Clubtreiben (Foto: Baptiste MG / Unsplash)
Die französische Tageszeitung Libération hat einen Offenen Brief an Frankreichs Kulturministerin Roselyne Bachelot veröffentlicht. Die Verfasser des Schreibens heißen Kevin Ringeval, Michel Pilot, Jean Paul Deniaud und Eric Labbé, zu den Unterzeichnerinnen gehören über 170 Akteur*innen der elektronischen Musik, darunter Laurent Garnier und Jean-Michel Jarre. Sie fordern Bachelot auf, die Clubkultur Frankreichs zu retten.
In dem Brief betonen die Autoren, dass Kulturministerin Bachelot, die für ihre Liebe zur Oper bekannt ist, den Sektor der elektronischen Musik in der aktuellen Covid-19-Krise nicht übersehen darf. Der künstlerische Wert der Musik und die ästhetische Arbeit von Produzent*innen und DJs müsse nun anerkannt werden. So heißt es in dem Schreiben:
„In der Tradition von Pierre Henry, Jean-Michel Jarre, Daft Punk, Chloé, Laurent Garnier, Maud Geffray, Azf oder Bambounou sind die großen französischen elektronischen Musiker von gestern und von heute die maßgeblichen Komponist*innen ihrer Zeit und kommender Generationen. Sie inspirieren eine Vielzahl von Künstler*innen, die die kulturelle Vielfalt unseres Landes prägen. Sie tragen unter dem Anglizismus „French Touch” zum Ruf Frankreichs in der Welt bei. Während in der Vergangenheit die „Nocturnes” der klassischen Musik nachts für die High Society gespielt wurden, erfüllt elektronische Musik heute diese Funktion. Sie erweckt die Nacht zum Leben, aber ihr Repertoire dient einem vielfältig gemischten Publikum ohne Klassenschranken. Die Menschen werden zusammengebracht, um einen Moment des kulturellen Teilens und Tanzens zu erleben. Was für ein Spaß!”
Die Verfasser*innen rufen Bachelot in ihrem Brief dazu auf, die französische Clubkultur im gleichen Maße wie der ausgebrannten Kathedrale in Nantes zu unterstützen. Denn auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sei elektronische Musik rettenswert, da sie rund 17 Prozent des aktuellen Musikmarktes ausmachen würde. Sie fordern einen Nothilfefond für bedürftige Künstler*innen und Maßnahmen zur Rettung angrenzender Berufsgruppen wie Techniker*innen, Pressesprecher*innen und Agent*innen. Insgesamt würden 100.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Außerdem ruft der Brief zu einer Zusammenarbeit des Kultusministeriums mit Vertreter*innen der Veranstaltungsbranche auf. Es sollen Regeln und Protokolle für den Umgang mit Clubs und Festival in der Corona-Pandemie erstellt werden, damit diese wieder ein Einkommen beziehen können.