Als die beiden italienischen Perkussionisten Nicolò Fortuni und Nico Vascellari im Rahmen eines Features in der Arte-Sendung Tracks gebeten wurden, aus einer mehr oder minder willkürlich zusammengestellten Sammlung von Platten einige herauszupicken und zu kommentieren, fiel die Wahl zuerst auf ein paar klassische italienische Volksweisen und Partisanenlieder, dann auf eine Samba-Compilation und zum Schluss The Cramps. Das ergibt einerseits viel Sinn, weil die beiden Musiker tief im Punk verwurzelt sind und andererseits, weil sie auch mit Ninos Du Brasil einen anthropologischen und somit politischen Kurs fahren. Der hat wenig mit der zwiespältigen Militanz von Dominic Fernows Vatican Shadow-Projekt zu tun, trotzdem passen sie sich gut in den Roster von dessen Hospital Productions-Label ein. Novos Mistérios versammelt rohe, live eingespielte Rhythmen, die durch Noise-Elemente und Field Recordings ein fiebriges Finish erhalten und auf dem abschließenden Titeltrack in ein irrwitziges, technoides Finale gipfeln. Die brasilianischen Rhythmen des Batucada, einer Unterart des Sambas, sind hier nicht als bloßer Tropikalismus zu verstehen, sondern bringen vielleicht den medial kaum beachteten Furor der Favelas auf den Punkt. Obwohl oder gerade weil sie von der anderen Seite der Welt kommen.
Stream: Ninos Du Brasil – Novos Mistérios (Snippets)