5Dave Aju – Off Weed Or Sane EP (Accidental Jnr)


Der Jazzdrummer Max Roach konnte Blech zum Glühen bringen, seine Hi-hat-Soli sind legendär. Mit „Max At Masonic” verbeugt sich Dave Aju vor dem Virtuosen, lässt den Drummer Friedemann Ziepert ein wild-wirbelndes Solo auf den Tretbecken spielen und addiert nur spärliche Synths, Bässe und Stimmen. Ganz nebenbei positioniert er sich auch selbst als Künstler, der sich um nichts schert, weder um übliche Shop-Regeln für EPs noch um Dancefloor-Funktionalismus. „Dance Like Everybody’s Watching” siedelt dann irgendwo zwischen Felix Da Housecat und klaustrophobischer Voodoo-Disco und könnte das Finale eines bizarren Zombie-Voguing-Contests krönen. „O.O.O.“ tarnt sich zuerst mit einer smoothen Discostimmung, um sich dann doch in eine schräg-schummrige Acidlauge zu schmeißen. Und das trippige „Telekuneko” entpuppt sich als das DJ-Tool der EP: So könnte eine Zusammenarbeit von Brian Eno und David Byrne klingen, wären die Herren 40 Jahre jünger und „My Life In The Bush Of Ghosts“ das Album der Stunde. Mathias Schaffhäuser

4DJ Clea – Fiero (Study Records)


„Fiero“ ist erst die zweite Platte auf Study aus Schweden. Im Sommer kam die erste EP des Labels von Produzent Polisen aus Göteborg im schillernden Disco-Onesie mit Streichern, groovigem Bass, Vocal-Samples und treibenden 4/4-Beats auf die Tanzfläche gesteppt. Für die zweite Katalognummer zeichnet sich DJ Clea verantwortlich, die vor kurzem mit ihrer „Fantasy EP“ auf Hot Haus eindrucksvoll Release-Premiere feierte. Clea Herlöfsson dropte da catchy House-Tracks mit ordentlich Bass-Schub unter den 4/4-Kicks. Ihre neue Single schlägt eine etwas andere Richtung ein. Die Basis für „Fiero“ bildet ein Breakbeat im gemächlichen Tempo, der von einem bedachten Subbass angeschoben wird. Darüber setzt DJ Clea eingängige Pads, die unwillkürlich an die Tracks des Electronica-Schnipslers Gold Panda denken lassen. Im Lauf des Tracks kommen immer mehr Melodien und Klänge dazu, sodass ein wohliger Drive entsteht, der auf und neben der Tanzfläche funktioniert. Philipp Weichenrieder

3Laksa – The Amala Trick / In The Middle (Timedance)


Forward-thinking UK-Techno mit Twist und einer guten Prise tribaler Elemente ist der Deckmantel, unter dem sich das relativ junge Label Timedance um Gründer Batu ab 2015 etabliert hat. Laksa, dessen Tracks auch auf Ilian Tape oder Whities erscheinen, kehrt nun mit einem ordentlichen Two-Tracker zurück: Während “In the Middle” eben wuchtiger Timedance-Sound durch und durch ist, knüpft die B-Seite am tribalen Ende des Soundspektrums an und überführt das Geschehen in dystopische, leicht-zwielichtig dreinblickende und langsamere Subtropica-Erotica-Gefilde. Bildhaft und gelungen – aphrodisierend und sexy. Benjamin Kaufman

2Perko – NV Auto (Numbers)


Er kommt aus Schottland, lebt aber in Kopenhagen und sieht mit seiner runden Drahtbrille und den kurzen, aber nicht zu kurzen Haaren durch und durch aus wie ein Nerd, so der zeitlose Typ. Dieser junge Mann heißt Perko, mit der sieben Stücke umfassende EP NV Auto hat er gerade sein Debüt auf Numbers veröffentlicht – und damit ist ihm eine der allerbesten Platten dieses Jahres gelungen. Die Tracks auf NV Auto seien eine Reise durch die Lieblingsmusiken des Schotten, heißt es. Die Referenzen liegen irgendwo zwischen 1995 und 2005, also in einer Zeit, als Perko noch ein kleines Kind war. Der gut informierte 23-jährige geht mit seinen Einflüssen spielerisch und souverän um. Die Platte beginnt mit idyllischen Ambient-Soundscapes, auf dem großartigen Track “Rounded” geht es weiter mit Breakbeats zwischen dem frühen LTJ Bukem und UK Garage. Auf “What Otters” werden zerrende Dub-Bässe, ryhthmisch lediglich von Handclaps begleitet, von sparsamen Synth-Sprengseln konterkariert. Und zwischen all den atmospärischen Tracks lauert mit “Songbirds” schließlich noch ein so hübsches wie dubbiges Techno-Wesen. Holger Klein

1Shelley Parker – Red Cotton EP (Hessle Audio)

Shelley Parker aus London macht Musik für Ausstellungen, Performances, Tanz-Abende. Auf ihrem eigenen Label Structure Recordings hat sie bereits das Album „Spurn Point“ veröffentlicht, wo sie sich in Soundlandschaften mit ihrem Herkunftsort, einer englischen Militärbasis, auseinandersetzt. Nun „Red Cotton“, ihre erste EP für Hessle Audio. Ihre Materialien scheint sie nach wie vor am Strand zu finden, inmitten von Industrieruinen, nachts auf der Straße. Die Welt mit ihren geschaffenen Dingen schwingt immer mit, etwa im Titeltrack, wo sich diverse Schleif- und Hammergeräusche über einen funky Drummer bei 140 BPM lagern. In „Angel Oak“ erzählt ein alter Baum, der offensichtlich zu lange am Eingangstor einer Fabrik gestanden hat. „Masonry Pier“ behält die Idee sich überlagernder Schleifen bei, geht jedoch in einen Offbeat. Dieser wird dann von Ploy im Remix nochmals funktional betont. So geht’s weiter im Hardcore Continuum. Wundervoll. Christoph Braun

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