burger
burger
burger

DADUB You Are Eternity (Stroboscopic Artefacts)

- Advertisement -
- Advertisement -

Die Zeitlosigkeit, sie ist in aller Munde. Das häufig bemühte Wort wird immer dann ins Feld geführt, wenn ein Track mit besonderer Langlebigkeit etikettiert werden soll. Ursache hierfür ist der Wunsch nach Außergewöhnlichem: Manch Künstler stellt sich dieser Herausforderung, ein einzigartiges Werk zu schaffen, welches den Launen seiner Zeit trotzt und zudem in der Lage ist, Nachgeborene emotional zu berühren. Dabei scheint durch die Reproduzierbarkeit, also die unendliche Wiederholung, die Authentizität von Kunstwerken heutzutage prinzipiell in Frage gestellt. Vielleicht auch aufgrund dieses Dilemmas, suchen Technoproduzenten nach Soundstrukturen, die durch Rhythmik und Harmonie Empfindungen beeinflussen. Techno impliziert Geschwindigkeit und Wiederholung, kann aber gleichzeitig das Gefühl der Auflösung von Zeit und Raum erzeugen.

Letzteres stellt sich auch beim Hören des ersten Künstleralbums von Dadub ein, hinter dem Daniele Antezza und Giovanni Conti stehen, und das auf Stroboscopic Artefacts veröffentlicht wurde. In den zwei Jahren, in denen die beiden den Longplayer mit dem etwas spirituell-pathetischen Titel You Are Eternity produzierten, begaben sie sich auf die Suche nach Musik, die sich von den Phänomenen Raum und Zeit wegbewegt, um so ein Gefühl von Ewigkeit hervorzurufen. Und das ist auf manchen Abschnitten der zwölf Tracks alles andere als leicht bekömmlich. Denn während der 80 Minuten gewähren die beiden in Berlin lebenden Italiener nur kurze Momente der Schonung, in denen sie Drones aufschichten, nur um den Berg kurz darauf mit fließendem Ambient zu unterspülen. Umso brutaler stürzen im nächsten Moment die Dubs auf einen herab, die wieder und wieder durch die Maschinen geschickt und so immer weiter verfremdet wurden. Für kurze Augenblicke wirkt die inszenierte Umwelt feindlich gesinnt und Dadub scheinen dieses Gefühl der Entfremdung auch gar nicht aufheben zu wollen. Die rhythmischen Strukturen sind viel zu porös, um etwas Halt zu geben. Nur einmal bricht eine gerade Kick durch die dubschwere Luft und verleiht dem Track „Circle“, an dem Dadub gemeinsam mit Edit Select gearbeitet haben, so etwas wie Stabilität. Doch es ist nicht die einzige Kooperation: Für den Streifzug auf der Suche nach dem Ende von Raum und Zeit wurden außerdem Verbündete wie der Soundtüftler Øe und Ninja Tunes King Cannibal ins Boot geholt. Das Resultat lässt den Referenzpunkt Club außen vor und passt auch sonst nicht wirklich in einen Rahmen – schließlich will es Wege aufzeigen, wie alle Grenzen fallen können, anstatt sie fortwährend neu zu zementieren.

 


Stream: DadubYou Are Eternity (Snippets)

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.

[REWIND 2024]: Gibt es keine Solidarität in der Clubkultur?

Aslice ist tot. Clubs sperren zu. Und die Techno-Szene postet Herz-Emojis. Dabei bräuchte Clubkultur mehr als solidarische Selbstdarstellung.

Cardopusher: „Humor steckt in allem, was ich tue”

Luis Garbàn fusioniert lateinamerikanische Rhythmen mit futuristischen Klängen. Wie er dazu kam, erfahrt ihr in unserem Porträt.