Liebe Leser:innen,
Abonnent:innen sollten sie schon postalisch erhalten haben, ab dem 24. März ist sie in Bahnhofsbuchhandlungen und Zeitschriftenboutiquen erhältlich: Die GROOVE #177.
„Award winning photography of the annual migration of happy ravers and a giant yellow smiley”
Ein gigantischer Smiley, unter dem sich die tanzende Meute versammelt und amüsiert. Wer dieses Treiben als seltsam künstlich empfindet, tut das zu Recht: das Titelbild der Ausgabe ist ein Produkt der KI Midjourney, die unser Artdirector Jan Rikus Hillmann mit obigem Prompt, also einem Textbefehl, fütterte.
Die Wahl eines Motivs gestaltete sich in diesem Jahr schwieriger als noch 2022, als wir die GROOVE #176 quasi zum clubkulturellen Ende einer Pandemie veröffentlichten, die die Berliner Streamingplattform HÖR maßgeblich prägte.
Der rote Faden, den wir über die letzten zwölf Monate hinweg ausmachen konnten, ist ein musikalischer wie szenepolitischer – und einer, an dem sich, nicht selten altersbedingt, die Geister scheiden: Ob auf der grünen Wiese oder im Club, greller Trance, Zweitausender-Edits und Chart-Pop erlebten in den letzten Monaten eine Renaissance, deren Ende nicht abzusehen ist. Im Zentrum steht dabei der Spaß, vielleicht sogar etwas zu sehr.
„Was ist da los?”, fragten wir uns deshalb im vergangenen Jahr immer wieder, und tun das auch auf dem Cover.
Davon ausgehend entstand ein Bild, das einen sogenannten Uncanny-Valley-Effekt hervorruft. Die Szenerie wirkt zwar vertraut, schreckt Betrachter:innen mit ihrem Hyperrealismus aber gleichzeitig ab. Ein Paradoxon, das unser Titelthema illustriert; der Dancefloor, eigentlich ein Ort der Geborgenheit, der seine Pilger:innen in den letzten Monaten oftmals abstieß, sie sensorisch überforderte. Oder, um es anders auszudrücken: Die langersehnte Rückkehr in die Realräume fühlte sich für viele fake an.
Die Bildsprache des Covers zieht sich dann auch konsequent durch unser Titeldossier, das wir mit dem Text „Spaßige Aussichten? Der Flirt mit dem Mainstream” beginnen. Außerdem behandeln wir Phänomene, die diesen Flirt schließlich zu etwas Ernstem gemacht haben: Techno auf TikTok, die omnipräsente Fetischmode und natürlich die Tanzmusik selbst, die zuletzt immer schneller, immer auffälliger und immer Mainstream-kompatibler wurde, um möglichst viele Hörer:innen zu erreichen.
Auch abseits unseres Titelthemas finden ihr im Heft relevante Inhalte. Zum Beispiel einen Festival-Roundtable, der mit der Festivalkrise ein weiteres prägendes Thema aus dem letzten Jahr aufnimmt. Oder Porträts über Künstler:innen aus vielfältigen Zusammenhängen: DJ Gigola, Mama Snake und Woody, um nur ein paar zu nennen. Außerdem führten wir Interviews mit Carl Cox oder den Gründern des Watergate zum 20. Geburtstag des Berliner Clubs. Bevor wir aber weiter aufzählen:
Viel Spaß beim Lesen,
eure GROOVE
PS: Natürlich interessiert uns eure Meinung zum Cover brennend. Wenn ihr sie loswerden wollt, schickt sie uns doch eine Mail an leserbriefe@groove.de.