Foto Banner: Ahnne Dulan (DJ Bone)
Zuerst erschienen in Groove 163 (November/Dezember 2016).

Was Techno und House angeht, hat Detroit etliche Einschnitte hinnehmen müssen. Früher gab es hier jedes Wochenende mindestens fünf oder sechs gute Partys. In den Warehouses haben sich 2000 bis 3000 Gäste gedrängt, da war richtig was los. Nachdem die Stadt immer rigoroser dagegen vorgegangen ist, verlagerte sich alles in die Clubs. Das war etwa 1997. Von da an ging es kontinuierlich bergab. Inzwischen müssen alle Clubs um 2 Uhr schließen.


Stream: DJ Bone – Live in Detroit (1998)

Das Motor in Hamtramck war nichtsdestotrotz eine Art Antwort auf die damaligen Entwicklungen. Ich war dort bis 1999 Resident und hatte Goldie zu Gast oder DJ Funk. Als ein Teil der Clubbetreiber das Programm in Richtung kommerziellerer Kaliber vom Schlag eines Paul Oakenfold verändern wollte, habe ich das Handtuch geworfen. Dennoch war das in meinen Augen der letzte richtige Technoclub in Detroit. Wenn ich das mit dem Hier und Jetzt vergleiche, fällt mir nichts Entsprechendes ein. Es gibt zwar noch das The Works, aber selbst dort fehlt die Kontinuität.

Wenn du als Tourist wegen der Musik nach Detroit kommst, solltest du zu Submerge gehen und dir das Technomuseum anschauen. Das ist ein guter Ort für einen Crashkurs in Sachen Detroit Techno. Platten kaufen kannst du bei Detroit Threads. Ferner würde ich empfehlen, möglichst eine der hiesigen Housepartys mitzunehmen. Die zeichnen sich meist durch eine coole Community und ein starkes Stammpublikum aus.

(Foto: Detroit Threads)

Ein Highlight der eher klassischen Sehenswürdigkeiten ist Belle Isle, eine große Insel mitten im Detroit River. Früher sind wir als Kinder dort herumgetobt. Downtown ist ebenso einen Besuch wert. Hart Plaza beispielsweise, wo sie jedes Jahr das Festival ausrichten. Eastern Market am Samstagvormittag ist toll, wenn die ganzen Farmer aus dem Umland ihre Lebensmittel auftürmen. Auch die Michigan Central Station ist architektonisch toll anzusehen. Sie verfällt jedoch seit ewigen Zeiten und repräsentiert Detroit auf verhängnisvolle Weise. Viele Touristen finden es scheinbar äußerst spannend, sich die ganzen kaputten Häuser anzuschauen, dabei ist das nichts, auf das man stolz sein kann.

(Foto: Lester Graham / Michigan Radio)
(Foto: Albert Duce / Wikimedia Commons)

Die Stadt hat zwar beschlossen, Detroit neu zu beleben, drängt allerdings durch Sanierungen die dort lebende Bevölkerung aus ihren Wohnungen. Down- und Midtown sehen inzwischen natürlich schick aus. Da gibt es Yogastudios die Straße runter und schicke neue Cafés an jeder Ecke, während auf der East Side, der West Side oder North Westside rein gar nichts geschieht. Auch die Leute in der Hood mögen Kaffee oder lesen Bücher und trotzdem kommt niemand auf die Idee, dort etwas zu eröffnen. Nicht mal ein verdammtes Starbucks findet man hier. Etliche Gebäude sind entweder heruntergekommen oder abgebrannt und das geht nicht nur ein paar Blocks, sondern zig Meilen so.

Das Seyburn Building auf der East Side etwa, in dem ich früher gewohnt habe, ist damals schon halb auseinandergefallen. Die Barbecues mit Carl Craig, K-Hand und DJ Overdose, die alle im selben Haus wohnten, haben das hingegen aufgewogen. An der Situation im Viertel hat sich leider nicht viel geändert. Schon damals wurde nebenan mit Heroin gedealt, Leute haben versucht, Autos zu klauen, und auf Carl ist geschossen worden. Wir haben uns allerdings nicht unterkriegen lassen und hatten eine gute Zeit.

Vorheriger ArtikelArte Tracks: Berliner Clubs vor 20 Jahren
Nächster ArtikelBen Klock: Charts From the Past (September 2007)