burger
burger

HÖR: Gründer reagieren auf Zensurvorwürfe

Die Berliner Streamingplattform HÖR reagiert auf Vorwürfe der Diskriminierung und der Zensur von pro-palästinensischen Symbolen. Die jüngste Stellungnahme von HÖR wurde am 5. November an alle Künstler:innen in der Datenbank der Plattform verschickt. „Wir haben gesehen, dass viele Künstler:innen unsere Plattform genutzt haben, um ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk durch das Tragen von Shirts, Schals und Flaggen zu zeigen”, so Ori Itshaky und Doron ‘Charly’ Mastey, die beiden israelischen Gründer von HÖR. „Wir glauben an das Recht auf freie Meinungsäußerung und werden Flaggen oder friedliche Slogans nicht zensieren. Allerdings gibt es Symbole, die für manche Zuschauer kontrovers sind und die wir nicht zulassen werden.”

Zuletzt wurde die Plattform kritisiert, weil öffentlich wurde, dass bei einem Pop-up-Event von HÖR in Kopenhagen eine lokale Künstlerin ihr Kopftuch ablegen sollte. Außerdem brach man das Set von Sam Clarke in Berlin ab, weil er ein T-Shirt trug, das eine palästinensische Flagge auf dem Umriss des israelischen Staatsgebiets und das Wort „Palästina” in arabischer Schrift zeigte. Bei HÖR sei man der Meinung, dass die von den Künstler:innen getragenen Kleidungsstücke als beleidigend und als Aufruf zur Auslöschung Israels aufgefasst werden könnten. „Es ist nie unsere Absicht, einen unserer Künstler zu verärgern, aber es ist uns sehr wichtig, unsere Plattform als respektvollen Raum zu erhalten”, so die Gründer.

Die Nachrichten über die Vorfälle führten zu Aufrufen, den Sender zu boykottieren. Weiterhin verlangten Künstler:innen, unter anderem Bored Lord, umru, DJ Voices und EQUISS, die zuvor bei HÖR aufgetreten waren, öffentlich, ihre Sets von der Plattform zu nehmen.

Unten das gesamte Statement im Wortlaut: 

Hallo,

aufgrund der jüngsten Ereignisse in unserem Studio und der Beiträge in den sozialen Medien wollten wir uns direkt an euch wenden, um unsere Position zu klären.

Wir sind entsetzt über die Ereignisse, die in Palästina und Israel stattgefunden haben. Unsere Herzen sind gebrochen für all die unschuldigen Opfer. Wir hoffen auf ein sofortiges Ende der Gewalt und die Befreiung des palästinensischen Volkes von dieser humanitären Krise sowie auf die sichere Rückkehr aller israelischen Geiseln. Wir unterstützen von ganzem Herzen das Recht des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung und Freiheit.

Wir nehmen unsere Verantwortung ernst, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem Künstler:innen ihre Reaktionen auf die verheerenden Ereignisse mitteilen können. Viele Künstler:innen haben unsere Plattform genutzt, um ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk durch das Tragen von Shirts, Schals und Fahnen zu zeigen. Wir glauben an das Recht auf freie Meinungsäußerung, wir haben Flaggen oder friedliche Slogans nicht zensiert und werden dies auch nicht tun.

Es gibt jedoch Symbole, die für einige Zuschauer:innen umstritten sind und die wir nicht zulassen werden.

Am Freitag gab es die ersten beiden Vorfälle, bei denen Einzelpersonen ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk bekunden wollten, aber unser Team der Meinung war, dass ihre Kleidungsstücke als beleidigend und als Aufruf zur Auslöschung Israels aufgefasst werden könnten. In einem Fall trug eine Künstlerin einen Schal mit der arabischen Aufschrift „Das Land gehört uns”, während ein anderer Künstler ein T-Shirt trug, auf dem die palästinensische Flagge über die Karte Israels gelegt war. Es ist nie unsere Absicht, Künstler:innen zu verärgern, aber es ist uns sehr wichtig, unsere Plattform als einen respektvollen Raum zu erhalten.

