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Die Platten der Woche mit Bella Boo, Fantastic Man, Farron, J. Albert und Viikatory

Bella Boo – Looney Talks (Studio Barnhus)

Mal wieder eine brillante Platte von Stockholms Bella Boo, die mittlerweile sechste auf ihrem Haus-Label Studio Barnhus. Die sind ja bekannt für etwas abseitigere Variationen moderner Dance-Music-Stile. Wobei „abseitig” hier sicherlich nicht beängstigend klingen soll, eher im Sinne von „seltsam” und „anders”. Leftfield nennt es der Engländer, Musik, gemacht für freaky dancing – und da passen Boos vier Stücke perfekt ins Bild.

Es beginnt mit dem mitreißenden „Looney”, das den Alpha-Juno-klassischen Hoover-Sound auf die Schippe nimmt, um ihn dann fröhlich über dem beglückten Raver auszuleeren. „Dancehall” nimmt sich im Folgenden des typischen Dancehall-Drum-Riddims an, deutet ihn im Verlauf des Tracks mit mysteriösen Vocals und sanft-melancholischen Synth-Flächen in einen kommenden Afterhour-Liebling um. Der dritte Track, „Girls”, verbindet minimale Big-Room-Euphorie (ihr merkt schon, Bella Boo kombiniert gern Gegensätze) mit einem erlösenden House-Piano-Finale. Und der abschließende Track „Get Away” swingt sich fröhlich durch verhallte Vocal-Delays und anschwellende Filter-Klaviaturen. Gekonnt – von Beginn bis Ende. Genau so soll kontemporäre House-Musik klingen. Tim Lorenz

Bella Boo – Looney Talks (Studio Barnhus)

Fantastic Man – Visions of Dance Vol. 2 (Superconscious)

Mic Newman alias Fantastic Man ist vielleicht einer der unterbewertetsten House-Produzenten da draußen. Seit gut zehn Jahren veröffentlicht der gebürtige Australier regelmäßig solide Clubtracks, die irgendwie sonnig klingen, eine gewisse Weichheit an den Tag legen und dabei doch gehörig reinhauen. Diesen bescheidenen Spagat legt er auch bei der zweiten Ausgabe seiner Visions of Dance hin, die wieder auf dem eigenen Label Superconscious erscheint.

Oldschool-Breaks und Pianos, gesüßt mit Vocals auf „Beyond Control”, wild funkende Orgeln und Basslines in „Hyper.Sonic”, dazu köchelnder Subbass und Conga-Samples für „Sparticle Boom!”: Jeder dieser Tracks hat genug Seele, um über den Toolstatus erhaben zu sein, drängt sich aber auch nicht gleich in den Vordergrund. Im Gegenteil: der balearische Acid-Banger „West Coast” macht zum Schluss nochmal deutlich, wie Fantastic Man diesen Stil des unauffälligen Hits perfektioniert hat. Leopold Hutter

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Farron – Sparking In Silence EP (Sävy) 

Farron betreibt mit Shaw Cuts sein eigenes Label von München aus, hier produziert er vier Banger für Sävy. Die kommen vielseitig. Die beiden Stücke der A-Seite: „Artura” stampft über einen elektromagnetischen Bass, bis das Ballernde umspielt wird von Hi-Hats aller Arten und dissonante Streicher sich aufbauen und wieder vergehen. Große Rave-Abfahrt alter Schule. Introvertierter gibt sich „Radioactive Sepp”, der clonkt unter einem gebrochenen Beat bei 130 BPM.

Ganz anders beginnt die B-Seite, denn „Home As Wide” zischelt junglistisch durch die Lande. Die Hi-Speed-Breakbeats kommen immer wieder zum Halt und werden von kosmischen Wölkchen erst verlangsamt, ehe sie selbst das Stück weiter nach vorne nehmen. Von betörender Schönheit ist der Schlusstrack. „Naviar” klöppelt in weiter Ferne hinter Nebeln aus Synthesizern, bevor diese verschwinden und eine klare Weite zu hören ist. Gerne! Christoph Braun

Farron – Sparking In Silence EP (Savy)

J. Albert – config (Couldn’t Care More)

J. Albert couldn’t care more: Der New Yorker Producer presst auf seinem Debüt für die Hamburger Labelschule fünf alte Perlon-Platten in die Rekordbox – gleichzeitig, wie man zum Beispiel auf „Armor” hören kann.

Dass Jiovanni Nadal der dreamy dub dude geblieben ist, den man von Veröffentlichungen auf 1080p oder Hypercolour kennt, zeigt er trotzdem: „config4” klingt, als würde Huerco S. im Traum an einer Anleitung von Ikea scheitern. „config5” klaut das Amen aus dem Break. Und „config2” gibt sich Mühe, wie Actress auf Adderall zu schieben. Dazwischen fetzen Beats ins Bällebad, für die man mindestens eine Geschlechtskrankheit riskiert. Mal zwitschert die Percussion wie Uschi nach fünf Halben, dann will man endlich wieder Human Traffic gucken. Was macht J. Albert bei all dem Zinnober? Er schlackert weiter schräge Synths über den Borstenbass, bis Minimal wieder ein Ding wird. Hose runter, Hände hoch: Wer diese Platte auflegt, riskiert fünf Punkte in der Panorama Bar. Christoph Benkeser

Viikatory – It’s All About The Cosmic Stuff (Juicy Gang) 

Für ihr 2021 gegründetes Label Juicy Gang sucht DJ MELL G ständig nach neuen Künstler:innen, vorzugsweise zwischen Acid und Electro, mit Einflüssen aus Grime und IDM. Ihre neueste Akquise heißt Viktoryia Karelaya alias Viikatory, kommt aus Minsk in Weißrussland und hat sich in jüngster Vergangenheit mit freshen Electro-Tunes einen Namen gemacht. Nach verschiedenen Veröffentlichungen auf Compilations, einer Zusammenarbeit mit Jensen Interceptor und ihrer ersten Solo-EP auf Mutual Pleasure kommt hier ein Fünf-Tracker, der laut Viikatory jeweils unterschiedliche Emotionen aus einem bestimmten Zeitabschnitt reflektiert.

Opener „7 Mute” lebt von schwebenden Pads, Percussion à la Photek und spacy Vibes, während „Changes” mit bouncendem Acid-Bass der Partystarter auf der Platte ist; Der Titeltrack lotet alle traditionellen Sounds der 808 bis hin zur Cowbell aus und zeigt Viikatory von ihrer verspielten Seite. Besonders bassgewaltig sind die beiden Vocal-lastigen B-Seiten-Stepper „Shake Your Mind” sowie die Kollabo „Visual Imagination” mit jpeg.love. Leopold Hutter

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