burger
burger

RÜCKSCHAU Club To Club „The New Italian Wave“ (London, 18.10.2012)

- Advertisement -
- Advertisement -

Fotos: Stefy Pocket

Im Londoner Stadtteil Shoreditch gelegen, hat sich das Village Underground in einem der zahlreichen ehemaligen Lagerhäuser der Gegend zum kulturellen Spielplatz für Konzerte und verschwitzte Clubnächte entwickelt. Aber auch Theateraufführungen oder Ausstellungen finden in der Location statt, die durch die beiden U-Bahn-Waggons auf dem Dach unschwer zu verfehlen ist. Mit seiner industriellen Vergangenheit passt das Village Underground hervorragend zum Konzept des italienischen Festivals Club To Club, das in seiner eigentlichen Heimat Turin jedes Jahr ungewöhnliche Örtlichkeiten bespielt, wie etwa die ehemalige Fiat-Fabrik im Stadtteil Lingotto. Um auf die bevorstehende Ausgabe des Festivals Anfang November aufmerksam zu machen, luden die Club-To-Club-Veranstalter unter dem Motto The New Italian Wave vor eineinhalb Wochen in den Osten der britischen Hauptstadt zu einem Showcase mit (fast ausschließlich) italienischen Künstlern.

Aus dem riesigen Backsteingewölbe wabern dumpfe atmosphärische Flächen in den vorgelagerten Raucherbereich, der in einer der Seitenstraßen der Great Eastern Street gelegen ist. Lucy, der Labelchef von Stroboscopic Artefacts, performt live und lässt seine sich minutenlang auftürmenden Klanglandschaften verspielt durch den Raum schwirren. Die Mixtur aus breitem analogen Sound und Ableton-Presets fügt sich gut in das imposante Warehouse ein und beeindruckt beim Betreten des Clubs. Die begleitenden Visuals stellen mit Szenen des letzjährigen Festivals in Turin eine passende Verbindung zum Thema des Abends her.

Im Anschluss präsentieren die drei italienischen Produzenten Vaghe Stelle, Stargate und A:RA unter dem Namen „O / One Circle“ experimentelle Technosounds mit klarer geformterer Beatstruktur, die einen filigranen Spannungsbogen zum vorher Gehörtem schlägt. Zur visuellen Untermalung wird der gesamte Tanzbereich mit Nebel geflutet und mit Stroboskopen und Scheinwerfern in einen einzigen epileptischen Anfall verwandelt. Die Umbauarbeiten zum anstehenden Liveset des einzigen nicht-italienischen Künstlers des Abends, Kuedo, ziehen sich ein wenig hin und sorgen mit lautstarker Untermalung durch SBTRKT-Hits vom Band für gewisse Irritation. Ambientflächen hätten an dieser Stelle weitaus besser zur Atmosphäre der Veranstaltung gepasst.

Der Brite Kuedo sorgt dann mit seiner Performance, gepaart mit abstrakten Animationen auf der Leinwand, für den bleibendsten Eindruck an diesem Abend. Schade, denn eigentlich sollten ja die Vertreter der angekündigten neuen italienischen Welle im Mittelpunkt stehen! Das Londoner Publikum empfindet scheinbar ganz ähnlich: Genauso schnell wie sich der Raum kurz vor dem Auftritt Kuedos füllte, so schnell leert er sich im Anschluss auch wieder. Mit Cosmic Italo-Disco von Daniele Baldelli und strammem stampfenden Techno von Lory D (im Foto oben) komplemettieren schließlich zwei Pioniere der elektronischen Musik in Italien den Abend. Mit The New Italian Wave ist den Club To Club-Machern in London insgesamt eine gelungene Vorschau auf das Hauptevent in Turin gelungen. Ob dieses an den hohen Qualitätsstandard des Londoner Events anknüpfen kann, wird sich von achten bis elften November in der norditalienischen Autostadt zeigen.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Paranoid London: Mit praktisch nichts sehr viel erreichen

Groove+ Chicago-Sound, eine illustre Truppe von Sängern und turbulente Auftritte machen Paranoid London zu einem herausragenden britischen House-Act. Lest hier unser Porträt.

Mein Plattenschrank: Answer Code Request

Groove+ Answer Code Request sticht mit seiner Vorliebe für sphärische Breakbeats im Techno heraus – uns stellt er seine Lieblingsplatten vor.

TSVI: „Es muss nicht immer total verrückt sein”

Groove+ In Porträt verrät der Wahllondoner TSVI, wie sein einzigartiger Stilmix entsteht – und wie er als Anunaku Festival-Banger kredenzt.