burger
burger
burger

Tiefschwarz – Groove Podcast 238

- Advertisement -
- Advertisement -

Foto: Presse (Tiefschwarz)

Tiefschwarz sind der Späti unter den House- und Techno-Duos: immer offen, immer verlässlich, immer mit genau der richtigen Wegbegleitung im Angebot. Ali und Basti Schwarz sind seit einem guten Vierteljahrhundert zwei Eckpfeiler der Szene, die sie selbst auf verschiedene Art und Weise mitgeprägt haben. Einerseits natürlich als erfahrene DJs, die noch jeden Quadratmillimeter des Watergates kennen wie ihre Plattentasche, andererseits als nimmermüde Produzenten, die ihren Sound über mehr als zwanzig Jahre immer den Gegebenheiten angepasst haben. Aber auch als Label-Betreiber sind Tiefschwarz weiterhin putzmunter. Auf Souvenir haben sie das letzte Jahr die hunderste Katalognummer ihres 2006 gegründeten Imprints mit einer satten Compilation gefeiert, die vor allem mit neuen Namen aufwartete. Ihre musikalische Neujahrsansprache im Groove-Podcast rekapituliert also Souvenir#100 genauso, wie sie die Weichen für die Zukunft stellt. In diesem Späti brennt noch Licht!


Im vergangenen Jahr habt ihr lediglich eine eigenständige EP veröffentlicht und auch ein neues Album von euch lässt auf sich warten – Left erschien vor fünf Jahren. Welchen Stellenwert hat die Arbeit als Produzenten für euch aktuell? Habt ihr etwa schon neue Releases in der Pipeline?

Wir waren die letzten jahre viel im studio und hatten auch einen weitaus größeren Output als nur eine Single im Jahr. Wir hatten Tracks- und Single-Veröffentlichungen auf Souvenir Music, Studio Kreuzberg, Suara, Oddity, Watergate, Fabric und diverse Remixes unter anderem für dOP, Franky & Sandrino, Javier Logares, James Teej & Silky, Munimuni & Seelenwald, Claudio Ricci und so weiter. Für uns hat das Studio einen sehr großen Stellenwert und das wird in Zukunft so bleiben. Eine neue Single – Label noch offen – und ein Compilation-Track für Studio Kreuzberg sind fertig und weitere Singles für Watergate und Souvenir Music sind in Arbeit.

2019 war ein großes Jahr für euch als Labelbetreiber: Mit einer auf vier Einzelreleases verteilten Compilation habt ihr eure hundertste Katalognummer gefeiert. Wie seid ihr die Zusammenstellung angegangen?

Wichtig war uns bei der musikalischen Zusammenstellung der Blick nach vorne, sprich weniger die alten Hasen und Wegbegleiter zu bitten – auch wenn sie es alle verdient hätten – sondern neue Kollegen ins Spiel zu bringen, die den aktuellen musikalischen Querschnitt von Souvenir am besten verkörpern. Außer unserem besten Ruede Hagelstein, der einfach nicht fehlen durfte, sind nur Künstler dabei, die erst seit kürzester Zeit mit uns kooperieren. Es ist natürlich nicht ausgeschloßen, dass wir nicht auch wieder auf alte Kollegen zurückgreifen, aber im Moment sind wir sehr happy mit dem Resultat der Souvenir#100-Compilation – ein spannender, spröder Mix von House- und Techno-Tracks, der sich irgendwo links und rechts des musikalischen Konsens-Highways bewegt.

Dem Pressetext ist zu entnehmen, dass die Compilation als richtungsweisend für die Zukunft von Souvenir zu verstehen ist: Es ginge darum, sich “in eine neue klangliche Richtung” zu bewegen. Welche Motivation steckt dahinter und wohin geht die Reise?

Ansatzweise haben wir ja schon einen teil in der vorherigen Frage beantwortet – musikalisch ist es ein Hybrid aus housigen und technoiden Tracks, ein bisschen Electro und Leftfield ist auch zu hören. Die Compilation ist zudem sehr deckungsgleich mit unserem persönlichen Geschmack. Die Zusammenstellung spiegelt gewissermassen auch wider, dass wir uns ungern in musikalische Schubladen stecken lassen. Deshalb auch das genreübergreifende Spiel zwischen den elektronischen Welten.

Gegründet hattet ihr Souvenir im Jahr 2006, einer Zeit also, in der die wirtschaftliche Situation für Labels eher prekär war. Wie habt ihr als Labelbetreiber die doch gravierenden Änderungen der letzten 14 Jahre wahrgenommen?

