Digger in einem Plattenladen in der Ukraine in den 1970er Jahren im Film Mustache Funk (Foto: Screenshot)

Mustache Funk – das ist der Name eines Films und am kommenden Donnerstag auch der einer Veranstaltung mit DJ Nomad und Delfonic. Beides könnt ihr am 07.04. als Benefizveranstaltung für die Ukraine im Berliner Club ÆDEN erleben.

In der aktuellen Situation mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine vergisst man angesichts der schrecklichen News, die jeden Tag aufs Neue auf uns einprasseln, die Historie des Verhältnisses beider Staaten. So war schon zu Zeiten der Sowjetunion das Verhältnis von Mütterchen Russland zu seinen „Bruder- und Schwester-Staaten“ (auch despektierlich im Westen „Satellitenstaaten“ genannt) nicht immer das einfachste. 

Auch in der Ukraine der späten 1960er Jahre hatten Menschen bereits das Bedürfnis, sich kulturell unabhängig zu entwickeln und ihre eigenen Identität zu schaffen. Einige musikbegeisterte Ukrainer*innen verfolgten dieses Ziel mit ihrer Leidenschaft für auf Vinyl gebannte Musik. Und so konnte mit Hilfe der Musik eine kleine Brücke zwischen den beiden Blöcken geschlagen werden, in dem sich ukrainische und russische Sounds mit Rhythmus, Melodie und auch Mode aus dem Westen verband.

Als auch die politische Führung der UdSSR in den späten Sechzigern anfing Musikgruppen zu fördern, die sich an Rockbands vornehmlich aus dem Westen orientieren, begann auch eine regelrechte „goldene Ära“ der ukrainischen Popmusik. Der Film Mustache Funk erforscht das Phänomen des ukrainischen Rocks und der Digger, die diese Musik – ein aufgeladenes Gemisch aus folkloristischer und populärer Musik – suchten und sammelten. Gerade im Kontext russischer Propaganda, die von einer Kontinuität russischer Identität nicht nur im Donbass spricht, und versucht ukrainische Perspektiven zu verdrängen, hat der Film nichts von seiner Aktualität einbüßen müssen.

Initiator und Drehbuchautor ist der legendäre ukrainische Club-Betreiber (Xleb), Musikmanager und Autor (u. a. im Band Ten Cities) Vitali Bard Bardetski. Alle Event-Einnahmen gehen direkt an Projekte in Buchach/Westukraine sowie an das Kiewer Café Klukva & Brukva, das täglich 800 Essen an Bedürftige ausgibt.

Neben den oben genannten Nomad (Vulkanjazz) und Delfonic aus dem Hause Illegal Jazz wird auch Ten-Cities-Herausgeber Florian Sievers spielen, der die Veranstaltung zusammen mit Annika Weyhrich (Institute for Sound & Music) und Florian Fricke (Zündfunk) organisiert hat. Dazu wird original italienische Pizza aus dem Holzofen gereicht.

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