Kaum ein Labelmacher vermittelt so deutlich, was er persönlich in den Tracks seines Labels hört und schätzt, wie DJ Koze. Bei Pampa scheint es kein Kalkül jenseits der Musik zu geben. Es geht nicht darum, einen Künstlerstamm aufzubauen, um Labelpartys zu veranstalten oder eine Booking-Agentur zu gründen. Es scheint keine Rolle zu spielen, ob ein Artist zurzeit gerade angesagt ist, für was er oder sie steht oder in welchen Zusammenhängen die Musiker aktiv sind. Manchmal veröffentlicht Koze nur einen einzigen Track eines Künstlers. Auf Pampa Vol. 1 hat er fast alle bisher auf dem Label vertretenen Musiker noch einmal versammelt, zum ersten Mal sind Mount Kimbie, Gold Panda oder Funkstörung dabei. Das Album ist Produkt eines ununterbrochenen Dialogs von Leben und Musik, der keine Situation und keine Erfahrung auszuschließen scheint. Da knüpft Pampa Vol.1 unmittelbar an Kozes DJ-Kicks oder seine zweite Remix-Collection an. Es ist alles da: Koze entwickelt seinen Housesound mit HipHop-Einsprengseln und seine spezielle Fusion elektronischer Klänge und menschlicher Stimmen weiter. Dennoch klingen die 20 (!) Tracks überraschend geschlossen. So hat die Compilation über weite Strecken den Charakter eines DJ Sets. Als Leitmotiv tauchen immer wieder die weichen, verschwommenen, mal zärtlichen, mal psychedelischen Piano- oder Geigenklänge auf, die Koze so am Herzen liegen. Jackmate, Stimming, Acid Pauli, Lawrence, Isolée und Gold Panda scheinen den kleinsten notwendigen Impuls herauszuarbeiten, der aus einem Rhythmus einen House Groove macht. Koze bemerkte mal, dass das Gefühlsspektrum der House Music ziemlich überschaubar sei. Die Konzentration auf einige wenige Klänge lässt andere Themen und Emotionen aufscheinen. Adas „You and Me“ ist unschuldiger Bubblegum-Pop, „Un prince“ von Michel Cleis verschmilzt kindliche Unmittelbarkeit und Weisheit. „Everything“ von Die Vögel ist ein Schlaflied, das Abschied nimmt von der Tagwelt. Die HipHop-Tracks von Josef, Nasrawi und Funkstörung erden das Album in Erfahrungen jenseits der Clubbings. Besonders überraschend ist Mount Kimbies Beitrag, der die Spannung zwischen einem abstrakten, ratternden Grooves und elegischen Streichern in einem hypnotischen Bassimpuls auflöst. Einer der schönsten Stücke auf dem Album ist „Come We Go“, bei dem Koze mit Jamie xx kollaboriert: Der elektrisierende Groove des Soulstücks spiegelt sich in flirrenden, elektronischen Sounds. Viele DJs unterwerfen sich einem Leistungsprinzip. Hier ist alles da: Kozes Lust am Feiern wird ebenso spürbar, wie Momente von Erschöpfung und Zerfall.
Stream: Lianne Le Havas – Lost and Found (Matthew Herbert Remix)