Ende Juni gab SchwuZ-Geschäftsführerin Katja Jäger in der Berliner Zeitung bekannt, dass rund ein Drittel der 100 Mitarbeitenden des queeren Clubs ihre Kündigung erhalten haben. Die Entlassungswelle sorgte nicht nur intern für große Empörung, sondern löste auch in der queeren Szene der Hauptstadt hitzige Debatten aus.
In einem Artikel des queeren Magazins SIEGESSÄULE beklagen die Betroffenen vor allem die Art und Weise der Kommunikation, die in einigen Fällen so unpersönlich war, dass Mitarbeitende erst aus der Presse oder über Dritte von ihren Entlassungen erfuhren. Der Club steht vor massiven finanziellen Problemen und sieht sich gleichzeitig mit Vorwürfen diskriminierender Personalpolitik konfrontiert, weil queere, Trans* und PoC Mitarbeitende in einen Arbeitsmarkt entlassen werden, in dem sie strukturell benachteiligt sind.
Die Entlassungen seien laut Geschäftsführung unausweichlich gewesen, um einer drohenden Insolvenz zu entgehen. Monatlich habe der Club zuletzt zwischen 30.000 und 40.000 Euro Verlust gemacht, trotz bereits eingeleiteter Sparmaßnahmen. Neben der Einstellung der Pepsi Boston Bar und der Umstellung auf externe Sicherheitsdienste wurden auch Self-Check-in-Systeme eingeführt, um Personalkosten zu senken. Offiziell betont die Geschäftsführung, dass die Sozialauswahl – Alter, Dauer der Beschäftigung und Behinderungsgrad – Grundlage für die Kündigungen gewesen sei.
Das SchwuZ, gegründet 1977, versteht sich seit jeher als queerer Safespace und kultureller Begegnungsort. Die aktuelle Krise stellt diesen Anspruch auf eine harte Probe. Denn nicht nur intern rumort es. Auch die Außenwahrnehmung hat gelitten: Immer wieder gab es in letzter Zeit Beschwerden über eine strenge und in Teilen unangemessene Türpolitik. In dem Beitrag in der Siegessäule wird berichtet, dass unter anderem Personen wegen ihrer vermeintlich falschen Haltung zum Nahostkonflikt oder wegen körperlicher Einschränkungen abgewiesen worden seien. Gleichzeitig beklagen Besucher:innen steigende Eintrittspreise.
Laut Geschäftsführung ist die Tür jedoch nicht endgültig zu. Es gibt Überlegungen, die Eintrittspreise zu senken und das musikalische Spektrum zu erweitern. Auch neue Partyreihen und Kooperationen sollen helfen, Vertrauen zurückzugewinnen.
Während ehemalige Mitarbeitende darüber nachdenken, im Club eines Tages wieder als DJ aufzutauchen, bleibt anderen vorerst nur Skepsis. „Ich habe das SchwuZ immer als Safespace gesehen – jetzt frage ich mich, ob es das noch ist”, sagt eine entlassene Person der SIEGESSÄULE.







