Wo fange ich? Beim Cover vielleicht, denn die Gestaltung von Oblivious Artefacts für Churches Schools And Guns von Lucy könnte auf eine Veranstaltung verweisen, für die der italienische Produzent in Amsterdam mit einer Yoga-Lehrerin zusammenarbeitete. Irgendwas mit Atemtechniken, Field Recordings und Walls of Sound. Kein so schlechtes Stichwort, auch wenn Räume besser zum zweiten Album des Mannes hinter dem We-Like-Darkness-Label Stroboscopic Artefacts passen. Diese bleiben nämlich weiterhin düster, mitunter verstörend und mächtig spröde. Sein Sounddesign hat sich im Vergleich zum Debüt nur marginal verändert, noch immer sind Irreführung, Unvorhersehbarkeit und das nachforschende Experiment die Grundpfeiler, an denen sich Lucy auf Albumlänge probiert. Da das große Ganze ohnehin eine Mammutaufgabe mit sich bringen würde, ziehen gerade die kleinen Nuancen die Aufmerksamkeit auf sich: Sei es das Dröhnen in „The Self As Another“, die Weltraum-Vögel auf „All That Noise“ oder das Mönch-ähnliche Gebet im grandiosen „Follow The Leader“ – Lucys Technoentwurf klingt mitnichten industriell oder dronig. Die Vorliebe für Hall, schleppende Bässe und meditative Sounds sind lediglich Deskriptionen, aber keineswegs die Lösung dieses Rätsel. Ein Enigma wird benötigt, denn Churches Schools And Guns ist unheimlich. Ich mag den 12-Inch-Lucy mehr.
Stream: Lucy – Churches Schools And Guns (Album-Preview)