5Danny Daze & DeFeKT – Pulmotor EP (Omnidisc)


Für das 20. Release von Omnidisc kollaboriert Label-Honcho Danny Daze mit dem Iren DeFeKT. Es entstand eine Platte, die unverhohlen Richtung Dancefloor starrt. Die bretternden Bigroom-Basslines („Positive Ventilation“) und heruntergepitchten Vocals („Negative Pressure“) erinnern stark an Dazes vergangenen Releases. Knackige Beats mit Electro-Anleihen bilden das Korsett und runden die tooligen Stücke ab – für DJs gibt es diese zusätzlich als Locked Grooves. Alles in allem sehr unprätentiös und funktional. Kategorie: Banger Tools. Shahin Essam

4DJ Rocca – The Pasta EP (Wonder Stories)


Was der Titel ankündigt, ist auf der Platte auch drauf – jedes einzelne Stück ist nach einer Pastasorte benannt: Spaghetti, Fusilli und Penne stehen auf dem Menü, das sich der Italiener Luca Roccatagliati für das in Brooklyn ansässige Label Wonder Stories ausgedacht hat. Die Pastasorten mögen äußerst gängig sein, die Musik von DJ Rocca ist indes eine Gaumenfreude. “Spaghetti” wird von einem dieser etwas beschleunigten Uptempo-Hip Hop-Beats angetrieben, wie man sie in den ganz frühen Neunzigerjahren häufiger in House-Tracks antraf. Ins Bild passen auch diese knappen Synthesizer-Stabs, die an alte Pal Joey-Platten erinnern. Doch immer wieder gelingt es Roccatagliati, diese Remake-Assoziationen aufzubrechen, was eine der Stärken dieser EP ist. Achtzigerjahre-House-Elemente und weit entrückte Synthesizer-Flächen rührt der Italiener auf “Fusilli” zusammen, und “Penne” lässt eine Electro-Funk-Bassline auf verballerte Jazz-Flöten treffen. Und dann lauert da noch DJ Fett Burger mit seiner recht irren Combinazione der Stücke “Spaghetti” und “Fusilli”. Holger Klein

3Haider – 10961 EP (Aus Music)


Gerade mal seine zweite EP legt Breaker Breaker-Labelchef Haider, vollständiger Name Haider Masroor, mit seinem Aus Music-Einstand vor. Und man kann das britische Label nur beglückwünschen zum neu hinzugewonnen Künstler. Der macht nicht nur alles richtig, sondern versieht seine Produktionen auch mit einem sehr eigenem Twist, etwa mit einer durch trockene Computerstimme aufgemischten Deep House-Nummer, die sich auf halber Strecke nicht nur dank Streichersynthies öffnet, sondern durch Zugabe eines Breakbeats plötzlich kräftige Binnenspannung erzeugt („Yellow Cake“). Und Electro mit allen nötigen Sci-Fi-Elementen beherrscht er anscheinend im Schlaf („Robocop“). Tim Caspar Boehme

2Lory D – Play With Deaf Cats (Seilscheibenpfeiler)


Mit Acid noch halbwegs originell zu sein und nicht pures Epigonentum zu betreiben, ist eine der schwersten Aufgaben für einen Technomusiker, aber Lory D besteht diese Prüfung mit beiläufiger Leichtigkeit. Alles allzu Offensichtliche, Plakative kürzt der Römer aus der bis ins letzte bekannten Acidformel heraus, baut um dieses entschlackte Gerüst inspirierte minimale Beats, und hat dann noch kreative Kapazitäten übrig für kratzige Störgeräusche und gelungene harmonische Interventionen. Da hätte es eigentlich keinen Marcel Dettmann-Edit mehr gebraucht, andererseits erreicht die Platte so vermutlich mehr Publikum und hilft, das hörenswerte Können von Lorenzo D’Angelo, wie der seit 1989 (!) aktive Künstler im echten Leben heißt, zu verbreiten. Mathias Schaffhäuser

1Norm Talley – The Blak Bottom (Frole Records)


Classic style: Detroit-Veteran Norm Talley haut mit The Blak Bottom drei Motor City-House-Fantasien raus, die aus der Zeit gefallen sind. Immer deutlich spürbar: seine Deep House-Roots der Vergangenheit, die Talley erstmals 1997 mit der City Boy-EP Grove Street Shuffle dokumentierte. Auch auf seinem FXHE Records Album Norm-A-Lize von 2017 waren sie spürbar. Nun hat er sie noch subtiler mit einem Loop-verliebten Detroit-Maschinen-Funk verwischt, bei dem sich der Einsatz einer Hi-Hat so anfühlt wie das wuchtige Ein-Gang-Höher-Schalten auf dem Edsel Ford Expressway Detroits. Der Tune „Blak Sandz“ tut all dies sanft und smooth mit Latinpercussion, „Blak Bottom“ mit Dub und nervösen Drone-Synths. „The Gambler“ dreht die Discokugel auf, lässt kubanische Drums tanzen und swingt in Richtung Peak-Time, was in Detroit nicht selten 23 Uhr bedeutet und sich genau deshalb viel entspannter anfühlt als in Übersee. Michael Leuffen

Vorheriger ArtikelModeselektor: „Es gibt keine Musikkultur mehr”
Nächster ArtikelFarbfernseher: Die Berliner Institution schließt ihre Pforten