Du hast mal gesagt, dass elektronische Musik und die dazugehörige Kultur idealistisch sein sollen. Welche Möglichkeiten gibt es für weiße und männliche Künstler, die Szene auf den Weg zu diesem Ideal zu bringen?
Na ja, du kannst entweder öffentlich oder privat daran mitarbeiten. Ich denke allerdings, dass wir alle ein Bewusstsein dafür haben müssen und den Dialog darüber suchen sollten. Die Beziehung zu meiner Agentin und unsere Arbeit mit PromoterInnen basiert darauf, dass wir uns in dieser Hinsicht eindeutig positionieren. Ich werde nicht auf Partys spielen, wenn die Line-Ups ausschließlich weiß und männlich sind. Wenn ich mit Blick auf ein Line-Up denke, dass es das Gegenteil von dem repräsentiert, was in dieser Welt unterstützenswert ist und ich die Möglichkeit habe, das zu ändern, dann werde ich das auch tun. Wenn ich darauf keinen Einfluss nehmen kann, dann schaue ich mir entweder das Drumherum genau an, oder ich sage ab. Es gibt noch viele andere Probleme, mit denen wir heutzutage konfrontiert werden. Derzeit wird viel über Diversität gesprochen, was gut ist. Aber im Laufe der Zeit, die ich mit dieser Musik und in dieser Szene verbracht habe, haben sich einige Dinge geändert und manche davon zum Schlimmeren. Beispielsweise ist das Publikum weniger divers als noch vor etwa zehn oder 15 Jahren. Wenn du dir die Gründe dafür anschaust, dann sind das vor allem größere ökonomische Gründe, über die wir keine Kontrolle haben. Aber es gibt auch Werte, an denen wir alle mitgewirkt haben und die meiner Meinung nach zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Werte, die an sich bürgerlich sind und die Orte, in denen wir uns bewegen, bürgerlicher gemacht haben. Es gibt einiges, worauf manche Leute versnobt reagieren. Und genau diese Art von versnobtem Intellektualismus hat sich negativ auf die Diversität des Publikums ausgewirkt, die in diese Clubs geben. Ich hoffe, das wird die nächste Debatte sein, die wir führen. Sobald die Diskussion um Diversität normalisiert wurde und alltäglich geworden ist.
Was genau meinst du damit, wenn du sagst, dass die Leute snobistisch sind?
Sind sind snobistisch in Bezug auf bestimmte Arten von Musik, bestimmte Subgenres von House Music. Sie sind snobistisch gegenüber allem, was sie geschmacklos finden. Und dann gibt es noch die, welche bestimmte Platten zu ihrem Fetisch erhoben haben. Wenn du auf Rotary-Mixer und teure Platten bestehst, dann schließt das alle aus, die kein Geld haben. Und dann findest du dich in einem lächerlichen großbürgerlichen Umfeld um etwas wieder, das eigentlich viel diverser sein sollte. Ich hasse es, mit anzusehen, wie das in unserer Szene zur Normalität wird. Wenn du DJs erlebst, die Platten aburteilen oder denken, dass eine Platte nur deswegen gut ist, weil sie selten oder teuer ist. Solche Sachen machen mich traurig, weil sie Konsequenzen nach sich ziehen, derer sich diese DJs nicht bewusst sind. Also lasst uns darüber reden und den Leuten bewusst machen, dass wir so etwas nicht zum Fetisch erheben dürfen. Wenn ich an die Crowds denke, vor denen ich in diesem Jahr gespielt habe, dann war die diverseste davon auf Ibiza zu finden. Und warum ist das so? Warum ist das Publikum im DC-10 diverser als auf einem bestimmten Festival oder in einem bestimmten Club in London, Amsterdam oder Berlin, wenn ich dort spiele? Nun, das hat mit Klassenzugehörigkeit zu tun. Und der Tatsache, dass der Eintritt fürs DC-10 60 Euro kostet und dass andererseits viele Leute dieses Geld nicht haben und eine ganze Weile sparen, um dort zu sein. Weil es etwas ist, zu dem sie eine Verbindung haben. An diesen Orten gibt es diesen Snobismus nicht. Ich habe auf Ibiza viele Leute gehört, deren Musik ich nicht sonderlich mag. Aber es steht mir nicht zu, über sie zu urteilen oder über diejenigen, denen diese Musik gefällt. Natürlich gibt es an Ibiza viel zu kritisieren. Das ist nicht meine Welt in der Hinsicht, dass ich Geld dafür ausgeben würde, dort feiern zu gehen. Aber genauso bin ich es leid und gelangweilt davon, mich in Räumen zu bewegen, die eindimensional sind und wo ich meine Meinung mit allen anderen Anwesenden teile. Das ist zu einfach. In Clubs will ich das Gefühl haben, an einem Ort zu sein, wo wir uns alle für etwas treffen, das wir lieben und wo die Menschen sie selbst sein können.