Warum bist du vor zehn Jahren aus dem Süden Niederbayerns nach Berlin gezogen?
So mit 23, 24 Jahren hatte ich das Gefühl, nochmal was anderes machen zu können. In Berlin lebten einige Freunde und das bot sich einfach an, das entstand aus einer Laune heraus. Ich hab mir noch von Bayern aus einen Job als Personal Trainer in einem Fitnessstudio gesucht – auch wieder als Halbtagsjob – und bin dann nach Berlin gezogen. Ich hab dann weiterhin Musik gemacht und irgendwann entstand dann der Wunsch, sie zu veröffentlichen. Dafür habe ich mein Label Plangent gegründet.
Dann passierten 2011 zwei Dinge, die die Musik noch stärker zum Zentrum deines Lebens machten. Zum einen bekam gleich deine erste Platte Plangent 001 eine sehr gute Kritik auf Resident Advisor. Die Rezension endete mit der Vorahnung: „Mit ein paar mehr EPs wie dieser könnte sich Recondite bald als Headliner eines Festivals wiederfinden“.
Ich erinnere mich aber auch noch gut an einen Kommentar dazu, der in etwa lautete: Ich bezweifle stark, dass dieser Typ in absehbarer Zeit auf irgendwelchen Festivals spielen wird (lacht). Die Review schrieb der damalige Chefredakteur von Resident Advisor, Todd Burns. Er hat meine Platte vermutlich auf der Homepage von Clone Records entdeckt, die den Vertrieb dafür übernommen hatten. Und ich werde ihm für immer dankbar sein. Nicht nur für die Besprechung, sondern vor allem für die Zeit, die er sich für mich genommen hat. Bevor er die Platte besprach, hat er mich kontaktiert und gefragt, ob wir uns in einem Café treffen könnten, weil er mehr über mich erfahren wollte. Dieses Interesse, das er mir entgegengebracht hat, war eine starke Motivation für mich!
Stream: Recondite – Daemmerlicht (Preview)
Zum anderen war gleich dein erstes Booking damals in Berlin in der Panorama Bar. Wie kam es dazu?
Das hab ich ganz klar Paul Rose alias Scuba zu verdanken. Er veranstaltete damals die Substance-Partys im Berghain und er buchte mich – neben Gilles Peterson und Maya Jane Coles – auf den zweiten Floor in die Panorama Bar. Paul traf ich damals zwei- oder dreimal die Woche, weil ich durch Zufall sein Personal Trainer im Fitness Studio war. Und er war auch der erste, den ich aus der Szene kennenlernte, der mich unterstützte. Ich hatte ein super Verhältnis zu ihm und wir sprachen damals dann schnell nicht nur über das Training, sondern auch über Musik.
Was bedeutet „live“ zu spielen für Dich? Jeff Mills hat es mal als „Benutzung der Intuition des Musikers, um herauszufinden was man als nächstes macht“ beschrieben.
Das ist es für mich nicht. Für mich geht es dabei in erster Linie, um die Darbietung meiner Musik. Es gibt für mich auch keine großartige Unterscheidung zwischen der Musik auf meinen Platten und der Musik, wie ich sie live spiele. Die Tracks, so wie sie aufgebaut sind, haben für mich ja eine bestimmte Aussage und die möchte ich dann nicht auseinander reißen. Mir geht es in der Live-Situation eher um die Dramaturgie, darum wie ich meine Tracks zusammenstelle. Und das unterscheidet sich wesentlich abhängig davon, wo ich gerade spiele. Diese Frage, was macht der Musiker da eigentlich auf der Bühne, war für mich immer irrelevant. Als ich damals Swayzak in der Registratur in München gesehen hab war ich musikalisch enttäuscht, weil die anstatt eine Snare Drum zu spielen auf eine Keksdose geschlagen haben, in der ein Mikrofon steckte. Ich wollte aber keine Keksdose hören, sondern die Snare, die ich von den Platten kannte!