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Mixe des Monats: April 2025

Earthen Sea – IA Mix 390 (Inverted Audio)

Earthen Sea produziert nicht nur schlicht fantastische Dub-(Techno)-Alben für die einsamen Stunden, in denen man aus dem Selbstmitleid heraus gen Zuversicht treibt und Gefallen an der eigenen Verletzlichkeit findet. Jacob Long weiß ganz offenbar auch, wie man einen Mix mitreißend aufbaut.

Für die aktuelle Ausgabe des Inverted-Audio-Podcasts hat er unter anderem Gamelan, also traditionelle Musik aus dem indonesischen Raum, ausgewählt. Die beginnt mit gemächlich schneller werdenden, vereinsamt im Raum stehenden Tonfolgen, schwillt dann kontinuierlich zu einem gewaltigen Dröhnen an, das Geist und Körper ehrfürchtig erzittern lässt. In Aaron Leaneys und Guy Thouins „Bairav” und Asher Gamedzes „If It Rains. To Pursue Truth” treten Blasinstrumente nicht mehr als Mittel der Überwältigung, sondern als Mittler zwischen den Emotionen auf: Der verspielte, doch gebieterische Jazz markiert einen Kontrapunkt zur vibrierenden Überbeanspruchung und mündet schließlich mit lange nachhallenden Akkord-Schwaden und einem immer prägnanteren Unterbau in Earthen Seas Kerngebiet: nachdenklicher Dub-Musik mit Hang zum Majestätischen, Monolithischen, Endlosen. Wie eingangs erwähnt: Dieser Mix reißt mit. Warum? Weil er als fließendes Ganzes mehr ergibt als die Summe seiner faszinierenden Teile. Maximilian Fritz

Jon1st – 05/04/2025 (Subtle Radio)

Ja, englische Clubmusik, immer viel Bass und humpeln, ein Rumpeln, eigentlich. Also, so ein komplettes Reinknien, ins Gefühl, in den Subwoofer. Und zwar nicht so degeneriert wie aufgeblasene Oberarmidioten, die sich tanztrendend im Weg stehen. Sondern eher mit dem ganzen Körper und allen Muskeln und also auch dem Schließmuskel. Den man ja bei dermaßiger Luftverschiebung kaum noch kontrollieren kann. Sich also auf gut WIENERISCH anscheißt vor lauter Anschiebung, die von hinten kommt. Und von zu viel Ecstasy und dieser död-dö-död-dö-död-Nummer, die übergeht in schwüles Gejaule und dann in einen Mix von Oak City Slums. Noch nie gehört von dem. Google sagt Los Angeles. Ich sage halleluja, weil das so circa die Chain Reaction aus Teklife, Tracksuits und Trittbrettdub ist, die ich zum Beispiel auf diesem Label namens outlines richtig toll finde. Na ja, sind wir also von englischer Clubmusik kommend wieder wo anders gelandet heute. Christoph Benkeser

Dustin ZahnVault Sessions #243 (Vault Sessions)

Mit flächigen, trippigen Sounds von Temudo und dem naff-Act pondlicker startet Dustin Zahn in seinen Mix für Vault Sessions. Schon hier wird die Sozialisation des US-Amerikaners in der legendären Midwest-Rave-Szene spürbar. Der Beton urbaner Architektur, oft Resonanzraum für Techno, kommt in dieser Musik nicht vor. Die sparsamen, aber durchdringenden Soundscapes ergießen sich über die grenzenlosen Landschaften und setzen einen Grundton, der ebenso verheißungsvoll wie weggetreten ist. Sie machen Lust auf stundenlanges, tagelanges Feiern und Chillen.

Die Virtuosität des Mixes liegt darin, dass Zahn die Grundspannung mit jedem Track hält und nur sehr kontrolliert neue Elemente in das Set bringt. Einen ersten Höhepunkt setzt „Quantensprung” von Oliver Lieb, eine entrückt wirkende Acid-Hymne von 1999, die jüngst wiederveröffentlicht wurde. Mit Nørbak, Rene Wise und Funk Assault setzt Zahn im Finale auf erprobte Namen der jungen Techno-Generation, um schließlich den Mix so enden zu lassen, wie er begonnen hat – mit einer naff-Nummer, die den trippigen Sound des Sets ins Verspielte wendet. Alexis Waltz

Altinbas –  Church of Endzeit, San Francisco 04-04-2025

Die Sonne geht über der Golden Gate Bridge auf und San Francisco tanzt zu den hypnotischen Techno Grooves von Altinbas. Der belgisch-türkische DJ und Producer leutet den Frühling ein und feiert mit diesem Mix sein Debüt in der „Belle of the Bay“. Claps und schnelle Hi-Hats kommen hier nicht zu kurz, zwischendurch erklingt das „Piuh Piuh“ einer Science-Fiction-Pistole wie in einem Cartoon. Zukunftserzählungen und -anmutungen ziehen sich durch das gesamte Set – immer wieder tauchen in den Melodien Töne auf, die man aus Sci-Fi-Filmen kennt. Bevor es im letzten Abschnitt nochmal groovig wird, darf sich das Publikum kurz ausruhen. Augen zu und: Tagträumen. Bevor Altinbas die Hörer:innen in der Traumebene  verliert, zieht er das Tempo wieder an und rüttelt sie wach. Mit dem typischen „Altinbas-Sound“, den er selbst als „cosmic-themed and forward-thinking“ bezeichnet, wird die Menge aus dem Abend entlassen. Die Türen der Cable Cars gehen auf, ab geht’s nach Hause. Jacob Runge

Altinbas Church of Endzeit

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