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Mixe des Monats: Oktober 2025

Azu Tiwaline – Orb Podcast 097 (Orb Mag)

Azu Tiwaline kann für sich beanspruchen, was so viele Pressetexte über so viele Künstler:innen gerne behaupten: Eine eigene Klangsprache entwickelt zu haben. Ganz ohne übertriebenen Ethno-Kitsch und generalisierende Klischees lässt sich über die Tunesierin sagen, dass ihre Musik ihre Herkunft atmet: Weitläufig, dumpf pulsierend und stets in Bewegung, spiegeln ihre Produktionen die Unendlichkeit, Schönheit und Kargheit von Wüstenlandschaften.

Auch ihr Mix fürs Orb Mag entwickelt eine Sogwirkung, wenngleich in anderer Manier. Über eine Stunde hinweg fährt sie alle majestätischen Register der Ambientmusik auf, quasi ohne Spannungsabfall, mit vollem Fokus. Grobkörnig und taktil krachen im ersten Drittel Jóhann Jóhannssons Streicher in die Noise-Abgründe von Ghost Dubs. Der Rest der Tracklist liest sich wie ein All-Star-Treffen aufmerksamkeitsbeanspruchender beatloser Musik. Tiwaline selbst & Al Wootton liefern dumpfes Dub-Grollen, Andrew Pekler fein perlende Elektroakustik, Sigur Rós die größtmögliche Elegie, Caterina Barbieri später noch ihren Genreklassiker „Fantas”. Ein Track nach dem anderen fügt sich in eine Ästhetik, die bei aller Schwerfälligkeit Schwebezustände zulässt, alles ist, aber kein Easy Listening. Azu Tiwaline liefert hier ein Ambient-Set ab, das sich extrem nah an der Perfektion bewegt. Maximilian Fritz

Demuja @ Kiosk Radio 11.10.2025

Der Herbst ist schön. Also geht man in den Park und sammelt Kastanien und hört ein bisschen Musik. Das ist so circa das Konzept des Kiosk Radio in Brüssel. Nur ohne die Kastanien. Dafür mit Bier. Und belgisches Bier ist ja wirklich das allertollste. Jedenfalls: Sitze da unter den Platanen, trinke eins und zwei, dann drei. Es wird langsam lustig, und wer läuft da rum, ist das nicht der Demuja? doch! Ich sage servus, und er sagt hey, weil: zwei Österreicher im Ausland, keine Erfolgsgeschichte. Er spielt dann eine schöne Stunde für sich oder nochmal zwei Bier für mich, das heißt: den Demuja-House, für den ich bis nach Brüssel fahren würde, im Herbst oder nimmer. Christoph Benkeser

Nawaz – FOWRU 009 (Eerste Communie)

Verschwimmender Landschaftsschmuck. Die steckenden Füße in schlammigen Waldböden. Ich atme Nebelstunden und mag verhasstes Morgengrau. Den Winter schon dünn auf die Haut genäht.

Es ist Phthalogrün, das Nawaz aus seiner hypnotischen Deep-Techno-Masse formt. Die Tracks dürfen sich in „Verriyou” von Floid & W92 berühren, flüstern einander danach zu. Sie rennen davon und halten inne. Ein Rinnsal Liquid atmospheres entlang der Kick.

Nawaz hält das trotz schneller Rhythmen ruhig wirkende Gebilde fest in seiner Hand. Sanft, energetisch und avantgardistisch. Der Anbruch der letzten Viertelstunde wirkt düster und gibt Vorausschau auf die atmosphärisch dämmernden Minuten, in denen sich die Vierviertel-Statik verflüchtigt. Um die leckenden Stellen legt sich allmählich ein heilendes Ambient-Closing und gibt dem Mix schließlich sein finales Wesen. Lea Jessen

Rakans b2b Vinvar | PRNCPTL | 12 YEARS | Münze (Pornceptual)

Geburtstage sind etwas Schönes. Und alles Schöne muss gefeiert werden – genau das hat Pornceptual getan. Am 16. August fand die Party anlässlich des zwölften Geburtstag der Reihe in der Münze in Berlin statt. Und wie hätte man diesen besser feiern können als mit einem dreistündigen b2b der Residents Vinvar und Rakans?

Von 8 bis 11 lieferten die beiden auf dem Floor K Hole ein Closing, wie es im Buche steht. Drei Stunden treibender Techno, der den Spagat zwischen düster und euphorisch schafft, an die Hand nimmt und seinerzeit von der Nacht in die Morgenstunden begleitete. Die Tracks werden zunehmend euphorischer und Vocal-lastiger, während die letzten sechs Minuten verspielt, groovig und leicht melancholisch ausklingen.

Übrigens: Die Luft war zeitweise so dick, dass man glaubte zu ersticken, und die Wände nass, genau wie draußen vom Tau. Irgendwann wurde es trotzdem hell, aber der Bass ließ selbst auf dem Heimweg nicht los. Eine Nacht, die es in sich hatte, mit einem Closing, das einen würdigen Abschluss darstellte. Katharina Pittack

The Trip – Feel My Bicep Mixtape 270 (FMB)

Im Oktober weiter durch den Sommer tanzen? Genau das gelingt The Trip mit ihrem Set für Feel My Bicep. Wie gewohnt bekommt man eine geballte Ladung verschiedener Subgenres des Tech-House um die Ohren geschlagen. Einschlägige Elemente aus UKG, Progressive und Deep House treffen hier aufeinander – einfach vorwärts treibender Power House. Nach einem gediegenen Einstieg erhöht sich das gefühlte Tempo der Tracks um ein Vielfaches. Ekstatische Vocals treffen nun auf deepe Basslines, die durch den Raum schweben lassen. Unterbrochen wird das Ganze von brasilianischen Percussions, bevor schließlich Wohlfühl-House aus dem Set entlässt. Wie vielseitig The Trip verschiedene Nuancen einsetzen, zeigt sich auch in den Produktionen des Duos, bestehend aus Max van Dijk und Oliver Hiam. Sind sie mit Papa Nugs noch ins Jahr gestartet, beendet The Trip den diesjährigen Partysommer mit ihrer EP Clubdance 2025 und puren Ibiza-Vibes! Michael Sarvi

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Reviews

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