Gegen Ende des neuen Panda Bear-Albums gibt es zwei Stücke, die so zart und so impressionistisch sind, dass einem der Atem stockt. „Tropic Of Cancer“ ist auf einem Harfen-Sample aus Tschaikovskis „Nussknacker“ aufgebaut. „Lonely Wanderer“ nutzt eine Klavier-Figur, die sehr stark nach Debussy klingt. Über diese Loops legt Noah Lennox seinen überirdischen Brian Wilson-Gedenkmedaillen-Gesang. Wenn man nach schlüssigen Gründen sucht, warum er das Animal Collective-Mitglied mit dem durchschlagendsten Solo-Erfolg ist: die Sweetness dieser beiden Stücke sind ein zwingendes Argument. Aber auch sonst ist dies wieder so ein Wundertüten-Album wie vor sieben Jahren Person Pitch. Das Spröde, das den Nachfolger Tomboy auszeichnete, ist einer neuen Entspanntheit gewichen. Dass alle Stücke unmittelbar vertraut klingen, dürfte damit zusammenhängen, dass sie angeblich auf „readymade sample packs“ aufgebaut sind. Lennox hat also nicht nach möglichst obskuren Ausgangsmaterialien gesucht, sondern die offensichtlichsten Quellen benutzt, was immer das bei einem so musikalisch bewanderten Menschen heißen mag. Das Ergebnis spricht auf jeden Fall für sich: Panda Bear Meets The Grim Reaper ist ein ganz wunderbares Pop-Album.
Video: Panda Bear – Boys Latin