Aqwea – 040921 (NTS Radio)

Aqwea – NTS Radio

Bereits seit 2018 bringt Aqwea die Zuhörer*innen von NTS mit ihrem einzigartigen Gespür für House zum Tanzen. In ihrer monatlichen Show zeigt sie deutlich, wie sehr sie mit der Londoner Clubszene verwurzelt ist. Neben klassischen Alltime-House-Klassikern bedient sie sich auch in Feldern von Soul, Jazz, Hip Hop und Broken Beats. Mit ihren erstklassigen Mixing-Skills entsteht jedes Mal aufs Neue eine ganz eigene Radioshow für sich, die nur so vor guter Laune strotzt.

Wir starten mit einem neuen Ambient-Release von Nala Sinephro auf Warp, das zunächst sanft abholt, wobei Aqwea schnell mit einem geschmeidigen Übergang die groovige House-Richtung einschlägt. Nun gibt es kein Zurück – Beschallung mit verschiedenen House-Tracks aus Detroit und Chicago. Natürlich kommt auch die Londoner Szene nicht zu kurz. Gekonnte Pausen und spontan eingespielte Vocals zeigen, warum sie Aqwea in den verschiedensten Londoner Clubs auflegt. Auch kleine jazzige Einstreuer heizen die Stimmung weiter an, und der Wunsch nach einem sonnigen Dancefloor auf einem Festival kommt auf. Nach einer guten Stunde ist dann leider Schluss, und Aqwea informiert uns über ihre kommenden Events. Der nächste Besuch in London ist also schon vorprogrammiert. Wird das in nächster Zeit erstmals nichts, lässt sich dieser Mix auch großartig auf einer Preparty oder auf dem Weg in den Club spielen. Moritz Weber

Doc Scott – Ilian Tape Podcast Series 069 (Ilian Tape)

Doc Scott – Ilian Tape 069

Doc Scott bedarf als lebende Drum’n’Bass- bzw. Jungle-Legende und Mitgründer von Metalheadz keiner Vorstellung, für seinen Mix für die Ilian-Tape-Podcast-Serie hingegen sind durchaus ein paar Sätze der Lobhudelei fällig. Nach einem klassischen, aber sehr schönen Ambient-Intro schieben sich Techno-Walzen und Breakbeat-Monster schwer röchelnd übereinander. Die BPM-Anzahl fällt zwar etwas niedriger aus als in Doc Scotts natürlichem Habitat, der Brite meidet gerade Beats aber auch in diesen knapp 92 Minuten wie der Teufel das Weihwasser.

Spannungsabfälle sind nicht vorgesehen: Wer nach Kickstartern von Amotik, Inigo Kennedy oder Jon Hester mit einem moderaten Mittelbau rechnet, irrt, intensiviert sich die Stimmung zwischen Katharsis und gähnendem Molloch doch Track um Track. Besonders beeindruckt dabei die Selektion, in deren Zuge Scott McIlroy von Deetron bis Stanislav Tolkachev die Diskographie jedes Producers nach genau dem Track durchwühlt hat, der optimal ins Set passt. Genau genommen läuft hier bis auf kurze Gemütlichkeiten und sirrende Drum’n’Bass-Ausflüge ein dröge pulsierender Beat durch, der durch fortwährende Variation aber mit der Zeit nur noch interessanter wird. Maximilian Fritz

Jordan – Animix Forty Seven (Animalia)

Jordan – Animix Forty Seven

Eine meditative Stunde und sechs Minuten beschert Jordan Dunsters Mix für das australische Label Animalia. Der in Melbourne ansässige Produzent ist eigentlich Improvisations-Perkussionist und die letzten Jahre eher dem Live-Jazz zugewandt gewesen. Für seinen Mix schlägt er Brücken zwischen akustischen und elektronischen Klängen, Natur und Synthetik, entschleunigenden und treibenden Rhythmen zu einem meditativ-entspannenden Mix. Während in den ersten Minuten noch das Plätschern eines Bachs, hinterlegt von träumerischen Pads, in smoothen Jazz übergeht, steuert Dunster im Verlauf seines Mix beständig in Richtung Deep House mit Ausflügen zu Ambient und IDM.

