5. Robert Heel – Kanákta (Seldom Seen)
Robert Heel legt auf seinem Seldom Seen-Label seit diesem Jahr eine EP nach dem anderen vor, das Prinzip ist immer dasselbe: Kleine Stückzahlen, Siebdruckcover und darunter mal knirschende, mal knarzende Ambient-Musik. Kanákta ist die erste Single der Serie, die sich über zwei Schallplattenseiten erstreckt. Der Titeltrack schiebt über elf Minuten Clicks und Cuts ineinander, die von runden Basstönen unterfüttert werden, bevor gegen Ende zart-herbstliche Frequenzen den Raum erobern. Alte Mille Plateaux-Schule, neu interpretiert. Ähnlich “Tsiks”, welches sich eher an raster-noton– beziehungsweise ~scape-Sounds, genauer gesagt Senking und Pole orientiert: Dub bildet hier das Fundament für repetitiv voranschreitende Entwicklungen im Klangbild, das wie ein Stereoschaumbad gegen die ankriechende Kälte wärmt. Zwei Tracks, mit denen das Grau vorm Fenster etwas sanfter scheint. (Kristoffer Cornils)
4. Amond – Fluent State (Mind Everest)
Fluent State ist ein denkbar passender Titel für das Debüt von Amond. Die fünf Tracks fließen mit einer rauschigen Selbstverständlichkeit vor sich hin, die einerseits an Jan Jelineks loopverliebte Miniaturen denken lässt wie sie andererseits genug Freiraum für stilistische Brechungen lässt. Aus dem wabernden Miteinander des Titeltracks etwa schält sich nach über einer Minute ein hart pulsierender Groove heraus, der aus der minimalistischen Synthie-Schwurbelei den Backdrop für ein Stück hart zupackenden Techno macht. “Latency Swim” lässt danach eher an die Musik von Mind Everest-Labelgründer Zine oder der letzten EP von Lowshore denken: Säuerlich angereicherter Deep House entfaltet unter Tonnen von Patina langsam und schleichend seine Schönheit. Alles auf dieser EP ist im Fluss, fordert wenig Aufmerksamkeit und weiß sie dennoch mit raffinierter Subtilität zu belohnen. (Kristoffer Cornils)
3. Cosmin TRG – Sportiv 004 (Sportiv)
Seit zwei Jahren veröffentlicht Cosmin TRG auf seinem Label Sportiv Techno-Singles, die für warmgetanzte Dancefloors gemacht sind. Der vierte Release stellt da keine Ausnahme dar. „Brixtonstrasse“ ist mit dicht platzierten, trockenen Melodien ein Stomper, der jedoch auf eine gerade Kick verzichtet. Stattdessen erinnert die Bassline an späten Dubstep; eine Zeit, in der Cosmin TRG bekannt wurde und dessen Wiederaufgreifen daher umso interessanter ist. Auf der B-Seite gibt es mit „Gloria“ Platz für schnellen Techno, vermischt mit verwaschenen Akkorden in Moll. Emotion für die Plattentasche. (Cristina Plett)
2. Portable – Believing (Khoikhoi)
Der aus Südafrika stammende, in Europa lebende Portable verarbeitet seine afrikanische Herkunft in einem Minimal-House-Sound und kommt dabei ohne offensichtliche, folkloristische Elemente aus. Den Bezug zur afrikanischen Musik drückt er in einem ungewöhnlich hierarchiefreien Umgang mit den Klängen aus. Bei „Believing“ etwa öffnet er den Groove, indem er auf eine Snaredrum auf der dritten Taktzeit verzichtet. So verpasst er dem behutsamen Housestück eine überraschende rhythmische Gebrochenheit. Ebenso wird der Song in Portables außergewöhnlichem, klassisch ausbildetem Tenor vorgetragen, der dem in dem Stück zitierten „Don’t Stop Believin’“ von Journey einen hochkulturellen Feinsinn einimpft. (Alexis Waltz)
1. Justin Cudmore – Twisted Love / About To Burst (Phonica White)
Es gibt derzeit gewiss leichtere Aufgaben, als in Peggy Gous Fußstapfen treten zu müssen. Im Frühling veröffentlichte sie Traveling Without Arriving als Teil der Phonica White-Serie, der Amerikaner Justin Cudmore folgt jetzt mit der nächsten 12’’. Wie bei seinen Releases auf The Bunker New York oder Interdimensional Transmissions verlässt er sich dabei auf Acid-unterfütterten House, der treibender anmutet als zuvor und seine Stärken besonders auf dem Dancefloor ausspielen dürfte. Beide Tracks legen dabei ab und an zu viel Wert auf Funktionalität, überschreiten aber nie die Grenze zum Generischen. „Twisted Love“ zeigt auf der A-Seite, dass guter House kein Hexenwerk ist: Eine kräftig pumpende Acid-Bassline, hallende Vocals – das Publikum dankt. Weniger euphorisch, dafür mit einem ausgereifteren Spannungsbogen versehen, klingt „About To Burst“. Der Track lebt von seinem Abwechslungsreichtum im Beat, der sich durch punktuell intensivierte Hi-Hats oder andere Nuancen nie abnutzt. (Maximilian Fritz)