Foto: Chris Erlbeck (Garbicz Festival)

Wenn es so etwas wie ein ideales Festivalgelände geben sollte, würde das von den Berliner Partycrews Bachstelzen und Katerblau / Holzmarkt organisierte Garbicz Festival Festival ganz sicher einen der obersten Ränge einnehmen. Idyllisch an einem See und um ein Naturschutzgebiet gelegen, wird hier seit fünf Jahren mit bemerkenswertem Aufwand ein naturnahes Rave-Utopia kreiert, das mit viel Liebe zum Detail, Humor und ausgelassenen Hedonismus besticht. Produktionsleiter Fritz Windish erklärt uns wie es dazu kam.

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Ihr wart in Deutschland die ersten, die ein all-inclusive-Konzept anbieten. Der Vorteil für die Gäste ist, sich vor Ort dem Ganzen hingeben zu können, ohne ständig mit Geld zu hantieren, der Nachteil ist ein hoher monetärer Ersteinsatz, der viele Menschen erst einmal ausschließt. Was war euer Beweggrund dieses Konzept einzuführen? 
Die Idee an dem Festival war es von vornherein einen Rund-um-Sorglos Urlaub anzubieten. Wie Club Med, bloß halt für unsere Szene, in supernice. Der Fokus des Festivals liegt bei uns auch auf gutem Essen und Trinken. Jedoch muss man um gutes Essen anbieten zu können eine Planungssicherheit haben, dass auch wirklich gegessen wird und nicht nur gesoffen. Sonst schnell Ravioli in die Fressluke, tschau und weiter raven. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist, dass viel weniger Müll anfällt, weil die Leute weniger Essen von zu Hause anschleppen müssen, was bei uns auf dem Gelände, welches umgeben ist von Naturschutzgebieten, besonders wichtig ist. Es gibt auch steuerliche Gründe. In Polen haben alle Getränkeklassen je nach Höhe des Alkoholgehaltes unterschiedliche Umsatzsteuersätze. Das bedeutet, man müsste mit Registrierkassen arbeiten und jeden Verkauf exakt erfassen, damit man die Steuererstattungen gelten machen kann. Bei einem all-inclusive-Paket fällt dieser Aufwand weg. 

Man merkt dem Festival die unglaubliche Liebe zum Detail an: von dem Floß, der ganzen Dekoration, den versteckten Dance- und Chillfloors, den Awareness-Teams, der überdurchschnittlichen Gastro. Wie viel Leute sind eigentlich in der gesamten Produktion beteiligt und wie schafft ihr es, immer wieder so viel Engagement zu bündeln? 
Dies ist die größte Aufgabe für die Produktion. Nicht Projekte und Leute zu finden, sondern den ganzen Crew-Wahnsinn in den Griff zu bekommen. Wir sind fast bei einem Verhältnis von drei zu eins, auf drei Festivalgäste kommt ein Crewmitglied, Künstler oder Volunteer, die diesen Spaß ermöglichen. Deswegen ist der Preis leider auch so hoch, weil wir weder die Crew wirklich verkleinern wollen und können, noch an Qualität einbüßen möchten. Gleichzeitig können und wollen wir nicht mehr Tickets verkaufen. Es ist sehr schwierig ein kleines Festival mit solch enormen Aufwand wirtschaftlich stabil zu halten und gleichzeitig zu versuchen unsere Leute einigermaßen fair für ihre Arbeit zu entlohnen. Ohne die vielen freiwilligen Helfer würde das ganze nicht möglich sein. Eine großen Dank an dieser Stelle an unsere tolle Crew und alle Helfer und Künstler!

Wie bindet ihr die Anwohner mit ein? 
Wir sind damals von der polnischen Seite eingeladen worden und unsere Firma ist eine Gesellschaft aus Polen, Deutschen, Schweizern und Engländern. Also ein europäisches Musterprojekt. Die polnische Seite hat ihren eigenen Floor, den sie bauen und mit bespielen. Wir haben Festangestellte aus den umliegenden Dörfern, die bei uns unterjährig auf dem Gelände und während des Festivals arbeiten. Viele Bauhelfer und auch das Crewcatering läuft zum großen Teil über die Einheimischen, so wie der Kiosk für die Crew beim Aufbau. Es hat sich auch abseits des Festivals dort eine kleine Dorfraveszene etabliert.

Was macht ihr dafür, dass Flora und Fauna die Veranstaltungsstrapazen gut überstehen? 
Wir haben seit einigen Jahren ein Conscious Team, welches die Leute mit Performances und Aktionen sensibilisiert. Wir nehmen extra keinen Müllpfand, weil wir möchten, dass es einfach normal sein sollte seinen Müll aufzusammeln. Wir versuchen die Privatanreise mit PKWs zu reduzieren, jeder Gast bekommt einen Taschenaschenbecher. Dieses Jahr haben wir ein eigenes Sustainability Department gegründet, welches das Thema nochmals auf eine höhere Stufe hebt und auch wirkliche Impact-Analysen durchführt und als erstes dieses Jahr das ganze Müllsystem verbessert sowie logistische Leerfahrten vermindert. Unsere Lieferanten versuchen wir zu bewegen ihren Müll gleich wieder mit zu nehmen. 

Ihr seid seit dem ersten Garbicz vor fünf Jahren kontinuierlich gewachsen, ohne dass der ursprüngliche Vibe aus Freiheit und Selbstverantwortung verloren ging. Wohin wollt ihr das Ganze in Zukunft steuern?
Derzeit möchten wir das Festival noch ein paar Jahre so weiter betreiben und stetig optimieren. Inhaltlich, ökologisch und wirtschaftlich. Aber es kann jederzeit auch passieren, dass wir einfach mal was komplett anderes machen, wenn wir merken das braucht es jetzt. Vielleicht kommen die Leute und es gibt ein Jahr nur Workshops und Kochkurse und eine ominöse Bassdrum klingt alleine fern im Walde und macht alle nervös.

Warum veröffentlicht ihr im Vorfeld nie euer Line-up? 
Freiheit. Wir möchten Gäste haben, die wegen uns und dem großen energetischen Ganzen zu uns kommen, nicht um einen bestimmten Act zu sehen. Deswegen verkaufen wir auch keine Sonntagskarten. Entweder ganz oder gar nicht. Dennoch wird das Line-up von Jahr zu Jahr stärker und diverser, immer mehr Künstler fragen von alleine an. Alle Headliner bekommen das Gleiche. Die Künstler sind entspannter, trauen sich gewagte B2B-Sachen oder stellen neue Projekte vor. Die Gäste vertrauen uns und es ist aufregend, wenn man im Bus zum Festival sitzt und dann erst das Booklet in die Hand bekommt. 


Groove präsentiert: Garbicz Festival 2018
02. bis 06. August 2018

Line-Up: tba

Tickets: 276€ regulär, 326€ Unterstützer*in (Provisions-Link)

Garbicz
Polen

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