burger
burger
burger

UND SONST SO? Panda Bear

- Advertisement -
- Advertisement -

Protokoll: Kristoffer Cornils
Erstmals erschienen in Groove 152 (Januar/Februar 2015)

Auf seiner neuen Platte trifft Noah Lennox alias Panda Bear auf den Sensenmann. Das Mitglied von Animal Collective hat jedoch vor ganz anderen Sachen Angst. Sowieso hat er schon genug damit zu tun, in seiner Wahlheimat Lissabon einen Parkplatz zu finden oder zwischendurch das Essen nicht zu vergessen.

 

Das Beste, was ich in letzter Zeit gemacht habe, ist nicht auf die Wegbeschreibung zu hören, als ich mich gestern Nacht aufgemacht habe, um nach Mitternacht ein geöffnetes Restaurant zu finden. Stattdessen bin ich eine Runde um den Berliner Fernsehturm gelaufen. Berlin ist viel weitläufiger, größer und natürlich auch kälter als Lissabon.

Einen Tag ohne Internet verbringe ich am liebsten mit meiner Frau am Strand, während die Kinder in der Schule sind. Außerdem würde ich etwas essen gehen, das vergesse ich beim Arbeiten ständig.

Luxus ist für mich ein freier Parkplatz. In meiner Nachbarschaft ist es quasi unmöglich, einen zu finden.

Ein Buch, das mich zuletzt beeindruckt hat, ist Richard Dawkins’ Das egoistische Gen, nach dem auch ein Song auf meinem neuen Album benannt ist. Seine Thesen zur Evolution haben mich in meiner Schulzeit echt umgehauen. Ansonsten lese ich wenig und wenn, dann nur kitschige Unterhaltungsliteratur wie die Das Lied von Eis und Feuer-Serie.

Meine liebste TV-Serie zurzeit ist trotzdem nicht Game Of Thrones! Ich schaue gerne Project Runway, eine Reality-Show, in der Designer Klamotten entwerfen müssen. Ich interessiere mich für Mode und meine Frau macht selber Klamotten, das erleichtert die Entscheidung, was wir nach einem langen Tag gemeinsam gucken wollen, enorm.

Ein neuer Künstler, der mich begeistert, ist Arca. Was er mit Atmosphären macht, ist für die Art von Musik sehr ungewöhnlich. Außerdem Andy Stott und Container, der unglaublich coole Rhythmen hat. Ich will gerade einen Remix von ihm.

Meine aktuelle Wiederentdeckung ist Little Brothers The Minstrel Show, das ich exzessiv gehört habe, bevor ich mein neues Album geschrieben habe, und vor Kurzem wieder ausgegraben habe. Eher aber die Instrumental-Version – nichts gegen die MCs, aber die Produktion von 9th Wonder ist so killer, dass sie mich stark beeinflusst hat.

Eine Stadt, von der ich gerne einmal mehr als nur Flughafen, Hotel und Club sehen würde, ist Kioto oder aber Tokio, besonders der Bezirk Shibuya! Immer wenn ich dort war, litt ich unter furchtbarem Jetlag und bin total dröge durch die Straßen getaumelt. Sehr einprägsam.

Ein unbekannter Club, den jeder mal besuchen sollte, ist das West Germany in Berlin. In Lissabon die Musicbox oder das Frágil, das in den Achtzigern seine große Zeit hatte. Ein schwuler, sehr houselastiger Club.

Einen total skurrilen Gig hatte ich mal in Portugal mit Animal Collective. Wir fuhren mit einer Fähre den Fluss hoch, gaben unser Konzert in einer verlassenen Fabrikhalle und schipperten gemeinsam zurück. Sehr spaßig, logistisch aber umständlich.

Mein Rezept gegen Kater: Aufbleiben, bis sich die Trunkenheit legt, viel Wasser vor dem Schlafen trinken. Aspirin nehmen oder es mit den Chemical Brothers halten: Einfach weitertrinken! Das ist super, kann aber tödlich enden. (lacht)

In meinem Kühlschrank findet man immer Reismilch. Ich bin wahrscheinlich laktoseintolerant, faul und vergesse wie gesagt das Essen gerne. Eine Schüssel Cornflakes ist da ideal.

Ich bereue viel, hauptsächlich aber, dass ich kommunikationsfaul bin, ich lasse echte Freundschaften schleifen. In ein anderes Land gezogen zu sein war auch nicht hilfreich. Wir hängen noch rum, aber ich merke schon, dass meine Freunde sich über meine Nachlässigkeit aufregen.

Meine größte Angst ist, dass meinen Kindern etwas zustoßen könnte. Und das Unbekannte, die Zukunft. Oder im Meer zu schwimmen und ein Hai taucht auf.

Mein größter Traum ist gar nicht so groß. Ich möchte eines Tages ein entspanntes Leben führen, ohne das Reisen und Arbeit. In meiner Nachbarschaft hängen jeden Tag ein paar old dudes rum und spielen Karten. So möchte ich mal sein.

 

Das Album Panda Bear Meets The Grim Reaper erscheint am 9. Januar 2015 und kann auf der interaktiven Webseite PBVSGR.COM vorgehört werden. Panda Bear ist am 11. Januar 2015 live im Boiler Room zu sehen, am 10. März 2015 spielt er im Berghain in Berlin.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Renate: „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir finanziell nicht mehr können”

Die Wilde Renate muss Ende 2025 schließen. Warum der Mietvertrag nicht verlängert wird, erklärt Pressesprecherin Jessica Schmidt.

Awareness bei Rave The Planet: „Eins ist klar: Die große Hilfsbereitschaft innerhalb der Szene war und ist real”

Awareness auf einer Parade ohne Einlass und Tickets? Wir haben das zuständige Team bei Rave The Planet zu dieser Herausforderung interviewt.

Tanith: „Früher war man froh, dass alle Generationen auf einem Floor funktionieren”

Ageismus in der Technoszene? Durchaus ein Problem, meint Tanith. Im Interview erklärt er, was sich ändern muss.
180826