Alle Fotos: Tobias König
Man kennt das Berliner Label Loser Records wahrscheinlich am ehesten durch seinen kreativen Merch: Markenlogos von IKEA, NORMA oder LOTTO werden durch den Schriftzug „Loser“ uminterpretiert – und sorgen oft für amüsierte Blicke auf den Dancefloors der Nation. Am Freitag, 21. Februar, startet das Kollektiv seine eigene Partyreihe im Salon zur Wilden Renate, die von Michal Zietara und seiner Crew rund um Loser Records gehostet wird. Mit der Party feiert Loser gleichzeitig das Release von „Verknallt“ von Dolomea. Wir haben mit den Köpfen hinter dem Label gesprochen – über Gewinnertypen, kreative Einflüsse und warum man sich nicht von aufgehübschten Social-Media-Profilen blenden zu lassen sollte.
Stellt euch doch mal vor: Wer sind die Gesichter hinter Loser Records?
„Fachi” aka Highscore Tommy, Patrick Mariscal aka „Rickardo von Hawaii” und Michal Zietara.
Wie ist die Idee für das Label entstanden und was war euer künstlerischer Ansatz dahinter?
Im Prinzip fing alles Ende 2018 mit ein paar selbstdesignten und siebgedruckten Loser-Shirts an, die ihre Runde im Freundeskreis gemacht haben. Da die Shirts so gut ankamen und immer mehr Leute danach gefragt haben, dachten wir uns: aus der Loser-Idee muss doch mehr zu machen sein! Recht schnell kam dann die Idee für ein Record Label, da wir und unser Umfeld schon seit geraumer Zeit eng verbunden mit der Musik und Clubszene sind – sei es als DJs, Produzenten oder einfach nur Musikliebhaber. Irgendwann gegen Ende 2018 ist Rick dann zufällig zum zweiten Mal per Mitfahrgelegenheit in das bayerische Niemandsland bei unserem mittlerweile lieben und engen Freund Michal gelandet und nachdem wir uns öfter getroffen haben wurde klar, dass mit ihm das Trio perfekt ist.
Gleich zu Beginn haben wir erkannt, dass sich unsere unterschiedlichen Talente und Connections perfekt zusammenfügen und schnell kam uns die Idee für ein erstes Vinyl-Release, das dann 2019 in einer Auflage von 300 Stück auf den Markt kam und mittlerweile vollständig vergriffen ist. Der Ansatz hinter dem Label ist dabei ein gewisser Kollektiv-Gedanke, indem wir kreative Leute aus dem eigenen Umfeld zusammenbringen und ihnen einen Platz bieten, um sich auszutoben. Dadurch wollen wir auf der einen Seite unsere Leidenschaft für Design und Musik verbinden, aber auch unbekannteren Künstler*innen sowie Freund*innen eine Plattform bieten, um ihre Musik zu releasen. Am Ende ist es aber natürlich auch einfach ein Spielplatz für uns selbst, um Spaß zu haben und den im besten Fall nach außen zu tragen und unser Publikum damit anzustecken.
Wieso eigentlich der Name „Loser“ Records?
Heutzutage versucht sich jede*r mehr denn je als Gewinnertyp zu präsentieren und gibt – vor allem in sozialen Netzen – nur die Dinge preis, die mit Erfolg assoziiert werden. Oft sieht es auf den ersten Blick so aus, als wär das Leben der anderen viel spannender und aufregender als das eigene und man denkt sich: „Im Vergleich zu meinem Umfeld bin ich echt ein Loser!“
Tritt man aber einen Schritt zurück und versucht, sich nicht von den aufgehübschten Profilen blenden zu lassen, erkennt man recht schnell: Jeder macht Fehler, erlebt Misserfolge, niemand ist perfekt. Jede*r von uns ist auch ein Loser, egal wie sehr man bemüht ist, sich nach außen als Gewinnertyp zu inszenieren.
„Man denkt sich: Im Vergleich zu meinem Umfeld bin ich echt ein Loser.“
Mit dem stetigen Konflikt zwischen Gewinnen und Verlieren wollen wir spielen und mit gewisser Selbstironie uns und unser Publikum daran erinnern: Es ist nicht schlimm, auch mal auf der Verliererseite zu sein. Steht zu euren Misserfolgen, lacht auch mal über euch selbst und nehmt euch nicht zu ernst. Das versuchen wir bei allem, was wir machen, selbst im Hinterkopf zu behalten und mit einem Augenzwinkern an unsere Supporter weiterzugeben. Bis jetzt funktioniert das ganz gut und als Resonanz erhält man zumeist ein breites Lächeln, wenn man mit einem unserer Loser-Shirts auf dem Dancefloor oder auf der Straße erwischt wird.
Euer Label-Merch spielt mit Werbeästhetiken und konkterkariert diese: Wer ist für das Design zuständig und woher stammen die Ideen?
