5Aquarius TX – Monica Groove EP (Echovolt Records)
Die erste EP dieses noch unbekannten Duos erscheint via Rush Hour beim griechischen Label Echovolt, das in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Riecher in Sachen Newcomer bewiesen hat. Aquarius TX machen da keine Ausnahme: Ihr unkomplizierter, von warmen Pads und schneller Percussion angetriebener Sound schiebt schwungvoll und butterweich zugleich, vereint dabei Elemente von Acid, Breaks und House im genau richtigen Verhältnis. Mit seinen schimmernden Chords und zurückgelehnten Vocals könnte die A-Seite glatt als Soundtrack für einen Retro-Arcade-Racer herhalten, bei dem stilecht im roten Cabrio dem Sonnenuntergang entgegengeheizt wird. Alternativ auch gerne für den ersten frühlingshaften Fahrradausflug in kurzer Hose. Der Remix von DJ Normal 4 drosselt dagegen das Tempo, schwebt fast vor sich hin und flirtet gekonnt mit zarten Happy-Hardcore-Anleihen. Die Weightless-Variante von Oldschool-Rave in etwa. Einfallsreich und funktioniert ganz großartig! Leopold Hutter
4Nachtbraker – Parmigiana EP (Nachtbraker)
Der Titelsong der ersten Nachtbraker-EP auf dem eigenem Label beginnt breitbeinig und in bester Partylaune mit einem an seelige Fidget-House-Tage gemahnenden Stomper – inklusive catchy Vocal-Sample-Dauerbefeuerung, Rimshot-Kaskaden und Distortion-Bass. Dennoch lässt die melancholische Fläche auch hier schon erahnen, dass auf dieser EP komplexere Gefühlslagen ausgelotet werden als pure Ausgelassenheit. Über “Number 33”, einem zurückhaltenden Breakbeat-House-Hybrid auf schon erheblich heruntergefahrenem Energie- und Party-Level und „Mild Lifestyle“, wo schon der Titel die Milde der Akkorde des dennoch clubbigen Dubhouse-Tracks ankündigt, erreicht die EP im vierten Stück eine erstaunliche Verspieltheit. Und „Sippin’ Dew Drops“ ist eine bleepige Electro-Funk-Träumerei, die stellenweise an die britische Band High Lamas und ihr spleeniges Indie-Elektronika-Crossover denken lässt. Wunderbar eigenbrötlerische EP! Mathias Schaffhäuser
3Que Sakamoto – Uchuu Hikoshi (Not An Animal)
Der japanische Newcomer Que Sakamoto hat trotz seines klingenden Nachnamens rein gar nichts mit dem Yellow Magic Orchestra zu tun. “Uchuu Hikoshi” ist ein Sonnenanbeter von einem Track. Balearic-Verweise, sanft durch die Lüfte wehende Cosmic-Anklänge und Italo-Disco-Akkordfolgen werden hier ganz ohne Schüchternheit in die Spuren geschaufelt. Das mag man erst mal etwas offensichtlich finden, doch dann stellt man fest: Es läuft ziemlich gut mit “Uchuu Hikoshi” an diesen Frühlingstagen. “Kamakura”, die zweite Que Sakamoto-Produktion dieser Platte, geht einen kosmischen Pfad. Man muss schon einen Hang zu verstocktem Funk haben, um hier echte Freude empfinden zu können. Im bassigeren Vyvyan-Remix macht der Track hingegen Spaß. Ein richtiger Gigant kommt von Apiento, dem Macher des Blogs Test Pressing. Der hat “Uchuu Hikoshi” geremixt. Dieser bleepige Proto-Breakbeat-Sound klingt wie Unique 3 im Jahr 1990, nur in deep. Digital gibt es als Bonus noch eine zweite Apiento-Version. Die muss man auch haben. Holger Klein
2Takahisa Mitsumori – Cntr (Morph)
Als Booker und Sound Designer hat Takahisa Mitsumori in der Electronica-Szene Tokios tiefe Spuren hinterlassen und tourt mit seiner Live-Performance nach wie vor viel in Asien, aber auch durch ganz Europa. Seit 2017 lebt der ehemalige Downtempo-Produzent (damals unter dem Alias Mergrin aktiv) in Berlin und führt sein eigenes Label Morph.
Wirft Mitsumori seine modularen Synthesizer an, dann wächst daraus nach und nach ein hochkomplexes Gebilde aus Samples, Texturen und elektronischen Sounds. Alles scheint sich angeregt miteinander zu unterhalten, während er selbst nur im Hintergrund dirigiert. Diese Art von verschachtelten Minimal, der in seiner rhythmischen Kleinteiligkeit glitchy bis trippig wirkt, war in Fernost schon immer en vogue und klingt auch 2019 wieder erstaunlich unverbraucht. Mitsumoris erste EP unter eigenem Namen gefällt durch die variantenreiche Interpretation seines persönlichen Ansatzes, die er auf vier Tracks mal pulsierend-housig, mal als verkopften Techno-Trip oder als verträumten Endlos-Loop darbietet. Das detailgespickte Ambient-Outro bekommt von Kollege DJ Sodeyama noch das Trance-Tutu übergezogen, verblasst im Glanze der Originale jedoch. Leopold Hutter
1Theo Parrish & Marcellus Pittman – Essential Selections 1&2 (Sound Signature)
Immer noch zeitgemäß: Gut zwanzig Jahre ist es her, dass der Deep House-Spezialist Theo Parrish auf seinem Label Sound Signature zusammen mit seinem Freund und Kollegen Marcellus Pittman die überwältigende Essential Selections Vol. 1 herausbrachte. Rund drei Jahre später komplettierten beide die Selections mit drei weiteren Tracks auf Vol. 2. Während die dynamischen Pionierstücke sich damals schwungvoll ihren Weg durch die Clubs der Welt bahnten, zwischen den transatlantischen Verbindungen diverser Plattenteller in Europa und den USA hin und her jumpten, sind sie heute zu einem festen Bestandteil einer jeden House-Sammlung avanciert. Kein Wunder also, dass nun ein Repress beider Platten (mit digitalem Download) erscheint. Diese Sound-Highlights aus smoothen, perkussiven Detroit-Deep House-Texturen mit melodiösen Drums, fetzigen Basslines und pulsierenden Rhythmen klingen ähnlich aktuell wie vor zwanzig Jahren und manifestieren deshalb mehr als ein Stück Musikhistorie. Franziska Finkenstein