Mural im Brewster Wheeler Recreational Center Detroit (Foto: Romain Meffre & Yves Marchand)
Googles Arts & Culture-Plattform hat die Online-Ausstellung Music, Makers & Machines zur Geschichte der elektronischen Musik eröffnet. Diese kann kostenlos abgerufen werden. Die Ausstellung versucht das Phänomen der elektronischen Musik in sämtlichen technischen wie ästhetischen, sozialen wie politischen Aspekten zu erfassen.
Mehr als 50 internationale Institutionen, Labels, Museen, Festivals und Künstler*innen haben an dem Projekt mitgearbeitet. Music, Makers & Machines beinhaltet über 350 einzelne Onlineausstellungen, die aus mehr als 15.000 Fotos, Videos, Multimedia-Strecken, 360°-Touren und 3D-Objekten, beispielsweise Synthesizern, bestehen. Mit diesen virtuellen Instrumenten lassen sich online Klänge erzeugen. Die Ausstellung gewährt nicht nur Einblicke in das legendäre Studio für elektronische Musik des WDR, sondern auch in die elektronische Szenen in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt und in die Anfänge großer Künstler*innen, die die elektronische Musiklandschaft bis heute prägen.
Die GROOVE ist einer der Partner, die Inhalte für Music, Makers & Machines produziert haben. Aus der 32-jährigen Geschichte des Magazins haben wir 12 Features ausgewählt, die unseren Zugang zu Musik und Szene repräsentieren und diese zusammen mit Seiten aus den Heften und neuem Bildmaterial montiert. Zum ersten Mal haben wir im Rahmen der digitalen GROOVE intensiv mit Fotograf*innen zusammengearbeitet, um die Geschichten mit Fotos, die zum Teil noch nie öffentlich zu sehen waren, visuell zu untermauern. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei der Beitrag über Sven Väth ein, denn die GROOVE ist 1989 als eine Art Fanzine in seinem Frankfurter Umfeld entstanden.
Begleitend zu unserem Interview mit ihm von 2019 veröffentlichen wir eine Reihe von Fotos aus dem Frankfurter Nachtleben der 1980er und 1990er Jahre zum ersten Mal seit langem wieder, zum Teil auch zum ersten Mal überhaupt. Etwa haben wir im Stadtarchiv Neu-Isenburg eine Zeitungsanzeige ausfindig gemacht, die die Eröffnung des Queen’s Pub ankündigt, jener legendären Disco in dem Frankfurter Vorort, in der Sven Väth mit 17 zum ersten Mal auflegte, die von seinen Eltern betrieben wurde.
Sven Väth steht für die Anfänge der GROOVE in Frankfurt am Main. Das Berliner Pendent zu dieser hessischen Sichtweise auf Techno bietet Ellen Allien, die die Techno-Erfahrung nach dem Mauerfall spiegelt. Im Berlin der 1990er waren Cliquen oft wichtiger als einzelne Musiker*innen. Deshalb versuchen wir das besondere Milieu zu erfassen, aus dem heraus 1990 der erste Tresor an der Leipziger Straße entstanden ist. Für diesen Beitrag hat uns Fotograf Tilman Brembs viele bisher unveröffentlichte Bilder aus dem Club aus der Zeit zwischen 1991 und 1993 zur Verfügung gestellt.
Zwei weitere Geschichten erzählen von den Anfängen der elektronischen Musik in den afroamerikanischen Communitys von Chicago & Detroit. In der Detroit-Geschichte zeigen unter anderem Fotos von Romain Meffre & Yves Marchand, wie die vor nicht so langer Zeit erblühende Stadt dem Verfall anheim gegeben wurde. Die besondere Bedeutung von New York in der Geschichte der elektronischen Tanzmusik kommt in unserem Beitrag über Honey Dijon zum Ausdruck, die die Verflechtungen der Clubmusik in der Mode- und Kunstwelt auffächert.
Weitere Features handeln von den Anfängen des Berghain, von seinen Residents Ben Klock & Marcel Dettmann und von der Verdrängung der Clubszene aus Berlin in den letzten 20 Jahren. Natürlich darf Techno-Kapitalismus nicht fehlen, die am häufigsten gelesene Geschichte auf groove.de. Bei den neusten Beiträgen geht es um sexpositiven Partys und um das entgrenzte Verständnis der Geschlechter, das sie ermöglichen und um den Aufbruch von Black Lives Matter. Wir danken Klaus Hans Teuschler und Kiki Ganzemüller von Google herzlich, dass sie uns zu dem Projekt eingeladen haben – und wünschen euch wir viel Spaß beim Schmökern.