Und obwohl er gegen Ende nochmal dort ankommt, wo er angefangen hat, nämlich bei plätschendem Wasser, diesmal mit Vogelgezwitscher, nimmt Dunster eine scharfe Kehrtwende zurück zum klopfenden Bass und träumerischen Grooves, die das Tanzbein doch etwas kribbeln lassen. Dunsters Trackauswahl verbindet entzerrte Beats und akzentuiert eingesetzte Klangelemente hin zu einer federnden Ästhetik. Eigentlich dafür gedacht, die aufkommende Frühlingsfrische Australiens zu dieser Jahreszeit einzufangen, überträgt sich der Mix auch oberhalb des Äquators wunderbar in Herbststimmung zu fluffig herabfallenden Laubblättern. Louisa Neitz

MLNK – SA 04. SEPT (Riviera FM)

MLNK – Riviera Records

Auch in dieser Mondphase hört man von dem jungen Plattenladen Riviera Records aus München nur Gutes. Meist zweimal pro Monat kann man den gut selektierenden und unterschiedlichen Untergrund-DJs aus dem Süden Deutschlands schon vor der breiten Masse zuhören. Diesmal bleibt DJ und Labelgründer von Inside Universe David Hornung im heimischen Gefilde und hat MLNK von Kerbwerk auserwählt, um die feinen Scheiben draufzulegen.

Der startet sein zweistündiges Set für die Vinyl-Oase minimal und ungezwungen. Der elektronische Spielplatz erfährt dann schnell mit cannabinoiden Botschaften Aufschwung. Selten driftet er in Downtempo, Disco und Drum’n’Bass ab, findet sich schnell im futuristisch-kinematischen Sounddesign wieder. Die herbstlich-düstere IDM-Reise bleibt tief unter dem Radar und eignet sich bestens zum Lesen, Schreiben und Löcher in die Luft starren. Er beweist ein Händchen für ungewöhnliche Perkussionen. Zwei volle Stunden Ton-in-Ton-Konzentration. Dann beendet er die insgesamt stoische Reise mit einer heroischen Acid-, und Schwebe-Pad-Nummer. Giovanna Latzke

Osheyack – Eternity Now

Osheyack – Eternity Now

An dem Cover des neuen Mixtapes von Eli Osheyack vorbeizukommen, ist vergleichbar damit, durch die Tür eines angesagten Clubs zu kommen: Entspannt sein und vielleicht etwas desinteressiert auftreten. Denn so unangenehm es auch ist, einmal daran vorbei, wartet innen doch Musik, für die sich der Aufwand gelohnt hat. Wie bei einem Blockbuster-Soundtrack überrollt einen direkt hinter der Tür eine bombastische Welle von Sound. Beginnend mit irgendwas wie dem Soundtrack von chinesischem Wuxia, japanischem Meister-Zengetrommel verschwommen mit Bollywood und, ach: Eli Osheyack, zuletzt von DJ Marcelle geremixt, lebt derweil in China und hat zuletzt eine EP mit Nahash veröffentlicht (Club Apathy auf Svbkvlt).

Seinen derzeitigen Geisteszustand kann man hier nur erahnen. Heimweh? Der zweite Track klingt zumindest etwas mehr nach seinem Herkunftsland, den Vereinigten Staaten, also nach epischem Hollywoodfilm. Typisch für diese Art des Deconstructed Club und des Mashups: Alles passiert, ganz viel und gleichzeitig. Hektik, nichts verpassen, keine Geduld, es wird sonst schnell langweilig. Ungewiss, wer das wann und wieso hört. Tanzen? Entspannen? Synapsen neu „verknoten”? Oder wie Boomer-Papa bei dem Krach sagen würde: Gehörgänge freipusten? Alles ja und nein. „Wings Clipped”: Techno trifft Trance und Streicher. Und dann Schranz. Ergo: Schrance. Anspieltipp: „By Rote”. Krass, wieviel er in diese kurze Achterbahnfahrt hineinpackt. Vor allem: wie viel Energie. Nochmal: Nicht schon vom Cover abschrecken lassen. Auch die Musik verursacht unter Umständen Kopfschmerzen. Lutz Vössing

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