Das finanziell angeschlagene Medienunternehmen Vice hat in New York ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 beantragt, wie es auf seiner Homepage bekanntgab. In einem solchen Sanierungsverfahren läuft das Tagesgeschäft in einem gerichtlich geschützten Rahmen weiter.
Das Medienhaus, das 2017 mit 5,7 Milliarden US-Dollar bewertet wurde, musste bereits vor Wochen die globale Nachrichtenplattform Vice World News schließen. Außerdem wurde das wöchentliche Nachrichtenprogramm Vice News Tonight eingestellt.
Als potenzieller Käufer im Insolvenzverfahren gilt die Fortress Investment Group unter Beteiligung von Soros Fund Management und Monroe Capital, wie die New York Times berichtet. Alle drei Unternehmen gewährten der Vice Media Group im Jahr 2019 einen Kredit in Höhe von 250 Millionen US-Dollar. Ihr Angebot sieht vor, die Vermögenswerte für 225 Millionen US-Dollar zu übernehmen. Die Übernahme durch die drei Kapitalgeber gilt als wahrscheinlich, weil sie bereits 20 Millionen US-Dollar in die Fortführung der publizistischen Tätigkeiten gesteckt haben.
Aktuell können so die Vice-Webseite, die konzerneigene Werbeagentur Virtue sowie das Produktionsstudio Pulse Film weitergeführt werden. Auch Refinery29, die Medienplattform für junge Frauen, ist noch in Betrieb.
Vice wurde 1994 im kanadischen Montreal von Shane Smith, Suroosh Alvi and Gavin McInnes gegründet. Das Magazin befasste sich überwiegend mit den verschiedensten Subkulturen. Über die Jahre wuchs es zu einem globalen Medienunternehmen und finanzierte sich dabei primär über Werbeeinnahmen. Seit der Gründung gab es durchgehend Schwierigkeiten, die Webseitenaufrufe eines Millionenpublikums in Gewinne umzuwandeln. Frühere Verkäufe des Medienhauses oder die Finanzierung über einen Börsengang mittels Mantelgesellschaft ließen sich nicht umsetzen.
Vice ist nicht das einzige US-Medienhaus in finanzieller Schieflage. Die Online-Publikation BuzzFeed musste im April dieses Jahres seine 2021 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Nachrichten-Sektion schließen.