Der Dancefloor der Praterstrasse in Wien (Sämtliche Abbildungen: Praterstrasse)
Anmerkung: In diesem Artikel wurden Informationen aus einem Interview aus dem letzten Jahr und der letzten Pressemitteilung genutzt, was teilweise zu Unklarheiten führte: Die „Praterstrasse“ ist die Bar, die „Superstrada18“ die Pizzeria, „PRST“ schließlich der Club. Am Wochenende um 0 Uhr ändert sich das Konzept der Venue. Ab dann gelten spezielle Hausregeln, die für den Klubbetrieb nochmal insbesondere wichtig sind und prominent kommuniziert werden.
Wien hat einen neuen Club. Oder eine Bar. Vielleicht auch eine Pizzeria. So sicher kann man sich bei der Praterstrasse nicht sein. Direkt am Donaukanal, an den Toren zum 2. Wiener Gemeindebezirk, in den Räumen eines ehemaligen Fernsehstudios haben Heinz Tronigger, Hennes Weiss und Benjamin Loudon eine Location entwickelt, die Kunst mit Clubkultur und Sauerteigpizza vermischen will. Kommuniziert wird via PRST-App, Facebook- und Insta-Auftritt gibt es – nach eineinhalb Jahren Zwangspause – inzwischen aber auch. Schließlich hätte man schon im März 2020 aufsperren sollen. Dann kam Corona. Nach einem Eröffnungs-Wochenende war Schluss. Das Leitmotiv des Clubs gilt aber auch 2021: Die Praterstrasse soll die „Coolness des Zweiten mit internationalem Anspruch an Architektur und Design, innovativem Sound- und Lichtkonzept sowie aufregender Gastronomie und Servicequalität” verbinden, so die Macher hinter Wiens erstem „Multi-Channel-Hotspot”.
Was sperrig klingt, heißt konkret: Untertags an „fresh-fruit Daiquiris” in durchgestyltem Ambiente nippen, nachts die Füße in den Boden stampfen. Neben dem Barbetrieb, der in den kommenden Monaten auf den ganzen Tag ausgeweitet werden soll, schärft die Praterstrasse den Fokus auf Clubmusik – ein Spagat zwischen Afterwork-Drink neben Instagram-tauglichen Monsterapflanzen, Espresso-Shots auf der Retro-Couch und Feiern im Zweiten. Lokale Resident-DJs wie Børt, Felix Rupprecht, Katia Curie, Sumi und vince hosten als Residents Veranstaltungsreihen. Zukünftig schippert man zur Wochenmitte den Badestrand von Bibione in die Praterstrasse. Unter dem Titel TSU ツ sollen Wiener DJs außerdem das lange Wochenende am Donnerstag einläuten. Sofie, Re Za oder Sami Nagasaki stehen genauso auf der Liste wie DJ Dave, der sich sonst als Szene-Strizzi Voodoo Jürgens eher beim „klanen Glücksspiel” verzockt.
Möglich soll das Clubkonzept neben der Raum-in-Raum-Konstruktion des alten Fernsehstudios auch die Noise-Cancelling-Installation von Pro Performance machen, die den Schall im Raum und die Party am Laufen hält. Denn: für Wumms im Lendenbereich sorgt das Soundsystem von Lambda Labs, das mit weißen Hörnern an Funktion-One-Anlagen erinnert und mindestens so viel Dampf mitbringen soll. „Wir erwarten uns ein synergetisches Gesamtkonzept von noch nie gehörter und gesehener Qualität, das auch international Schall- und Lichtwellen schlagen wird”, so Weiss, der wie Loudon und Tronigger seit Jahren in der Wiener Clubszene unterwegs ist.
Heinz Tronigger hat Locations wie die Albertina Passage betrieben, den Club Roxy zu einer Institution gemacht und in den Neunzigern mit der Meierei im Stadtpark den Partybetrieb in Wien umgekrempelt. Weiss übernahm 2009 die Pratersauna und katapultierte den Laden mit doppeltem Aufguss auf die Rankings der besten Clubs in Europa. Seit deren Ende 2015 veranstaltet er das Lighthouse Festival in Kroatien und Südafrika, managt das Elektronik-Duo HVOB – und will nun die Praterstrasse gemeinsam mit Werbespezi und DJ Benjamin Loudon in der Wiener Szene verankern. Ob aus dem Soho-Konzept ein „innovatives Gesamtpaket mit kosmopolitischer Attitüde“ entsteht, wie Tronigger und Weiss sagen, wird sich zeigen. Der Lounge-Club-Bar-Hybrid verfrachtet jedenfalls die Schickeria an den Donaukanal. Ein bisserl leiwand darf man’s trotzdem finden.