Eine wichtige Rolle nimmt die immaterielle Gestaltung des Raums durch Licht ein. Was für Beispiele gibt es hier, etwa für frühe immersive Räume?
Ein schönes Beispiel war das Cerebrum, ein Club in New York, der Ende der 1960er Jahre und nur für ein Jahr existierte. Dort mussten die Besucher ihre Kleider ablegen und in weiße Gewänder schlüpfen, dann betraten sie einen Raum in dem auf alle vier Wände rundum abstrakte Muster aber auch Filme projiziert wurden. Dann wurden beispielsweise Aufnahmen vom verschneiten Neuengland gezeigt und dazu wurde heißer Cider gereicht, oder Aufnahmen von afrikanischer Steppe und dazu fingen dann alle an zu trommeln. Eine Liquor Licence hatte der Club nicht, aber es könnte sein, dass da auch Drogen im Spiel waren.

Was für einen Einfluss hat der Musikstil für den ein Club gedacht wird auf die Architektur bzw das Design? Und beeinflusst umgekehrt die Gestaltung auch die Musik?
Nicht zwingend aber wenn man die Entwicklung über die Jahrzehnte betrachte, würde ich schon sagen, dass man da Parallelen erkennen kann. Etwa zwischen Disco, dem Glitzer und Glamour und der Körperbetontheit, die sich damit verbindet und den Neon und Spiegelbestückten Interieurs vieler Discos. Oder zwischen dem eher kalten und maschinellen Techno und der roughen Ruinenästhetik mancher Clubs der 1990er Jahre, die natürlich auch pragmatische Gründe hatte, weil einfach irgendwelche leerstehenden Räume temporär besetzt wurden, die aber doch auch gepflegt wurde.

Diskothek Flash Back, Borgo San Dalmazzo, ca. 1972. Gestaltung: Studio65. © Paolo Mussat Sartor

Viele musikhistorisch bedeutende Clubs wie das Warehouse in Chicago oder das Music Institute in Detroit sind kaum darstellbar – entweder weil sie gestalterisch wenig bedeutend sind oder weil es so gut wie keine Aufnahmen von ihnen gibt. Wie geht die Ausstellung mit dieser Herausforderung um?
Das hat natürlich die Auswahl der Clubs, auf die wir in der Ausstellung eingehen, geprägt. Gerade von der House Szene in Chicago und der Technoszene in Detroit hätten wir gerne mehr gezeigt. Wir waren auch dort und haben dort recherchiert aber mit Exponaten oder auch nur Fotos und Film war es da, ganz im Gegensatz zur New Yorker Clubszene etwa, extrem schwierig. Wir haben also versucht, Clubs auszuwählen, zu denen wir etwas zu zeigen haben und die zugleich stellvertretend für bestimmte Aspekte der Clubkultur stehen können.

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