Wir wissen auch, dass einige Geschichten über unsere Plattform im Umlauf sind, die wir direkt ansprechen möchten:

– Es gab Fragen zu einigen Social-Media-Posts, die von uns, den Gründern von HÖR, nach dem 7. Oktober geteilt wurden. Wie viele von euch wissen, stammen wir ursprünglich aus Israel. Wir und unsere Familien waren schockiert und traurig über die Ereignisse am 7. Oktober. Wir kennen persönlich Menschen, die gestorben sind oder entführt wurden und immer noch vermisst werden. Wir bedauern zutiefst, dass wir Beiträge geteilt haben, die wir nicht angemessen überprüft haben, und es tut uns leid, wenn wir jemanden beleidigt haben. Wir unterstützen in keiner Weise das Grauen, das unschuldigen Palästinenser:innen zugefügt wurde, und wir haben denjenigen zugehört, die sich in den Wochen danach an uns gewandt haben, um uns weiterzubilden.

– Es gab einen Einzelfall, bei dem ein Künstler, der seine Solidarität mit den Palästinenser:innen bekundete, die Booth acht Minuten vor Ende des Sets verließ. Dies veranlasste unser Team zu der Annahme, dass es ein Problem mit dem Set gab, was dazu führte, dass es auf privat gestellt wurde, um zu prüfen, ob es ein Problem gab. Als festgestellt wurde, dass es kein Problem vorliegt, wurde es sofort wieder online gestellt.

– Wir wissen von einem ehemaligen Mitarbeiter, der auf LinkedIn mit HÖR assoziiert ist und hasserfüllte Beiträge veröffentlicht hat. Diese Person hat uns Anfang 2022 beim Aufbau unserer Website unterstützt, wir hatten nur zwei oder drei Treffen mit ihm. Leider waren uns seine politischen Ansichten nicht bekannt, und sie repräsentieren nicht unsere Ansichten und Werte.

Schließlich verstehen wir, dass sich einige von euch durch die Verzögerung unserer Stellungnahme in dieser Angelegenheit verletzt fühlen. Als Plattform haben wir immer versucht, offen und transparent zu sein, und wir werden aus dieser Erfahrung lernen. Wir glauben an die Bedeutung des Rechts auf freie Meinungsäußerung und haben das uns übermittelte Feedback zur Kenntnis genommen. Wir sind dabei, unser Team zu schulen, um sicherzustellen, dass unser Team und die Künstler:innen sich an klaren Richtlinien orientieren können. 

Wir möchten uns bei den meisten unserer Künstler:innen bedanken, die sich in den letzten Wochen sehr respektvoll und engagiert in Gesprächen mit uns gezeigt haben.

Wir werden weiterhin zuhören und hart daran arbeiten, ein offenes und respektvolles Umfeld zu schaffen. Wir würden gerne einen offenen Dialog mit euch führen, also wendet euch bitte direkt an uns, wenn ihr uns Gedanken und Ideen mitteilen möchtet, die uns weiterbringen können.

Wir hoffen, dass unsere Gemeinschaft in dieser schwierigen Zeit zusammenkommt und Trost in den Werten findet, die uns als kreatives Kollektiv vereinen. Unsere Plattform wird weiterhin für jeden offen sein, der ein Ventil sucht, um sich über Musik auszudrücken. 

Danke.



News

Weiterlesen

Lorrain de Silva über Best Nights VC: „Technologie muss Leute im echten Leben zusammenbringen”

Weniger Dopamin und mehr Serotonin, lautet das Motto von Best Nights VC. Managing Director Lorrain de Silva erklärt, was damit gemeint ist.

Lorrain de Silva über Best Nights VC: „Technologie muss Leute im echten Leben zusammenbringen”

Weniger Dopamin und mehr Serotonin, lautet das Motto von Best Nights VC. Managing Director Lorrain de Silva erklärt, was damit gemeint ist.

Wien: Green Club Guide für nachhaltigere Clubszene veröffentlicht

Die Vienna Club Commission will Klimaschutz im Club etablieren. Ein neues Handbuch soll der Wiener Clubszene dabei helfen.

