxen zu Bootleg Tools. Die entsprechenden Folien waren längst aufgebraucht, deshalb klauten die Popfans in Krankenhäusern alte Röntgenbilder als Schnittmaterial. So wurde Little Richards wüster Rock N´Roll in die Bilder menschlicher Skelette geritzt.
Wir verlosen 2×2 Festivalpässe für das Krake Festival mit Alec Empire, Fallbeil, Samuel Kerridge u.v.a.! Schreibt uns zur Teilnahme am Gewinnspiel bis zum Dienstag, den 26. Juli eine Mail mit dem Betreff Der Kraken!
Krake Festival
27. bis 31. Juli 2016
Berlin
Lineup: Alec Empire, Alienata, Anno Stamm & Transforma, Ansome, Bass Mooy, Ceephax Acid Crew, Codex Empire, Dez Williams, DJ Glow, Fallbeil, Hops, Lunchmeat, No Frills, Samuel Kerridge, The Exaltics, X-Ray Audio Project u.v.a.
Tickets: ab 10€, für das gesamte Festival 38€