Zuerst erschienen in Groove 171 (Februar/März 2018).

„Die letzten Jahre waren in Techno und House sehr weiß. Auch gerade das, was aus Berlin kam“, findet Mathias Modica, der seit fast 20 Jahren das Freestyle-Project Munk betreibt: „Was wir mit Toy Tonics machen, ist extrem schwarz. Die Jungs hier sind Fans von Paul Johnson und Kerri Chandler, sie sammeln Discoplatten, stehen auf Yussef Kamaal & Kamasi Washington. Mit so einem Background machen sie House. Als wir vor fünf Jahren gestartet sind, war das überhaupt nicht der Sound, der angesagt war. Wenn du mich fragst, ob ich erwartet habe, dass das Label so abgeht: eigentlich nicht.“

Zum einen knüpfen die zahllosen Künstler auf Toy Tonics sehr direkt an den New-York-House der Neunziger an. Dabei klingen sie nicht so nüchtern und digital wie viele ähnlich ausgerichtete, britische Kollegen. Die Toy-Tonics-Artists lassen sich von ihrer Musikalität treiben, viele von ihnen haben in Bands gespielt.

Bei aller Zielsicherheit haben sie Spaß an verschrobenen Klängen. Wo House zuletzt oft clean und nach innen gerichtet klang, geben sie der Musik ihre Sinnlichkeit und ihre Spontaneität zurück. Und den Humor. „Einer der Aspekte der Dance Music der letzten Jahre ist ja, dass sich alles so wahnsinnig ernst nimmt“, findet Modica. Bei dem Logo handelt es sich um ein echtes, antikes Motiv. Allein das Schwert, das geschmiedet wird, wurde durch eine Schallplatte ausgetauscht.

Seit 1999 betreibt Modica das Label Gomma. Da passte der Sound von Toy Tonics nicht so recht rein: „Auf Gomma macht der Gitarrist von Franz Ferdinand sein Freaky-Folk-Projekt, und dann soll da einen Monat später eine New-Funk-House-Platte rauskommen. Diese Ansätze sind weit voneinander entfernt.“ Deshalb gründete die Crew kurzerhand Toy Tonics als zweites Label. „Da können wir die Clubtracks einfach so raushauen. Die Leute, die Toy Tonics spielen, sind zwischen 20 und 25. Die kennen Gomma vielleicht gar nicht oder können mit dem Weirdo-Indie-Kram nichts anfangen. Bei Gomma haben wir bei einer bestimmten Platte fünfmal überlegt. Bei Toy Tonics machen wir es einfach: Weil die Platte geil ist, weil sie funktioniert, weil sie in dem Monat voll in den Zeitgeist passt.“


 

3. Coeo – Back In The Days

„Back In The Days“ von Coeo und „Sex“ von Black Loops sind die erfolgreichsten Tracks des Labels. „Sex“ war 2016 auf Beatport einer der meistverkauften Housetracks in den Main-Charts. „Back In The Days“ ist auch sehr catchy, in einem Masters-At-Work-Black-Music-House-Vibe gehalten. Das ist besser hörbar als ein 9-minütiger Berghain-Deep-House-Track. Unsere Leute legen mit einem DJ-Harvey-Gedanken auf. Wenn du um elf auf eine Toy-Tonics-Party kommst, weißt du nicht, was um drei laufen wird.“

2. Rhode & Brown – B Tru 2 U

„Wir haben immer Praktikanten bei Gomma. Einer von ihnen war Andre Rhode von Rhode & Brown. Die meisten sind auch Hobby-DJs, die sich mit der Zeit im Münchener Nachtleben einen Platz erspielen. Viele haben dann auch angefangen zu produzieren. Rausgebracht hat deren Sachen aber niemand. Unser A&R Manuel Kim kam dann an und meinte: Wir müssen diesen Kram rausbringen. Rhode & Brown haben mittlerweile schon fünf Maxis für uns gemacht. Das ist wie eine Familie und das finden wir geil.“

1. Diverse – Mushroom House EP5

„Unsere Mushroom House EPs sind unsere einzigen Veröffentlichungen mit Full-Cover. Da kommen durchgeknalltere Sachen raus wie Indie-, Afro-House oder psychedelisches Zeug, das aus der Reihe tanzt. Harry Wolfman und Art Alfie haben was geschickt, und Red Axes haben mal einen total abgedrehten Remix gemacht. Diese Serie geht auch vinylmäßig total ab, die haben wir jedes Mal dreimal nachgepresst. Die Leute mögen das Artwork. Und sie suchen offenbar House, der aus der Reihe tanzt.“

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