Rick Wilhite: Detroiter DJ sammelt Spenden nach Unfall

20.000 Dollar sollen alle Ausgaben nach seiner Diagnose decken, schreibt Rick Wilhite in einem Spendenaufruf.

NRW: 650 Beamt:innen bei Razzia in Clubs und Diskotheken

Clanstrukturen sollen die Türsteher-Szene in NRW unterwandern. Am Samstag wurden bei einer Razzia Haftbefehle vollstreckt und Waffen gefunden.

MC Conrad: Maßgeblicher Drum ‘n’ Bass-Vokalist verstorben

MC Conrad machte sich an der Seite von LTJ Bukem einen Namen. Nun ist der Drum ‘n’ Bass-MC 52-jährig verstorben. Lest hier unseren Nachruf.

London: Träume von Festival-Begeisterten weggeschwemmt 

Die Kostenexplosion setzt der Festivallandschaft zu. Erschwerend kommen immer häufiger Extremwetterlagen dazu.

Berliner Senat: Keine neuen Förderungen für Clubs

Viele Berliner Clubs sind in ihrer Existenz bedroht. Neue Hilfen seien jedoch nicht geplant, heißt es nun von Seite des Senats.

„Techno der verkaufte Traum”: 90er-Doku über die Berliner Ravegeneration veröffentlicht

Fast 30 Jahre nach ihrer Ausstrahlung im Ostdeutschen Rundfunk findet diese Zeitkapsel endlich ihren Weg ins Internet.

Klaus Dinger: Arte strahlt Doku über Neu!-Schlagzeuger aus

Die Arte-Doku über Klaus Dinger vollzieht nach, wie der Krautrock-Pionier die Grundlagen für Techno legte.
So stellen sich die Wiener Grünen einen klimakompatibleren Gürtel bei Nacht vor (Illustration: Die Grünen der Stadt Wien)

Wien: Green Club Guide für nachhaltigere Clubszene veröffentlicht

Die Vienna Club Commission will Klimaschutz im Club etablieren. Ein neues Handbuch soll der Wiener Clubszene dabei helfen.

Rick Wilhite: Detroiter DJ sammelt Spenden nach Unfall

20.000 Dollar sollen alle Ausgaben nach seiner Diagnose decken, schreibt Rick Wilhite in einem Spendenaufruf.
Razzia in Essen (Foto: Innenministerium NRW / Jochen Tack)

NRW: 650 Beamt:innen bei Razzia in Clubs und Diskotheken

Clanstrukturen sollen die Türsteher-Szene in NRW unterwandern. Am Samstag wurden bei einer Razzia Haftbefehle vollstreckt und Waffen gefunden.
Mc Conrad (Foto: unbekannt)

MC Conrad: Maßgeblicher Drum ‘n’ Bass-Vokalist verstorben

MC Conrad machte sich an der Seite von LTJ Bukem einen Namen. Nun ist der Drum ‘n’ Bass-MC 52-jährig verstorben. Lest hier unseren Nachruf.
Eine vergangene Ausgabe von We Are FSTVL (Foto: Presse)

London: Träume von Festival-Begeisterten weggeschwemmt 

Die Kostenexplosion setzt der Festivallandschaft zu. Erschwerend kommen immer häufiger Extremwetterlagen dazu.

Berliner Senat: Keine neuen Förderungen für Clubs

Viele Berliner Clubs sind in ihrer Existenz bedroht. Neue Hilfen seien jedoch nicht geplant, heißt es nun von Seite des Senats.

„Techno der verkaufte Traum”: 90er-Doku über die Berliner Ravegeneration veröffentlicht

Fast 30 Jahre nach ihrer Ausstrahlung im Ostdeutschen Rundfunk findet diese Zeitkapsel endlich ihren Weg ins Internet.
Klaus Dinger (Foto: Presse)

Klaus Dinger: Arte strahlt Doku über Neu!-Schlagzeuger aus

Die Arte-Doku über Klaus Dinger vollzieht nach, wie der Krautrock-Pionier die Grundlagen für Techno legte.