Foto: Bastl Instruments

Das Freqs Of Nature Festival bringt eine musikalische Bandbreite in das etwa eine Stunde außerhalb Berlins gelegene Niedergörsdorf, die ihresgleichen sucht. Neben einem soliden Clubprogramm von Rrose über Matrixxman hin zu Acid Pauli und Sebastian Mullaert finden sich dort auch IDM- und Experimental-Acts sowie ein Drum’n’Bass-Floor und der sogenannte Bass Playground, für den vor Kurzem unter anderem Mad Zach, Eater Repeater, Duran Duran Duran und ein Showcase des Labels Samurai Music bestätigt wurden. Wie dieser wilde Stilmix in der Provinz zustande kommt und was es auf dem Freqs Of Nature in diesem Jahr noch zu sehen, zu hören und anzufassen gibt, verriet uns das Veranstalterteam im Interview.

 


 

Wer steckt hinter dem Freqs Of Nature und wie kam das Festival zustande?
Hinter dem Freqs of Nature Festival steckt ein mehrköpfiges, generationsübergreifendes Team aus Berlin. Jeder von uns ist tief in der Kunst- und Musikszene verwurzelt und jahrelang aktiv tätig. Die gemeinsame Vision ein Festival zu kreieren, an dem wir selbst gern als Gast und Künstler teilnehmen würden, ließ das Freqs of Nature Festival entstehen. Dazu gehört für uns in erster Linie einen Raum zu schaffen, in dem die verschiedensten Kunstformen nicht einfach nur präsentiert werden, sondern durch Kombination und Synergien von Künstlern und Ausdrucksweisen im kreativen Schmelztiegel der Schaffensphase, die Grenzen des Vorstellbaren immer wieder herausgefordert werden.

2017 geht das Freqs Of Nature ins fünfte Jahr. Was habt ihr in dieser Zeit gelernt und was hat sich verändert?
Das Freqs of Nature Festival geht tatsächlich 2017 schon in das sechste Jahr, nachdem es 2012 zum ersten Mal stattfand. Da ständige Veränderung, Weiterentwicklung und Verbesserung fester Bestandteil der Freqs Of Nature-Festival-Philosophie sind, ist es uns wirklich unmöglich, all die vielen großen und kleinen Dinge aufzuzählen, die man durch die vergangenen Festivals dazu gelernt hat. Natürlich haben sich einige organisatorische Dinge verändert und weiter professionalisiert, aber der Ansatz des kaum gehemmten Chaosmanagements in der sechswöchigen Kreativcampphase bleibt fester Bestandteil des Freqs Of Nature-Festival-Aufbauablaufes. Während dieser Entstehungsphase haben die einzelnen Künstler und Teams Zugriff auf Ressourcen und Materialien und breiten Support in einer gut organisierten Infrastruktur, damit sie ihrer Kreativität in den Projekten freien Lauf lassen können. Trotz des von uns vorgegebenen sehr präzisen und durchdachten Konzepts lassen wir den Künstlern und Kreativen ein hohes Maß an Freiheit und beschränken unser Eingreifen auf das Notwendigste.

Das Festival findet in Niedergörsdorf bei Jüterbog und damit mitten in der Natur statt. Warum habt ihr diesen Ort ausgewählt?
Das Gelände in Niedergörsdorf bei Jüterbog bietet uns neben der Lage des alten Flugplatzes in der Natur auch andere notwendige Rahmenbedingungen, mit denen wir das Freqs of Nature Festival möglichst reibungslos durchführen können. Ein Gelände mit optimalen Parametern für ein Projekt wie das Freqs Of Nature zu finden ist generell keine einfache Aufgabe, da die Auswahl an möglichen Orten sehr eingeschränkt ist. Das Freqs-Gelände ist bestens geeignet und unter anderem super einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus Berlin zu erreichen.

