Auf dem Berg endet das Programm um 23 Uhr. Dann verlagert sich das Geschehen zurück nach Verbier, wo sich das Publikum auf vier Clubs verteilt. Diese entsprechen der Vorstellung, wie man sie von Clubs in einem Luxus-Ski-Ressort hat. Man findet mehr Lounges als Tanzflächen vor, getrunken wird Champagner statt Bier. Das Festival spricht nach außen zwar ein urbanes und musikaffines Publikum an, die Realität sieht allerdings etwas anders aus. Da Skiurlaub selbst für Schweizerverhältnisse teuer ist, bleiben die hippen Städter den Bergen fern. Dem Polaris würde das allerdings nicht unbedingt schlecht stehen.

Ein bisschen regionaler Spirit fehlt zumindest nicht. Unter dem vor großen Namen strotzenden Line-up findet man auch einige Schweizer Künstler aus Genf, Zürich und Bern. So spielt vor Job Jobse die Genfer DJ Garance und die Bernerin Princess P leistet gute Vorarbeit für den zu spät erscheinenden Young Marco. Dieser ist irgendwo im Schnee stecken geblieben oder musste noch seine Instagram-Story updaten.

Dass sich das Polaris darum bemüht, lokale DJs einzuspannen, ist keine Selbstverständlichkeit. Der DJ-Austausch zwischen den Regionen der Schweiz ist bis anhin nicht sehr rege, erst recht nicht zwischen den Sprachregionen. Deshalb ist es ein schönes Zeichen der Booker, nicht nur auf DJs aus dem Französisch sprechenden Teil, in dem sich Verbier befindet, zu setzten.

@polarisfestival: Princess P (@muriel_sorbet) und danach @youngmarco.

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Die vom Wetterbericht versprochenen Schneefälle sorgt am letzten Tag für einige Aufregung. Der Sonntag muss abgesagt werden. Die Veranstalter reagieren aber schnell auf die Situation. Die Tickets werden zurückerstattet und bis auf Levon Vincent können alle angesagten Acts in die Clubs im Dorf verlegt werden. So spielt Nina Kraviz im für sie viel zu kleinen Club Étoile. Glück für diejenigen, die es durch die Tür schaffen: Kraviz in einem solch intimen Umfeld auflegen zu sehen, gehört heute mit Sicherheit zu einem seltenen Ereignis.

Um ein Festival dieser Art durchzuführen, ist Verbier der perfekte Ort. Vonseiten der Veranstalter wird sich zudem viel Mühe gegeben, den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden. Dies klappt in der Umsetzung auch ganz gut, wenn man bedenkt, dass Skitouristen und Raver gleichermaßen befriedigt werden wollen. Im Übrigen trennen sich diese Gruppen spürbar voneinander, was aber nicht heißt, dass nicht gemeinsam gefeiert wird. So gesehen kann das Polaris auch mit der dritten Durchführung seinen Platz als eines der führenden elektronischen Winter-Festivals behaupten.

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