Foto: Privat (Cindy Looper)

„Auf die Residents kann man sich verlassen, persönlich und inhaltlich. Sie kennen den Club, die Gäste, die Anlage, und sie sind ein Grundpfeiler der musikalischen Identität eines Clubs, also ebenso wichtig wie die Architektur, der Raumklang oder die Gestaltung“, sagte einst Nick Höppner in der Groove. Mit unserem neuen zweimonatlichen Resident Podcast wollen wir ihnen den gebührenden Respekt zukommen lassen. Für die erste Ausgabe tritt Cindy Looper hinter die Decks.

Die Hamburgerin ist seit ungefähr sieben Jahren Resident im Golden Pudel, welcher seit 1995 einen der Dreh- und Angelpunkte der regionalen Szene darstellt. Labels wie Dial fanden darin ein zweites Wohnzimmer, zuletzt schärfte dort Helena Hauff ihren Sound. Partyreihen wie die sonntägliche MFOC setzen auf ein musikalisch außergewöhnliches Programm, das sich mit den kommunalistischen Ansprüchen des Clubs deckt: Der Golden Pudel ist hierarchielos organisiert, der Eintritt günstig, eine Türpolitik gibt es eigentlich nicht. Alles kann, nichts muss. Das gilt auch weiterhin, nachdem ein vorsätzlich gelegter Brand im Februar 2016 den Club schwer beschädigte und erst recht, nachdem ein langjähriger Rechtsstreit mit einem der Mitbesitzer endlich beigelegt wurde. Seit Ende 2018 befindet sich der Golden Pudel nunmehr in Stiftungshand. Alle dürfen davon profitieren, Profit machen will damit aber niemand.

Für ihren Beitrag zum Groove Resident Podcast setzt Cindy Looper auf ein niedriges Tempo. Den Anfang macht Hector Zazous Projekt La Perversita mit einem “Strawberry Fields Forever”-Cover, weiter geht es mit wavigen Sounds von Essaie Pas und einer guten Dosis mit eingestreuten Achtziger-Referenzen von Bionda e Lupo, bevor schließlich Joey Bargeld mit einer Autotune-getriebenen Interpretation des Die Sterne-Klassikers “Was hat dich bloß so ruiniert” den Abschluss macht. So viel Hamburg muss dann doch sein.


Kannst du dich noch an deinen ersten Besuch im Golden Pudel erinnern?
Das war drei Tage, nachdem ich nach Hamburg gezogen bin. Ich hab in einer Bar auf dem Kiez gearbeitet und ein Kollege meinte wenn ich Dubstep mag muss ich Sonntag zum MFOC in Pudel gehen. Ich hab zu dem Zeitpunkt noch nie etwas von dem Laden gehört. Als ich dort war hatte ich das Gefühl angekommen zu sein. Kitschig, ich weiß.

Und dein erstes DJ-Set dort?
Das war ein Montag mit meiner Freundin Bandulera. Es waren höchstens fünf Personen da und wir haben uns trotzdem fast in die Hosen gemacht.

Wann hast du beim Golden Pudel als Resident angeheuert und wie kam es dazu?
Das muss so 2011 oder 2012 gewesen sein. Charlotte (Knothe, Anm. d. Red.) aus dem Pudel kam eines Abends auf mich zu und meinte ich muss auflegen. Zu der Zeit hab ich das noch nie gemacht und wusste überhaupt nicht, wie das funktioniert. Ich war total überfordert, musste dann aber zugeben: Wie soll ich denn zum Pudel nein sagen? Daraufhin hab ich Bandulera angerufen und sie gezwungen, das mit mir durch zu ziehen.

Was hast du im Laufe deiner Residency dort gelernt?
Das wichtigste und wertvollste für mich ist, dass ich als erstes beigebracht bekommen habe, dass alles erlaubt ist. Dass ich mich nicht verbiegen soll und mein Ding machen kann. Ich finde wichtig, dass man sich als DJ was traut und auch mal Tracks spielt, die man nicht in einem Club erwartet.

Welche Anforderungen bringt der Job des Residents für dich im Vergleich zu einzelnen Gigs in anderen Clubs mit sich?
Anforderungen keine, aber im Gegensatz zu anderen Gigs bin ich im Pudel zuhause und fühle mich persönlich wie musikalisch wohl, egal unter welchen Umständen.

Gibt es eine besonders denkwürdige Nacht aus deiner Geschichte im Golden Pudel?
Es gab einen Morgen im „alten“ Pudel, wir waren alle ziemlich angesoffen, als ein Freund und ich auf die Idee kamen, aufs Dach zu springen und durchgebrochen sind. Uns ist zum Glück nichts passiert. Hab gehört, dass es aber ziemlich witzig aussah

Wie würdest du das durchschnittliche Publikum beschreiben?
Genau kann man das nicht festlegen. Es gibt da die Leute, die wegen der Musik da sind, dann welche, die wegen dem Club da sind und welche, die sich verirrt haben. Alles ist dabei.

Was war die Idee hinter deinem Beitrag für unseren Resident-Podcast?
Ich hab mich neu in das Tempo um 110 verliebt. Ausserdem ist mir wichtig, dass jeder meiner Mixe etwas Eigenes und Besonderes mit sich bringt.

Last but not least: Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Ich hab die Musik letztes Jahr aus verschiedenen Gründen ziemlich vernachlässigt und möchte das dieses Jahr wieder ändern, wieder rein kommen und aktiver werden.



Stream: Cindy Looper – Groove Resident Podcast 1

01. La Perversita – Strawberry Fields Forever
02. Essaie Pas – Retox
03. Upsetter – Sinister Current
04. Zarkoff x HPX – Transceiver
05. Kluentah – Moertel
06. TYVYT|IYTYI – Only Fools
07. Identified Patient – Vermoedens Van Achterdocht
08. Bionda e Lupo – Die Kinder Aus Dem Park
09. Streetwalker – The Nymph
10. Fallbeil – Rave On Plastic
11. Njurmännen – Telepathic Hotline
12. Buttechno – Experimentator
13. Joey Bargeld – Was Hat Dich Bloß So Ruiniert

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Kristoffer Cornils war zwischen Herbst 2015 und Ende 2018 Online-Redakteur der GROOVE. Er betreut den wöchentlichen GROOVE Podcast sowie den monatlichen GROOVE Resident Podcast und schreibt die Kolumne konkrit.