Ihr pocht stolz auf eure Wurzeln in der Psy Trance-Szene, euer Line-Up ist ausgesprochen divers aufgestellt. Was ist euch bei der Programmierung wichtig?
Uns ist bei der Programmierung am wichtigsten, dass wir buchen, was wir mögen, für qualitativ hochwertig halten und selbst hören möchten. Dabei richten wir uns nicht danach, was das Publikum mögen könnte oder gerade am angesagtesten ist. Genauso wenig achten wir auf den Bekanntheitsgrad eines Künstlers, es geht uns ausschließlich um die Musik. Wir erwarten uns durch diese Herangehensweise ein interessanteres und inhaltlich stimmigeres Line-up, das gerne auch mal überraschen oder sogar erschrecken kann. Die Teile des Teams, die die Programmierung übernommen haben, sind seit frühster Jugend Teil der elektronischen Musikszene und haben einen Hintergrund als Produzenten und Tontechniker, was ungemein bei der Auswahl der Musik hilft.

Eröffnet wird das Festival in diesem Jahr von Mark Ernestus und der Ndagga Rhythm Force. Warum habt ihr euch für diesen Act entschieden?
Wenn man in Berlin lebt und sich mit elektronischer Musik beschäftigt führt langfristig wohl kein Weg an Mark Ernestus vorbei. Er ist eine Legende des Dub-Technos, Hardwax-Besitzer, Basic Channel-Mitglied und prägender Tontechniker. So sind wir durch ihn auf sein Bandprojekt gestoßen, welches uns von Anfang an begeistert hat. Die Fusion von live gespielten elektronischen Drums und Synthesizern mit diesen unglaublich talentierten traditionell orientierten senegalesischen Musikern garantiert ein begeisterndes Konzerterlebnis.

Neben musikalischen bietet das Freqs Of Nature auch dieses Jahr ein breites Rahmenprogramm. Auf welche Punkte daraus können wir uns besonders freuen?
Musik und Rahmenprogramm sind oftmals bei uns ineinander verwoben. Unseren Bass-Playground als Beispiel ist ein überdimensionaler Spielplatz für Erwachsene mit jeder Menge Kletter-Elementen und der integrierten Bühne, so dass hier Rahmenprogramm und Musik nicht mehr trennbar sind. Einen Besuch in unseren Gallerien sollte man jedenfalls nicht verpassen. Die Freqs-Galerie zeigt eine Auswahl von Künstlern mit unterschiedlichen Backgrounds, von Street-Art bis zu visionärer und moderner Kunst. Der Kunsthaus Tacheles Hangar wird von Teilen des berühmten ehemaligen Berliner Kunstkollektives Tacheles rund um die Werke des aussergewöhnlichen belorussischen Künstlers Alexander Rodin organisiert. Letztes Jahr haben wir begonnen, einen kleinen Raum zu schaffen, in dem Synthesizer erklärt und gebaut werden und ein kleiner Einblick möglich wird, wie elektronische Musik gemacht wird. Diesmal arbeiten wir mit dem Team von Bastl Instruments aus Tschechien und anderen zusammen, die zum Beispiel einen Modular System Patch-Workshop geben. Eine weitere sehr interessante Aktivität werden die täglichen Workshops des französischen Kybernetic-Skulpturen-Artist Patrice Hubert sein, wodurch tiefe Einblicke in die aussergewöhnliche Arbeit dieses Ausnahmekünstlers möglich werden.


Groove präsentiert: Freqs Of Nature Festival 2017
05. bis 11. Juli 2017

Line-Up: Mark Ernestus & Ndagga Rhythm Force, Ateq, Barbara Preisinger, Dadub, Kangding Ray, Kettenkarussell, Konstantin, Marco Shuttle, Matrixxman, Mike Parker, Rrose, The Mole, Tobias Freund, Polar Inertia, Pole, Shackleton, Acid Pauli, Sebastian Mullaert (live), Mad Zach, Samurai Music, Eater Repeater, Duran Duran Duran u.v.m.

Tickets: Tagestickets ab 70€, Festivalpässe ab 115€

Malterhausener Weg 4
Niedergörsdorf

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Kristoffer Cornils war zwischen Herbst 2015 und Ende 2018 Online-Redakteur der GROOVE. Er betreut den wöchentlichen GROOVE Podcast sowie den monatlichen GROOVE Resident Podcast und schreibt die Kolumne konkrit.