Verrückter wird’s nicht mehr: Vom 12.-16. März 2020 verwandelt sich der Southport Holiday Park nahe Manchester wieder zum Neo-Rave-Mekka. Denn die nunmehr 11. Ausgabe des Bang Face Weekenders jährt sich. Für ein digitales WarmUp steht UK-Veteran Josh Doherty von Posthuman und Altern 8 Rede und Antwort, der Samstagnacht mit einem Showcase seines Imprint I Love Acid am Start ist – und kredenzt der GROOVE einen Festival-Podcast, zu dem Plastikdelfine in Neonfarben planschen gehen.
Was hat es damit auf sich, dass im UK häufiger mal in alten Ferienresorts gefeiert wird?
Bang Face folgt einer Tradition, in Ferienresorts außerhalb der Sommersaison zu feiern. Solche Orte gibt es überall kreuz und quer in Großbritannien, von runtergewirtschafteten Locations wie unserem Pontins Park bis hin zu angeberisch teuren Center Parcs. Denn niemand will Urlaub mitten im Winter machen, wenn es wie aus Eimern regnet und der Atlantikwind wütet. Also perfekte Locations für schmutzige Wochenend-Raves, die sogar noch besser als dein typisches Festival sind, weil keiner irgendwelche Zelte mitten in der Nacht aufstellt oder direkt neben dir ins Gras pisst. Stell dir vor, du tanzt dich blöde, fühlst dich total daneben und kannst einfach zurück ins Chalet mit heißer Dusche und Bett – und morgen geht’s wieder rund.
Bang Face schaut auf eine lange Geschichte zurück. Was macht das Festival so besonders?
Also Bangface macht, was Feiern in Ferienresorts angeht, gemeinsame Sache mit Events wie dem Bloc, Southport Soul oder Dedbeat Weekender, aber – und ich spreche als Veteran von vielen diesen Partys – legt eine ordentliche Schippe obendrauf. So einige Schippen, um ehrlich zu sein. Die Lotterei und das Chaos von Bang Face werden nur noch von der Freundlichkeit des Publikums übertroffen. Mit Abstand das spaßigste, verrückteste und trotzdem unaufdringlichste und liebenswerteste Wochenende im ganzen Jahr, das ich stets mit Vorfreude erwarte. Es ist so unvergleichlich, dass einer meiner besten Freunde, Mark Archer von Altern 8, vor ein paar Jahren auf der Bühne geheiratet hat. Das ist Teil der Eröffnungszeremonie gewesen, der Bang-Face-Gastgeber Saint Acid hat sie gesegnet und dann wurde es zu einer richtigen Live-Show. Sich das Ja-Wort in einem Schutzanzug und einer Gasmaske vor 3000 Ravern geben – das gibt’s nur bei Bang Face.
Was sind deine Highlights der diesjährigen Ausgabe?
Zunächst einmal bin ich zurück mit einem I-Love-Acid-Showcase: Meine ganze Crew schaut vorbei und wir haben die komplette Samstagnacht, um verheerenden Schaden anzurichten. Davon abgesehen, habe ich darum gekämpft, Partyboi69 zu buchen, also dort findet ihr mich in der ersten Reihe. Auf Helena Hauff freue ich mich auch wieder, das letzte Mal ist sie beim Bang Face in meinem Roboterkostüm in der Menge tanzen gegangen. Ach ja, Jerome Hill und sein Don’t-Showcase sollte man auch nicht verpassen.
Mit seinen Freunden auf den verschiedenen Partys in den Chalets rumzuhängen, macht genauso Laune. Höchstwahrscheinlich werden wir so einige Stunden im Altern-8-Chalet verschwenden und total daneben sein. Das Bang-Face-TV ist ebenfalls super, ein 24-Stunden-Stream mit völligem Unsinn, der in jedem Chalet läuft. Letztes Jahr gab es etwa eine Sendung, bei der jemand eine geschlagene Stunde lang eine Schweinefleischpastete mit „Alexa” anbrüllte:
Aber das Beste an Bang Face ist, einfach rumzulaufen und zu etwas auszurasten, dass du gar nicht erwartet hast. Etwa um 4 Uhr morgens in eine Kneipe zu stolpern, wo jemand im Hühnchen-Kostüm ein Ambient-Doom-Metal-Donk-Crossover-Set spielt.
Was hältst du vom aktuellen Gabber- und Hardcore-Revival? Versucht ihr euch mit Bang Face von diesem Hype abzugrenzen?
Bang Face hat nichts mit irgendwelchen Trends zu tun, sondern macht sein eigenes Ding – und das ist schon immer so gewesen. Ich bezweifle, dass irgendjemand aus der Bang-Face-Crew solche gehypten Revivals oder Moden innerhalb der Szene überhaupt mitbekommt oder gar interessiert.
Musikstile sind mal mehr, mal weniger gefragt. Genau wie bei meiner Clubnacht I Love Acid. Wir haben schon vor 15 Jahren Acid-House-Partys veranstaltet und das wurde nicht sonderlich gefeiert. Dann wurde Acid wieder hip und plötzlich war’s überall. Das lässt langsam wieder nach, weil die Leute dem nächsten Trend hinterherlaufen. Was auch immer, wen interessiert’s?! Wir lieben Acid, also machen wir den Scheiß.
