Foto: Presse (Christian Löffler)
Christian Löffler mag Kontraste. Schon auf seinem ersten Album brachte er zarten Techno mit Waldgeräuschen zusammen, sein zweites Album Mare fängt das Rauschen des titelgebenden Meeres ein. Dort enstanden die Tracks auch, in Abgeschiedenheit vom Großstadtrummel. Ein verträumter Waldschrat ist Löffler aber keineswegs, sondern vielmehr ein arbeitseifriger Künstler, dessen Wirken sich nicht nur auf die Musik erstreckt. Zugegeben, die bildende Kunst hat in letzter Zeit etwas gelitten, aber auch als Betreiber von Ki Records ist der gebürtige Greifswalder noch ziemlich aktiv. Sein Groove-Mix bringt ebenso Kontraste zusammen. Hört Christian Löfflers Groove-Podcast nach unserem Interview!
Auf deinem Debütalbum hast du dich dem Wald gewidmet, nun ging es ans Meer. Wo liegt eigentlich der Schnittpunkt zwischen diesen beschaulichen Sehnsuchtsorten und Clubmusik?
Im eigentlichen Sinne waren Wald und jetzt Meer nur relativ abstrakte Oberbegriffe, die für mich das Werk zusammen halten sollen, aber nicht unbedingt den direkten Ursprung beschreiben. Wie etwas das über der Musik schwebt. Spannend dabei ist für mich, dass es eigentlich keinen Schnittpunkt gibt und beides in starkem Kontrast steht. Die filigranen, leichten Melodien und Flächen, das Meer und der Wald, im Kontrast zur rohen, sturen Bassdrum, der Club und die urbane Umgebung. Fügt man beides zusammen, harmoniert es miteinander und verbindet sich. Falls Melodien und Sounds mal wieder drohen, zu weit auseinander zu laufen, werden sie von den geraden, einfachen Rhythmen eingefangen und zusammengehalten. Ein Grund, warum es bei diesem Projekt keine andere Taktart als den 4/4 Takt geben wird.
Auf Mare kollaborierst du erneut mit der Me Succeeds-Sängerin Mohna, die diesmal auf vier Tracks zu hören ist. Wie kam es zu eurer Zusammenarbeit und wie gestaltete sich diese?
In den guten, alten Indie-Tagen war ich bereits Fan ihrer Band. Auch ihr Bandkollege buchte mich für seine Parties in Hamburg. So kamen wir in Kontakt. Als ich am ersten Album A Forest arbeitete, fragte ich Mohna nach Aufnahmen, für die sie keine Verwendung mehr hätte. Das Ergebnis nennt sich “Eleven”. Jetzt gestaltete sich die Zusammenarbeit teilweise anders, aber noch genau so frei. Der Song “Mare” zum Beispiel war ursprünglich für ein Nebenprojekt von mir gedacht. Ich hatte auch schon einige Gesangsaufnahmen mit meiner eigenen Stimme, als ich ein Instrumental an Mohna schickte. Über Nacht sendete sie mir eine 1-minütige Passage zurück, die die Essenz des Songs traf, wie keine meiner Aufnahmen zuvor. Unsere gemeinsamen Stücke nahmen also ihren Anfang im Austausch per E-Mail, vervollständigt haben wir sie dann immer gemeinsam bei mir im Studio.
Auf drei der Tracks bist du allerdings selbst zu hören, ein kleines Novum in deiner Diskografie und im House- und Techno-Bereich nicht unbedingt weit verbreitet. Fordert das nicht eine Menge Selbstüberwindung?
Das kostete definitiv Überwindung, wobei die nicht unmittelbar mit Mare in Verbindung steht, sondern eher einige Zeit zurück liegt. Gesungen habe ich schon länger in meiner Musik, nur habe ich davon nie etwas veröffentlicht beziehungsweise lag der Fokus des Projekts unter meinem echten Namen ursprünglich auf instrumentalen Stücken. Mit den Jahren hat sich was Arrangement und die Struktur der Stücke einige Schritte weiter Richtung Song entwickelt und so bildete sich auch immer etwas mehr Platz für Gesang und Stimme, bis es jetzt auch für meine eigene reichte. Im Grunde komme ich mit meinem eigenen Gesang noch viel näher an den Kern meiner Aussage. Ich bin sehr froh, diesen Schritt jetzt gegangen zu sein.
Nachdem du zuletzt auf Labels wie Just This und 20:20 Vision unterwegs warst, erscheint Mare auf deinem eigenen Imprint Ki. Seit Gründung im Jahr 2009 habt ihr mit einem kleinen Kreis von Artists zusammengearbeitet. Wie würdest du eure Arbeit mit dem Label charakterisieren?
Es ist reine Leidenschaft und der ursprüngliche Gedanke eine Plattform für die Musik aus unserem Freundeskreis zu haben besteht noch immer. So gibt es keine durch getakteten Releasepläne und jeder kann seinen Senf zu allem dazu geben, was manchmal chaotisch ist. Aber am Ende geht es rein um den Spaß und die Möglichkeit, alles in den eigenen Händen zu haben.
05. Du bist nicht nur als Produzent aktiv, sondern auch bildender Künstler, was sich wiederum an deinen Releases zeigt. Gibt es deine Kunst eigentlich auch außerhalb dieses Rahmens zu sehen?
Aktuell nicht, denn ursprünglich hatte ich mich 2012 mit A Forest relativ weit aus der bildenen Kunst rausgezogen und den Fokus zu neunzig Prozent auf die Musik gelegt. Kurz davor war das Verhältnis noch umgekehrt und ich habe kaum Musik gemacht. Nach und nach ist es aber wieder zu mir durchgesickert und neben Fotografie und Video, hat mich auch die Malerei wieder eingeholt. Meine Wunsch ist sobald wie möglich eine Ausstellung mit meinen bildnerischen Arbeiten zu machen.
Dein Mix für den Groove-Podcast wartet mit ein paar Überraschungen auf, Kobosil und Moby stehen beispielsweise direkt nebeneinander. Hattest du ein bestimmtes Konzept dafür im Hinterkopf?
Ich habe versucht mir keine Grenzen was Aktualität oder Popularität angeht aufzuerlegen. Ein Teil der Stücke sind solche, die ich im Moment gern höre und andere, zu denen ich immer wieder zurückkehre.
Stream: Christian Löffler – Groove Podcast 75
01. Dmitry Evgrafov – Anthem
02. Valgeir Sigurðsson – Erased Duet
03. Holographic Field – Afloat
04. Uma – Roam (Magical Mistakes Remix)
05. Kobosil – The Exploring Mountain
06. Moby – Swear
07. Pitto – Mono Desire
08. Niklas Paschburg – Dawn (Harnes Kretzer Remix)
09. Vincent Oliver – Cluods In the Haed (Nathan Fake Remix)
10. Francis Harris – Leland
11. Parra For Cuva- Sacred Feathers
12. Christian Löffler – Pacific
Christian Löffler auf Tour
23.09 Hamburg, Reeperbahn Festival
08.10 München, Manic Street Parade
09.10 Berlin, Kesselhaus mit Mohna
10.10 London, Bankside Vaults mit Mohna
21.10 Amsterdam, ADE mit Mohna
22.10 Amsterdam, ADE Solo
05.11 Mailand, Volt mit Mohna
11.11 Warschau, Smolna38 mit Mohna
18.11 Köln, Jack Who mit Mohna
19.11 Paris, Nuits Fauves mit Mohna