Foto: Tine Volpert (CC BY 2.0)
Über die Zukunft des RAW-Geländes in Berlin-Friedrichshain wird heute Abend entschieden. Im Stadtplanungsausschuss (18 Uhr, BVV-Saal Rathaus Yorckstraße) soll über den Bebauungsplan abgestimmt werden; unter anderem auch darüber, wie viel Fläche des Grundstücks und in welcher Höhe die Eigentümerin Kurth Immobilien GmbH bauen darf. Laut der Interessensgemeinschaft RAW-Kulturensemble sei der heutige Termin eine voreilige Reaktion auf Druck von Kurth – “sonst gibt es keine Mietverträge” für die dort ansässigen Clubs, Bars und kulturellen Einrichtungen, so die Initiative in einer Pressemitteilung.
Kurth hatte 2015 52.000 Quadratmeter des RAW-Geländes gekauft. Dem Unternehmen aus Göttingen gehört damit der größte Anteil des Geländes an der Revaler Straße. Es würde gerne rund 185.000 m² Fläche bauen. Dabei soll auch in die Höhe gebaut, alte Gebäude zum Teil abgerissen werden. Der Berliner Senat bevorzugt hingegen eine Fläche von 123.000 m². Der Kompromiss sieht nun ein Bauvolumen von 149.000 m² vor – rund das sechsfache der aktuellen Baumasse. Wohnfläche sieht der Entwurf des Bebauungsplans jedoch nicht vor.
Die Interessensgemeinschaft RAW-Kulturensemble ist eine von mehreren, durch die in sogenannten Dialogwerkstätten Anwohner*innen und Mieter*innen an der Planung zur Zukunft des Geländes beteiligt werden sollten. Sie kritisiert jedoch, dass der Stadtteil nicht systematisch in die Planungen miteinbezogen und die Ergebnisse nicht gemeinsam erarbeitet worden seien. Eine andere Interessensgemeinschaft, die Projektentwicklungsgenossenschaft RAW Kultur L, hingegen sagte der Berliner Morgenpost gegenüber, sie seien mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden. Die Ergebnisse des Dialogwerkstattverfahrens sollen heute Abend vorgestellt werden.
Rund 100 heute bestehende Clubs und kulturelle Einrichtungen, unter anderem auch das Cassiopeia, sollen als Teil des sogenannten “soziokulturellen L” (aufgrund der L-Form) geschützt werden. Geplant ist, dass die Gesellschaft für StadtEntwicklung gemeinnützige GmbH (GSE) das Gelände vom Eigentümer pachtet und das wiederum günstig an die heutigen Mieter*innen weitervermietet. Die GSE bewirtschaftet bereits unter anderem das Kunsthaus Bethanien und diverse Atelierhäuser. Dennoch fürchten die jetzigen Mieter*innen um ihren Bestand, denn Ende diesen Jahres laufen ihre Verträge aus. Sollte bis dahin keine Einigung erzielt sein, ist ihre Zukunft ungewiss. Der Eigentümer könnte die Mieten erhöhen.