In dieser Zeit hat sich unglaublich viel verändert. In erster Linie hat das Internet in Verbindung mit Social Media alle bisher gültigen Strukturen so kräftig durchgemischt und verändert, dass es ein ganz schöner Kampf ist, als Label bestehen zu bleiben. Egal ob es der Online-Vertrieb ist oder Streaming-Plattformen wie Spotify, Entscheidungen pro oder contra Vinyl, Label-Events und so weiter und so fort – so viele neue Ansätze und Möglichkeiten, aber eben auch der gigantische Output und riesige Konkurrenz machen das Label-Geschäft heute nicht unbedingt leichter. Es gibt viele komplexe Vorgänge, die parallel zu beachten sind und die Musik spielt vielerorts eben nur noch die zweite Geige. Oftmals ist das Label nur noch die Plattform, um Inhalt zu generieren, um als DJ und Live-Act weiterhin musikalisch präsent zu sein und im Spiel zu bleiben. Das meiste Geld wird eben mit Label-Events und DJ-Auftritten verdient.

Gefeiert habt ihr das Release der Souvenir#100-Compilation standesgemäß im Watergate, eurem Berliner Zweitwohnzimmer und einer Bastion der hiesigen Clubszene, die immer weiter schrumpft. Auch dem Watergate wurde vor einer Weile die Miete verdoppelt. Macht sich die zunehmend drastischere Situation in eurem Alltag als DJs bemerkbar?

Ja, das tut es leider. Die Situation der klassischen Clubs wird zunehmend schwieriger. Nicht nur steigende Mieten wie etwa beim Watergate, sondern auch die immer schwerer durchschaubare Booking-Situation in den Clubs selber macht es einem als DJ nicht gerade leichter. Viele Clubs buchen nach Möglichkeit viele Newcomer oder bauen auf Residents, um die Kosten niedrig zu halten und leisten sich eben nur hin und wieder mal einen großen Namen. Und da sind es eben leider oftmals nur die üblichen Verdächtigen – es sei ihnen gegönnt. Social-Media-Zahlen spielen da oftmals eine größere Rolle als die Musik. Auch der uneingeschränkte Boom der Festivals macht es den Clubs nicht gerade leichter, zu überleben – im Sommer ein ganz schwieriges Thema.

Als DJs könnt ihr ebenfalls auf eine sehr lange gemeinsame Zeit hinter den Decks zurückblicken. Was ist euer Mittel gegen zu viel Routine beim Auflegen?

Der Ausgleich zwischen dem Auflegen und der Zeit im Studio hilft schon mal sehr um nicht allzuviel Routine aufkommen zu lassen. Und eben all unsere anderen Interessen in unseren jeweiligen Lebenssituationen wie einfach nur pausieren, Kunst machen oder kochen, Sport treiben, in der Natur zu sein oder einfach Papa sein, sprich den all den Dingen fröhnen, die es neben der Nacht noch so gibt, helfen gegen zu viel Routine beim Auflegen. Ansonsten ist es aber nach wie vor einer der tollsten Berufe, den man sich vorstellen kann. All die Leute auf der Tanzfläche mit auf deine musikalische Reise zu nehmen und ihnen damit eine besondere zeit zu bescheren, ist immer noch etwas Großartiges.

Was war die Idee hinter eurem Beitrag zum Groove-Podcast?

Nun, das Souvenir#100-release schrie förmlich danach, von uns gemixt zu werden und ihn bei euch zu spielen!

Stream: Tiefschwarz – Groove Podcast 238

01. Bruno Pronsato – Long Dark Halls
02. Simone Gatto – Deep Chord
03. Ruede Hagelstein – She Loves
04. Tiefschwarz – Evoe
05. Panthera Krause – It’s So Simple
06. Deadbeat + T.Raumschmiere – Masters of Desasters
07. Sousk – Magnetic
08. Blaukoma + Locomatica – Brute
09. Cyrk – Break the Curse
10. Yotam Avni – A Track Called Armani
11. Alinka – Staring at the Sun
12. Orlando Voorn – The Art of Dark

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Stimming auf dem Beethovenfest: „Mein Statement für die Gewaltenteilung”

Stimming setzte sich beim Beethovenfest für Demokratie ein und ließ 22 Leute gegen seine Synthesizer antreten. Was es damit auf sich hat, hat er uns im Interview verraten.

Luca Musto: Eine Pause von der digitalen Welt

Downtempo in einer schnellen Welt? Luca Musto bleibt seinem Sound treu. Im Interview erzählt er, wie er trotz Trends zu seiner musikalischen Vision steht und was ihn inspiriert.

Motherboard: August 2024

Von Krach in Köln bis zum Lifestyle in Los Angeles ist es ein weiter Weg. Einer, den das Motherboard im August gerne geht.