Wieso hast du seit 1994 kein Album mehr unter dem Namen Mr. Fingers veröffentlicht?
Anfangs war es so, dass ich den Namen nur ruhen lassen wollte, nachdem der Plattenvertrag mit MCA beendet war. Ich hatte Bedenken, dass es vielleicht rechtliche Schwierigkeiten geben könnte. Irgendwann verlor ich Mr. Fingers dann ganz aus den Augen, ich war mit anderen Dingen beschäftigt. Das hat also keine tiefere Bedeutung.

Man spricht eigentlich nur über den Produzenten Larry Heard. Dabei übersieht man, dass du ja auch ein Songschreiber und Sänger bist. Kommt dieser Umstand deiner Meinung nach in der öffentlichen Wahrnehmung deiner Person zu kurz?
Ich versuche zumindest zu singen. Manchmal macht man etwas nur deshalb, weil gerade niemand anderes da ist, der das übernehmen könnte. So ist es bei mir mit dem Gesang. “What About This Love?” ist der erste Song, auf dem ich je gesungen habe, und zwar aus einem einfachen Grund: Die Person, die auf dem Stück singen sollte, tauchte nicht im Studio auf. Eigentlich sollten meine Vocals nur eine Skizze sein, zu meiner Überraschung bekam ich aber positives Feedback. Trotzdem halte mich mich nicht für Luther Vandross.

Dieses Stück war auf dem Album Introduction aus dem Jahr 1992. Bei Fingers Inc. hatte Robert Owens den Gesangspart übernommen. Auf Introduction ist er nur noch auf drei Tracks zu hören. Wieso trennten sich eure Wege?
Robert zog nach New York. Bevor er wegzog, hatten wir noch vier oder fünf Songs für ein weiteres Fingers Inc.-Album aufgenommen. Wegen Roberts Umzug trafen wir die Entscheidung, die Platte nicht mehr fertigzustellen. Als ich ein paar Jahre später an Introduction arbeitete, erinnerte ich mich an die Songs, die wir zusammen geschrieben hatten. Ich fragte ihn, ob er Lust hätte, diese Stücke mit mir aufzunehmen. Dass ich am Ende sechs oder sieben Tracks auf dem Album selbst einsang, war für mich eine neue Erfahrung, aber es hat Spaß gemacht.

Wie verkaufte sich denn Introduction? War das Album erfolgreich?
Oh ja, die Platte verkaufte sich gut. Doch MCA war eine große Firma, die es ansonsten mit Millionenstückzahlen zu tun hatte. Deshalb wollten sie, dass mich Simon Law (damals Produzent von z.B. Maxi Priest und Soul II Soul, Anm. der Redaktion) bei der Arbeit am Album unterstützt und seinen Shuffle-Beat einbringt. Dieser Sound war in den frühen Neunzigern irre erfolgreich. Das Label wollte eine Formel anwenden, die sich bereits als erfolgreich erwiesen hatte. Ich war für die Leute bei MCA eine unbekannte Größe, mir alleine trauten sie das nicht zu.

Das hört sich so an, als ob du deine Vorstellungen nur zum Teil umsetzen konntest. Wie stehst du heute zu dem Album?
Ich mag es schon, meine Originalversionen der Songs gefallen mir aber besser. Die spiegeln meine Person wider. Das ist es doch, was man von Musik eigentlich erwartet. Man will doch nicht hören, wie sich jemand an den gerade gängigen Trend anbiedert. Verstehe mich nicht falsch, ich habe nichts gegen das fertige Album. Es klingt noch immer gut, ich hätte mir aber gewünscht, dass es zu hundert Prozent für mich steht. Wenn ich ein Quincy Jones-Album kaufe, will ich ja auch nicht noch den zusätzlichen Beitrag eines anderen Produzenten hören. Ich will die Musik hören, die Quincy verkörpert und nicht etwas Verwässertes.

1
2
3
4
5
6
7
8
9
Vorheriger ArtikelJoey Daniel: The Sound of Music On Ibiza
Nächster ArtikelDGTL Tel Aviv 2018: Das Line-Up steht