Das bin ich, Patrick Mariscal. Ich studiere hier in Berlin Kommunikationsdesign und bin für den visuellen Content zuständig. Das Spiel mit den Marken-Ästhetiken sehe ich als eine humorvolle Kritik am Zeitalter des Hochkapitalismus, in dem wir leben (quick money solutions) und unserer konsumorientierten Gesellschaft. Letztendlich fanden wir es aber einfach nur lustig, als wir beispielsweise bei einem Fotoshoot für unseren ersten Release LSR01 und dazugehörigen Merch für IKEA-Personal gehalten wurden, obwohl erkennbar LOSER auf den T-Shirts stand. Meine Inspiration entnehme ich der zeitgenössischen Kunstszene.
Ab Februar startet ihr eure eigene Partyreihe in der Renate. Wie habt ihr das Booking zusammengestellt und wo wird die Reise musikalisch hingehen?
Das Booking stellte sich ganz natürlich zusammen. Wie es so üblich in der geliebten Renate ist, füllt man vier Tanzflächen. Deswegen wollen wir so divers wie möglich buchen. Es sind Künstler*innen dabei, die wir seit Jahren verfolgen und lieben. Freund*innen, die wir auf jeden Fall um uns haben wollen. Dazu kommen noch Künstler*innen, die wir supporten und pushen wollen, denen wir die Möglichkeit bieten wollen, vom Loser zum Loser zu werden. Wir sind überglücklich, sechs Abende von der Renate bekommen zu haben, 2020 mit vollem Elan den Dancefloor beben zu lassen und dem feiernden Volk eine gute Zeit zu bieten.
Dolomea, die Party am 21. Januar in der Renate ist gleichzeitig auch die Release-Party für deine Single „Verknallt“ – dein erstes Release überhaupt, wenn ich das richtig sehe. Wie bist du zum Produzieren gekommen?
Ich hab tatsächlich letztes Jahr schon einen Track auf einer Compilation von The Press Group, einem Label aus Hamburg, veröffentlicht. Die Single ist dennoch mein erstes alleinstehendes Release. Das mit dem Produzieren ist irgendwie ganz natürlich gekommen. Das war für mich der nächste Schritt, nachdem ich schon einige Jahre in Clubs aufgelegt, und mich intensiv mit (elektronischer) Musik auseinandergesetzt habe. Irgendwann hab ich dann das Bedürfnis gespürt, nicht nur Musik zu konsumieren, sondern mich auch durch sie auszudrücken und sie nochmal auf einer ganz anderen, vielleicht sogar persönlicheren Ebene, wahrzunehmen.
Der Gesang erinnert etwas an Malaria! und die Neue Deutsche Welle. Ist das ein Bezugspunkt für dich? Welche Künstler*innen inspirieren dich?
Ich hab früher viel (New) Wave gehört, mittlerweile bewege ich mich dann doch eher in anderen Territorien. Das Experimentieren mit meiner Stimme hat mir schon immer gefallen. Das kann Gesang, Sprache aber auch die Zerstückelung von Lauten bedeuten. Beim Produzieren des Tracks hat das irgendwie intuitiv gepasst, erst im Nachhinein ist mir dann aufgefallen, dass der Bezug zur Neuen Deutschen Welle hergestellt werden könnte. In den letzten Wochen hab ich sehr viel Musik von Pete Namlook (Peter Kuhlmann) gehört, der mit seinem Fax Label eine unglaubliche Diskographie hinterlassen hat. Die Sphären und Stimmungen, in die man beim Zuhören eintaucht, nehmen mich komplett ein. Ich höre gerade sehr viel Ambient und Dub Techno, aber auch 90er Jahre Tech House und Elektro. Die Mischung mag vielleicht zuerst ein wenig komisch erscheinen, aber irgendwie hör ich da doch sehr viele Parallelen. Künstler wie Derek Carr stellen für mich da eine perfekte Verknüpfung jener Genres dar.
Was sind eure guten Vorsätze für 2020?
Für das Label sind die Vorsätze definitiv mehr Releases in diesem Jahr und im Allgemeinen es weiter voranzutreiben. 2019 lief alles sehr spontan und teils überstürzt. Am Ende war es erstmal herantasten, was aus dem Ganzen überhaupt werden könnte. Für 2020 soll ein bisschen mehr Struktur reinkommen und der Versuch vorausschauender zu planen.
Gewinnt 2×2 Gästelistenplätze für Loserin der Renate! Schickt zur Teilnahme einfach eine Mail mit eurem vollen Namen, dem vollen Namen eurer Begleitung und dem Betreff Loser an gewinnen@groove.de! Teilnahmeschluss ist Donnerstag der 20. Februar 2020.
Loser
21. Februar 2020
Tickets: ab 12,50 €
Line-Up: Mountain People (Mountain People), Skudge (live) (Skudge), Martha van Straaten (Laut & Luise), Stojche (Tangible Assets, A.R.T.less), Tober & Tober (Alle Tanzen), Dolomea (Loser), Cher Monsieur (Praterstrasse), Highscore Tommy (Loser), Amazonas Thomas (O Mato), Niklas Niklasson – hosted by Michal Zietara (Loser)
Salon zur Wilden Renate
Alt-Stralau 70
10245 Berlin