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Die Platten der Woche mit Skee Mask, Maloca, Stanislav Tolkachev, Toupaz und Verraco

Skee Mask – ISS010 (Ilian Tape)

Es gibt Producer, die machen eine gute Platte und dann zehn schlechte. Und es gibt Skee Mask, der macht einfach immer gute Platten. Jedenfalls hab ich noch keine gehört, vielleicht war da irgendwann mal was, aber egal: Die neue auf Ilian ist nämlich wieder eine sehr gute. Ich könnt euch jetzt volllabern, wie geil: Dubtechnovibes und so weiter. Hat halt niemand was davon außer ChatGPT. Und die mögen wir hier nicht. Aber bitte, wenn hier wer von treibenden und wabernden und, am allerschlimmsten, jackenden Grooves lesen will: Die Faze ist dort drüben! Der Rest hört hin und erlebt Skee Mask in der Vollhocke – so tief, wie es noch geht mit zwei musikalischen O-Beinen. Was eigentlich unmöglich ist. Da sträubt sich alles dagegen, bloß kein Taktetrommeln! Aber dann doch, nur gut versteckt. Hinter Hühahot und Hophophopp. Und in sieben Tracks, die heute funktionieren und gestern und in 20 Jahren werden die auch noch gehen zum Bouncen. Das haben gute Platten zum Glück so an sich. Christoph Benkeser

Various Artists – SIIIX Vol. 1 (Maloca)

SIIIX Vol. 1 ist eine Compilation, aber keine Label-Leistungsschau. Die EP fußt auf einem Konzept, konkret geht es um das Arbeiten mit perkussiven Sounds, die das niederländische Percussion-Ensemble HIIIT (f.k.a. Percussion-Ensemble Slagwerk Den Haag) in einer Sample-Bank zusammengefasst und den Acts zur Verfügung gestellt hat. Und diese Sounds wirkten wirklich inspirierend auf die Musiker:innen, alle Tracks auf SIIIX Vol. 1 sind auf ihre Art besonders. Valentina Magalettis Opener gehört gleich zu den herausragenden Stücken, angesiedelt irgendwo zwischen experimenteller Bass- und E-Musik. Hihats in Trees drehen den Tempo-Regler dann auf 162 BPM, greifen aber auch die warme organische Klangsprache des ersten Tracks auf, was zu einem originellen, kaum kategorisierbaren Clubtrack führt. Noch weiter weg von elektronischer Klischeemusik führt Julian Satorius‘ Song, dessen Titel „Klutsel-Klötzli” lautmalerisch die Richtung vorgibt. Azu Tiwaline und upsammy vervollständigen die EP mit zwei weiteren guten Tunes. Mathias Schaffhäuser

Stanislav Tolkachev – Nech024 (Nechto) 

Nechto ist das ukrainische Wort für das Nichts, und es ist ein in Kiew beheimatetes Techno-Label. Das Cover von Techno-DJ und Produzenten Stanislav Tolkachev steht in seiner Tiefenschärfe und Abstraktion der Musik auf seiner EP entgegen. Angefangen mit „Goodbye Medellin” werden hier krisp-kristalline Sounds verfugt durch weiche, Tiefe und Vignetten erzeugende Effekte. Dieses Kitzeln des zentralen Nervensystems wird bereits auf „Middle Finger Variation” auf die Probe gestellt, denn eine nackte Bassdrum und ziemlich viele klöppelnde Keys ergehen sich hier an einem freigeistigen Take von Los Niños Del Parque der Düsseldorfer Gruppe Liaisons Dangereuses mit seiner rohen Energie. Der Blick richtet sich nach innen, wenn Tolkachev sein „Unspoken Feelings” aufquellen lässt wie ein Bircher Müsli und dann verschämt herumdruckst mittels Melodieklecksen auf federndem Beat-Aufbau. Während all seine Stücke dieser EP auf 135 BPM beharren, dreht Tolkachev für „Now We Are Talking” auf. Ein Stück puristischer Techno auf wenigen, dafür kickenden Loops und der Höhepunkt dieser EP. Sie wird beendet von „Prononciation”, das mit seinen die Synapsen massierenden Schleifen den Bogen zum Beginn schlägt. Christoph Braun

Toupaz — Frantic Gestures EP (Eclipse Tribez)

Mit vier Drummachine-zentrischen Tracks stellt der österreichische Beatwizard Toupaz, zuvor als Awo Ojiji bekannt, sein neues Pseudonym vor. Und die Tracks haben es in sich. Denn sie zeigen – auf mannigfaltige Weise – dass mehr als ein guter Rhythmus oft nicht nötig ist. Wobei: Toupaz’ Rhythmen komplex zu nennen, ist fast schon untertrieben. Mal ist’s Halfstep, dann vielleicht doch wieder Doubletime? Die Beats können sich nicht entscheiden, und gerade das macht den Spaß aus. Sei es bei dem tribalistischen Bass Music-Tune „Summernight”, dem noisigen Schleicher „Torsion”, dem Garage-JumpUp-Techstep-Hybriden „891” oder dem abschließenden Valium-Roller „Matter Out Of Place”. Die Tracks haben es, ich erwähnte es bereits, in sich – jeder einzelne mehr als die ganze EP anderer Produzenten. Tim Lorenz 

Verraco – Breathe… Godspeed (Timedance) 

Nach seiner formidablen Escándaloo-EP auf Karenns Voam-Label landet der kolumbianische Techno-Futurist Verraco auf Batus Timedance, im Gepäck: vier Tracks unbegreiflicher Grenzgänge entlang der diversen Arten elektronischer Tanzmusik. Dies ist Techno in seiner weitesten, freiesten Form, den Blick in die Zukunft gerichtet statt in retro-klischierte Vergangenheit. Mal fusioniert Verraco seine Sequenzen mit Cumbia-Beats, mal scheint Italo-Disco durch, mal verschieben sich die verschrobenen Rhythmen und Sequenzen derart gegen- und ineinander, dass einem alle Genre-Zuweisungen einfach mal aus dem Gehirn gepustet werden und man seine Kinnlade irgendwo auf dem Tanzboden sucht. Pure, experimentell-avantgardistische Tanzmusik fürs 21. Jahrhundert. Und genau das, dass man dazu tatsächlich noch tanzen kann, zeigt die Brillanz Verracos in ihrer reinsten Form. Tim Lorenz 

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