Genau dasselbe ist bei Bang Face der Fall: Es ist immer das gewesen, was es eben ist. Keiner ist dort, weil sie von einem Instagram-Influencer gehört haben, es sei der place to be. Bang Face ist das Gegenteil von Coolness – das Festival ist nerdig, albern, unprätentiös und rennt garantiert keinen fremden Trends hinterher.
Trackliste: Posthuman – Bang Face Is For The Hardest People
- Posthuman – The Benz (Degrader Mix)
- DJ Mountain Dad – Pio Pio
- Glues – Pritt 19-3
- Alex Alien – Exterminate the Whole Fucking Human Race
- Happo Pistoolit – Pikkujoulu Acid
- Elliot Adamson – Will U Dance Wiv Me
- Daft Punk – Rollin and Scratchin
- Jerome Hill – Transmissions
- Andrew Yukon – Acid Bath
- LA-4A – Supertouch
- Kovyazin D – Red Line (Cardopusher Remix)
- VIL – Field
- Lewy – 12am
- UHF – UHF
- P Lopez and Octavio – Construction Technique
- Urban Dust – Yard
- Lukes Anger – WAR
- Murder He Wrote – Cuiica Riddim
- z72.52 – Blu Ftknight
- Naco – Amazon
- Anunaku – Temples
- Photonz – Angel Heart
- Kev Bird – This Is A Trip
- Tout Casser – Presto Presto
- DeeperNET – Atom Smasher
- Om Unit – Patterning
- Fracture – Verhoeven
- AFX – 54 Cymru Beats
- Jensen Interceptor – E.L.E.K.T.R.O.
- De Sluwe Vos – Alphaeus
- illektrolab – Paranoid Android
- Anthony Rother – Love Is For The Hardest People
Bang Face Weekender
12. – 16. März 2020
Line-Up: Squarepusher, Tommy Cash, Plaid, Helena Hauff, Fabio & Grooverider, Venetian Snares, DJ SASH!, Leeroy Thornhill (X Prodigy), Perc, Altern 8, DJ Rap, DC Breaks, Colossal Squid – Adam Betts, Soundmurderer, Claro Intelecto, Luke Vibert, Lennie De Ice, Sherelle, Ray Keith, Original Sin, Benny Page, Partiboi69, Hellfish, The DJ Producer, Sentimental Rave, Konx-om-Pax, Chris Liberator, Ceephax Acid Crew, Hixxy & Dougal Bonkers Reunion, Ewa Justka, Ruby My Dear, Broken Note, Reso, Vandal, Mandidextrous, Casual Gabberz, Djinn, Lucy Furr, Hallucinator, Seppa, Kursa, GFOTY, TechDiff, Sei2ure, Somniac One, FFF, Coco Bryce, Forbidden Society, Adamant Scream, Shosh, Spyro, Dope Ammo, Kelvin 373, Rachel Rackitt, End.user, Brain Rays, Killdren, City Guys, Dave Skywalker, Hadean & Gash, Saint Acid & The Bang Face Hard Crew
Specials: 20 YEARS OF DON’T mit Jerome Hill, Neil Landstrumm, Michael Forshaw, Tobias Schmidt, Ben Pest; I LOVE ACID mit Posthuman, Jon Dasilva, Josh Caffe, Chevron, Transparent Sound, Granary 12; MUTANT BASS mit Kanji Kinetic, Sample Junkie, RRRitalin, Thorpey Coxon, Hurtdeer, Yeahhbuzz, Audio Gutter; RAGGA TERROR FRONT mit Wan Bushi, Audiotist, Mr Bad Monkey, Bashir, Mental Geller, Headkick; AMERICAN TAKEOVER mit bloodysnowman, rtype, rrhexis, DJ Drop a Cat on the Equipment, Wreckless Life, Amandroid, Lucy Stoner, Potential Money, Allen, I h8myself, Radical Edward; HARD CREW HEROES mit Harlem Demolition Crew, Krest Jakazid, LPB, sc.Dave!, Ekula, Tanooki Suit, Wonksie Bradders; BANG FACE TV mit Wrong Music, Diazepamela, Fun Jesus the 2nd, Tricky Second Album (aka In Bed with My Brother); GFOTYBucks mit GFOTY & Spinee, Chemadiaz, David Liebe Hart, Gurl Power, HARDCURE, Kai Whiston, Kuiasu, Shirobon, Space Candy, Surati; Planet Fun mit Wixapol, Litney Spears, A.I. Angel, Angel D’Lite, Swan Meat, Baby Flame, Count Baldor, Peggy Viennetta, Trancey Beaker, DJ Fingerblast; Space Cassette feat. HENGE; Boombastic Sounds; mehr TBA
Wochenendtickets mit Chalet: Ausverkauft
Tagestickets: 25 – 40 Pfund
Southport Holiday Park
Nahe Liverpool und Manchester, UK